AfD-Eklat in Baden-Württemberg: Dr. Wolfgang Gedeon verlässt Fraktion

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Für den Mediziner Dr. med. Wolfgang Gedeon ist der Holocaust an 6 Millionen Juden eine "gewissen Schandtat". Holcaust-Leugner verglich er mit Dissidenten. Gestern trat der AfD-Politiker im baden-württembergischen Landtag zurück (Foto: Youtube/SWR)
Für den pensionierten Mediziner Dr. med. Wolfgang Gedeon (69) ist der Holocaust an 6 Millionen Juden eine „gewisse Schandtat“. Holcaust-Leugner verglich er mit Dissidenten. Gestern trat der AfD-Politiker im baden-württembergischen Landtag aus der AfD-Fraktion aus, bleibt aber im Landtag (Foto: Youtube/SWR)

Was der AfD-Bundesvorsitzende Professor Dr. Jörg Meuthen in Stuttgart nicht schaffte, gelang schließ der herbeigeeilten sächsischen Co-Parteivorsitzenden Dr. Frauke Petry: Der wegen antijüdischer Äußerungen in die Kritik geratene baden-württembergische AfD-Politiker und Allgemeinmediziner Dr. med. Wolfgang Gedeon (69) gab gestern Abend zusammen mit der AfD-Chefin vier Montate nach seinem Einzug seinen Rücktritt aus der Landtagsfraktion der Alternative für Deutschland bekannt.

Zum Austritt von Wolfgang Gedeon erklärte die AfD-Vorsitzende Petry: „Der heutige Tag zeigt, dass dieses Land und unsere Partei wichtiger sind als persönliche Animositäten. Wir dulden keinen Antisemitismus in unseren Reihen. Der Austritt von Herrn Gedeon war deshalb der einzig richtige Schritt.“

Dr. Petry weiter: „Die Spaltung der Fraktion muss jetzt beendet werden. Das ist die AfD den Wählern schuldig. Ich würde mich insbesondere freuen, wenn Jörg Meuthen erneut Teil der AfD-Fraktion wird.“

Professor Meuthen hatte gestern auf einer Pressekonferenz bekanntgegeben, dass er und 12 weitere von insgesamt 23 AfD-Landtagsabgeordneten die Fraktion verlassen werden, weil sie es nicht schafften, Dr. Gedeon zum Rücktritt zu bewegen oder aus der Fraktion rauszuwerfen.

Bei einer internen Abstimmung konnte Professor Meuthen keine Zwei-Drittel-Mehrheit für einen Ausschluss Gedeons aus der AfD-Fraktion erlangen. Das heißt, mehr als ein Drittel hielt trotz antisemitischer Äußerungen in einem Buch weiter zu Wolfgang Gedeon.

Dr. Gedeon hatte den Holocaust an 6 Millionen Juden als „gewisse Schandtaten“ verharmlost. In einem 2012 veröffentlichten Buch vergleicht Dr. Gedeon Holocaust-Leugner mit „Dissidenten“.

Meuthen hatte bereits vor Wochen mit seinem Rücktritt gedroht, sollte Gedeon nicht ausgeschlossen werden. Dieser ließ daraufhin seine Fraktions-Mitgliedschaft lediglich ruhen. Der Allgemeinmediziner Dr. Gedeon war Katholik, praktizierender Kommunist und trat im April 2013 der AfD bei. Über ein Zweitmandat im Wahlkreis Singen kam er 2016 bei der Landtagswahl als Abgeordneter in den baden-württembergischen Landtag.

Als Professor Meuthen gestern sein Verlassen der Landtagsfraktion zusammen mit 12 weiteren Fraktionsmitgliedern bekanntgab, sagte er immer wieder: „Wir haben alles richtig gemacht.“

Die für Meuthen gescheiterte Ausschluss-Abstimmung über Dr. Gedeon in der Fraktion, bei der Dr. Gedeon gewann, kommentierte Gedeon auf seiner Facebook-Seite als „einen Pyrrhussieg“. Er habe zwar gewonnen, doch der Preis von künftig zwei AfD-Fraktionen sei zu hoch. Dies wolle er nicht verantworten. „Im Interesse der Partei hat sich Dr. Gedeon daher für den freiwilligen Austritt aus der AfD-Fraktion entschieden“, heißt es in einer AfD-Mitteilung. „Er wird künftig als fraktionsloser Abgeordneter im Stuttgarter Landtag sitzen, ist aber auch weiter Mitglied der Partei.“ Damit dürfte aber kaum Ruhe einkehren, da die AfD-Spitze schon vor einiger Zeit auch seinen Parteiausschluss gefordert hatte.

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  1. Aufgabe der AfD ist, der unbegrenzten Massenzuwanderung und Islamisierung entgegenzuwirken. Dies wird durch parteiinterne Streitereien gefährdet. Michael Kiesen, Autor u.a. Roman „Halbmond über Berlin“

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