AIDAprima: 1. Kreuzfahrtschiff mit Gasmotor und Luftblasenteppich

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Die AIDAprima ist das elfte Kreuzfahrtschiff der Rostocker Reederei AIDA Cruises und das weltweit erste mit einem Flüssiggas-Verbrennungsmotor (Foto: AIDA.de)
Die AIDAprima ist das elfte Kreuzfahrtschiff der Rostocker Reederei AIDA Cruises und das weltweit erste mit einem Flüssiggas-Verbrennungsmotor (Foto: AIDA.de)

Leutet das 11. Schiff der Rostocker Reederei AIDA Cruises, das am 7. Mai 2016 auf dem  Hamburger Hafenfest auf den Namen AIDApirma getauft wurde, einen neuen Umweltkurs auf dem Kreuzfahrtmarkt ein?

1,8 Millionen Deutsche buchen solche Reisen. Das sind drei Mal mehr als vor 10 Jahren. Meist suchen die Gäste die Sonne. Die AIDAprima soll in der Nordsee bleiben (die Reederei hat alle für Sommer 2016 geplanten Mittelmeerreisen mit Zielen in der Türkei wegen der Terroranschläge vom 12. Januar 2016 abgesagt) und sauberer unterwegs sein als die Konkurrenz. „Bisher verbrennen die meisten Kreuzfahrtschiffe Schweröl. Das ist der schlimmste Dreck, mit denen man Motoren füttern kann“, sagte Klaus Kleber vom ZDF heute journal.

Ein Ozeanriese stößt so viel Schadstoff aus wie fünf Millionen Autos auf derselben Strecke, befindet der NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V. mit Sitz in der Charitéstraße 3 in Berlin Mitte.

Die Kreuzfahrtbranche bezweifelt die Zahlen vom NABU und tut sich schwer, die Kreuzfahrtschiffe mit besserer Umwelttechnik auszurüsten. Das neue Vorzeigeschiff von  AIDA Cruises soll nun auf ganz neuem Umweltkurs steuern. Schon der ungewöhnlich lange und gerade Bug, verbessert für langsame Fahrt, soll Energie sparen.

Christian Schönrock, Neubau-Direktor AIDA Cruises, sagte dem ZDF: „Das Ergebnis ist, dass das Schiff 20 Prozent effizienter ist pro Gast, als das, was wir bisher gebaut haben. Das kommt vom Rumpfdesign. Das kommt aber auch durch das Leitsystem, unseren Blasenteppich.“

Blasenteppich lässt das Schiff schweben

Ein Luftblasenteppich erhöht die Gleitfähigkeit der AIDAprima und senkt den Brennstoff-Verbrauch um 5 Prozent (Foto: AIDA.de)
Ein Luftblasenteppich erhöht die Gleitfähigkeit der AIDAprima und senkt den Brennstoff-Verbrauch um 5 Prozent (Foto: AIDA.de)

Unter dem Rumpf werden Luftblasen ausgestoßen, um die Reibung zu verringern. Schönrock: „Diese Luftbläschen bilden ein Polster. Das Wasser gleitet über das Polster. Damit reduzieren wir um zirka 5 Prozent den Widerstand des Schiffes. Und das ist eine echte Brennstoffeinsparung.“ Das Know How für den Luftblasenteppich stammt aus Japan, wo das Schiff gebaut wurde.

Das auf der Mitsubishi Werft in Nagasaki (Japan) gebaute Schiff ist das weltweit erste Kreuzfahrtschiff, dass neben den herkömmlichen Schweröl-Verbrennungsmotoren auch einen Gasmotor hat, der sauberes Flüssiggas verbrennen kann. Problematisch ist nur, dass nur die wenigsten Häfen über eine Gasbetankungsmöglichkeit verfügen.

Das schwimmende Hotel für 3.300 Passagiere will das umweltfreundliche Gas bislang nur während der langen Liegezeiten in den Häfen einsetzen. Felix Eichhorn, Präsident AIDA Cruises: „Wir sind mit vielen Häfen im Gespräch, um genau das umszusetzen, weil das für viele Häfen noch Neuland ist. Es gibt ein paar Pilotprojekte, aber in der Größenordnung im Passagierschiffsbereich gab es bislang keine entsprechenden Projekte.“ Die Vorbereitungen und erste Genehmigungsverfahren in den Häfen Hamburg, Southampton, Le Havre, Rotterdam und Zeebrügge sind bereits in vollem Gange. Die LNG-Versorgung von AIDAprima im Hafen wird über LNG-Trucks erfolgen. Lieferant ist Shell.

Im Rostocker Hafen gab es am 27. Februar 2016 eine Ostseepremiere. Seit diesem Tag sorgt der Moskauer Konzern Gazprom  in Rostock für eine Gas-Bebunkerung von Schiffen, wie Berlin Journal berichtete. Doch Rostock liegt nicht auf der Metropolentour der AIDAprima (7 Tage Vario Innenkabine ab 799 Euro pro Person oder Panoramakabine ab 1.249 Euro pro Person). Die gigantischen Motoren der AIDAprima werden also größtenteils Marinediesel für die Fortbewegung verfeuern müssen.

Aber auch in den Schornsteinen der AIDAprima steckt neueste Umwelttechnik

Problem hier: Die Abgasfilter konnten noch nicht in Betrieb genommen werden, weil die EU-Zulassung für Nordsee und Ostsee noch fehlen. Den meisten Gästen ist gar nicht bewusst, wie viele Schwefel- und Stickoxide ihre Urlauberschiffe in die Häfen pusten.

Beim Urlaub auf See sind die Deutschen Europameister. „Die Kunden werden mitentscheiden, ob die Branche weiter auf Umweltkurs steuert“, meint Sylvia Bleßmann vom ZDF-Studio Schwerin.

Allein aus Liebe zur Umwelt rüsten Reeder nicht um. Es fehlen schärfere internationale Emissionsgesetze. Professor Mojob Latif, Umweltexpert Geomar Kiel: „Die Politik muss Druck aufbauen, damit einfach dann die Reedereien auch merken: Mit unserem alten Geschäftsmodell kommen wir jetzt nicht mehr weiter. Sondern, wir müssen jetzt wirklich auch die neuen Antriebe einsetzen.“

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5 KOMMENTARE

  1. Jaja, das Ding könnte mit Gas fahren, irgendwann. Im Moment fährt es mit Diesel ohne Filter, bitte besser recherchieren

  2. Lieber Di Be, nirgendwo steht im Artikel, dass das Schiff bereits mit Gas fährt, bitte besser lesen. Trotzdem danke für Ihren Kommentar, der die Problematik auf den Punkt bringt. Ihr Bodo Hering.

  3. Hi! Bin 2* mit Aida unterwegs gewesen 1* blue und 1* bella ! Superservice , superpersonal! Alles top! Nach 40 Jahren Arbeit ist es mir relativ egal ob gas oder Diesel! Ihr kritisiert auf ziemlich hohem nivieau!

  4. Das Umweltstandards eingehalten werden müssen und nötig sind ist klar! Aber sagt das auch den amis und anderen. Und schönen Urlaub noch!

  5. PS! Und in den nächsten 100Jahren wird es in deutschland genug Wind und Sonne geben um alle konventionellen und A – kraftwerke zu ersetzen! Ich wünsche gutes gelingen!

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