Seit dreieinhalb Jahren konnte man bei einer bosnisch-deutsch-syrischen Hehlerbande, an deren Spitze ein 27jähriger Bosnier stand, so ziemlich alles kaufen, was irgendeiner illegal beschaffen konnte oder besaß. Der Bosnier nahm von den Käufern das Geld entgegen und zahlte es erst an den anonymen Verkäufer, wenn der Käufer den Eingang der illegalen Ware bestätigte. Gehandelt wurden unter anderem verbotene Drogen, Waffen, Fake-IDs, Ausweise, gestohlene Kreditkarten oder gehackte Bankzugangsdaten von Online-Bankkunden. Auch DDoS-Attacken waren zu bestellen und die Infizierung eines Computers. Oder auch gehackte Zugangsnamen und Passwörter für verschiedene Internet-Dienste wurden angeboten.
In Deutschland gab es dafür bislang gar keinen Straftatbestand. Auf Betreiben Hessens wurde erst kürzlich bundesweit der Straftatbestand der Datenhehlerei (§ 202d StGB) eingeführt.
In der vergangenen Woche schlugen die Frankfurter Ermittler, die das Treiben der Hehlerbande in anonymen Netwerken lange genug beobachtet hatten, mit großem Erfolg zu:
Die Polizei am 23. und 24. Februar 2016 in sieben europäischen Ländern neun verdächtige Betreiber von „darknet“ Online-Plattformen festgenommen, teilten heute die Bundesgeneralstaatsanwaltschaft und das Bundeskriminalamt in Wiesbaden mit.
Bei der Operation gegen Foren der Underground Economy durchsuchte die Polizeei letzte Woche gezielt 69 Haushalte und Unternehmen in ganz Deutschland und in Bosnien, der Schweiz, Frankreich, den Niederlanden, Litauen und Russland.
Die Verdächtigen verwendeten sogenannte darknet Systeme – oder verschlüsselte Peer-to-Peer-Netzwerke, um vor allem Heroin, Kokain, Cannabis, Amphetamine, Ecstasy sowie gefälschte deutsche, niederländische und italienische Identitätsdokumente zu verkaufen.
Für die deutschen Sicherheitsbehörden sind Razzien und Verhaftungen nicht nur eine „schwerer Schlag gegen die deutschsprachige Untergrundwirtschaft „, sondern auch „ein weiterer Beweis dafür, dass es keine vollständige Anonymität im Internet gibt , auch im sogenannten darknet nicht“.
Auch ausländische Standorte von Servern bieten den Kriminellen keine Sicherheit.
Die Polizei beschlagnahme während der Razzien am vergangenen Dienstag und Mittwoch Server in Frankreich, den Niederlanden, Litauen und Russland sowie zahlreiche PCs und Speichermedien, eine Waffe, illegale Drogen und 150.000 Euro in bar und Vermögenswerte und zwei Bitcoin-Tresore.
Bigboss war ein Bosnier (27)
Mutmaßlicher Hauptbetreiber von insgesamt drei Underground-Economy-Foren (UE-Foren) ist ein 27-jähriger bosnischer Staatsangehöriger, der seit Oktober 2012 als Head-Administrator die Schlüsselrolle bei der technischen Verwaltung der Infrastruktur der UE-Foren (Server, Domainverwaltung, Anonymisierung) sowie der Aufrechterhaltung des Forenbetriebs eingenommen haben soll.
Zudem soll der Beschuldigte mehrere hundert illegale Geschäfte auf den von ihm betriebenen UE-Foren als sogenannter „Treuhänder“ abgesichert haben, indem er die Bezahlung an den jeweiligen Verkäufer überwies, nachdem der Käufer den Erhalt der Ware bestätigt hatte. Der Beschuldigte wurde am 24.02.2016 in Bosnien-Herzegowina durch das High Tech Crime Department Republika Srbska und Directorate of Federation Police Federal Crime Investigation Service Organized Crime Department in Anwesenheit von Beamten de s BKA festgenommen und befindet sich derzeit in Untersuchungshaft.
Illegales Streamen von Sportkämpfen und Kinofilmen
Anlässlich der Durchsuchungen wurden zwei weitere mutmaßliche Administratoren von UE-Foren, ein 21-jähriger deutscher Staatsangehöriger aus dem Münsterland und ein 29-jähriger deutscher Staatsangehöriger aus Niedersachsen, festgenommen. Der 21-jährige Beschuldigte soll – neben seiner Tätigkeit als technischer Administrator auf zwei UE-Foren – seit 2012 auch eine illegale Streaming-Plattform betrieben haben, über die er u.a. Zugänge zu kostenpflichtigen Sportsendungen- und Filmen angeboten haben soll. Gegen die beiden Beschuldigten wurde ebenfalls Haftbefehl erlassen; sie befinden sich in Untersuchungshaft.
In Niedersachsen wurde am 23.02.2016 e in 22-jähriger deutscher Staatsangehöriger festgenommen, der dringend verdächtig ist, in der Zeit von März 2014 bis Dezember 2015 in den UE-Foren mit Betäubungsmitteln unerlaubt Handel getrieben zu haben. Der Beschuldigte soll Kokain, Cannabis, Amphetamine und Ecstasy-Tabletten an verschiedene Abnehmer verkauft haben.
Syrer betrieben Drogenküche in Niedersachsen
In diese Betäubungsmittelgeschäfte soll seit Oktober 2015 auch ein 19-jähriger syrischer Staatsangehöriger aus Niedersachsen eingebunden gewesen sein, der dringend verdächtig ist, Amphetamin selbst hergestellt zu haben. Anlässlich der Durchsuchung der Wohnung des syrischen Tatverdächtigen sowie seines 28-jährigen Bruders konnten unter anderem 36 Kilogramm Amphetamin, 1,5 Kilogramm Kokain, 2 Kilogramm Haschisch und 2,3 Kilogramm Ecstasy sichergestellt werden. Die Betäubungsmittel besitzen einen Straßenverkaufswert von zirka einer Viertelmillion Euro. Die beiden syrischen Tatverdächtigen wurden festgenommen und befinden sich, ebenso wie ihr mutmaßlicher deutscher Komplize, in Untersuchungshaft.
Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das Bundeskriminalamt bedanken sich bei den befassten Polizeidienststellen der Länder und den internationalen Partnern für die hervorragende Zusammenarbeit.
Die eigentlichen Verursacher der ganzen Situation sind die Waffenhersteller und Lieferanten. Natürlich brauchen auch diese Menschen die in solchen Fabriken arbeiten einen Job, aber wie wäre es mit lebenswichtigen Dingen für die armen Länder??? Geld wäre doch genug da.
Das ist ja mal krass, dass man sowas einfach im Netz kaufen kann?! Da kommen die Fake ID’s noch relative harmlos vor. Beim Thema falsche Ausweise gibt es z.B. die falschen Spaßausweise von http://www.fake-id.de, was ja noch vertretbar und legal ist, doch echte gefälschte Personalausweise oder gefälschte Führerscheine sind schon eine Nummer heftiger, vorallem aber der Verkauf von Waffen. Ich stimme Manfred zu, man könnte durchaus sinnvolleres machen. Besonders unklar ist mir aber, wie die einfach so im Netz scharfe Waffen verkaufen können, als wäre das ein Produkt, dass man sich bei Media-Markt oder Saturn kauft (z.B. ein iPhone) !?! Wenn man mal die Waffengesetze der USA und die aktuellen Probleme zu dem Thema vergleicht, dann macht Europa einen vernünftigeren Eindruck, jedoch scheint das Risiko wohl nicht zu 100% ausgeschlossen zu sein.
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