Anfang des Jahres soll es bei der Akbank AG im hessischen Eschborn eine Geldwäscheverdachts-Razzia gegeben haben, heißt es aus gutunterrichten Kreisen. Kunden der in Istanbul verwurzelten Bank sind vor allem türkische Firmen und vermögende türkische Privatpersonen.
Razzien sollen auch an den privaten Wohnsitzen der Akbank AG Vorstandsorgane durchgeführt worden sein.
BaFin Ermittlungen gegen AKBank
Die Vorstände der Akbank AG aus Eschborn sind CEO Mehmet Hakan Tugal (52) aus Kronberg im Taunus, Vertriebsvorstand Alper Özsoy (51) aus Oberursel im Taunus, Operativvorstand Murat Sari (52) aus Amsterdam und Marketingvorstand Albert Sowa (61) aus Hamburg.
Die Ermittlungen seien von den Aufsichtsbehörden BaFin und Europäische Zentralbank in Frankfurt angeschoben worden, heißt es.
Der angeblich groß angelegten Untersuchung soll sich auch der Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken e.V. in Köln angeschlossen haben, bei dem die Akbank AG freiwilliges Mitglied ist.
Neben den regulierungsinternen Untersuchungen soll das Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG mit den Ermittlungen beauftragt worden sein. Den Quellen zufolge wird der in naher Zukunft veröffentlichte Untersuchungsbericht schwerwiegende Verstöße gegen das Geldwäsche-Gesetz und Vorschriften der Compliance und Kundenannahme feststellen. Das Institut habe mit harten Sanktionen zu rechnen.
Werden die Kundengelder der Akbank AG eingefroren?
Ob dabei Dokumente beschlagnahmt wurden und ob das wiederum dazu führt, dass auch Kundengelder eingefroren werden, kann jetzt noch nicht mit Gewissheit gesagt werden.
Dennoch droht die Gefahr, dass noch im Sommer 2024 die Konten der Kunden eingefroren werden und dass damit die Kunden auf Jahre nicht an ihr Geld ran können.
Viele Kunden der Akbank AG sollen oft keinen Wohnsitz in der EU haben. Eine Kundengruppe, die bei den allermeisten Banken in Deutschland per Geschäftspolitik keine Kontoverbindung erhalten, da Herkunft der Geldmittel oft nur unzureichend geprüft werden kann.
Akbank AG Kunden könnten auf Schwarzgeld überprüft werden
Das Einfrieren der Kundengelder hätte dann wiederum zur Folge, dass die Akbank AG die Adressen und die Daten der Kunden vorlegen muss. Und die werden dann alle einzeln dahingehend überprüft, ob es sich um Schwarzgeld aus Drogengeschäften oder anderen kriminellen Aktivitäten handelt oder sogar terroristische Hintergründe hat, was die Akbank AG noch stärker belasten könnte. Über jeden einzelnen Kunden wird in diesem Fall ein Tätigkeitsbericht gefertigt.
Die Hauptfrage ist: Wird die Akbank AG geschlossen?
Im Sommer 2024 kann damit gerechnet werden, dass die Kundengelder der Akbank AG eingefroren werden – dann wird sich die BaFin die Frage stellen, ob die Zulassung entzogen wird, die sie der Akbank AG 1998 erteilt hatte.
Und für die Anleger könnte, falls die Bank ihre Lizenz verliert, ein langer Weg von mehreren Jahren kommen, wo die Anleger nicht an ihr Geld herankommen. Wenn dort irgendein Schatten auf dem Geld drauf ist, dann wird das Geld 100-prozentig konfisziert.
Ein Beispiel der Geldwäsche ist die Credit Suisse
Es drängen sich Parallelen zur Credit Suisse aus Zürich auf. 2016 wurden bei der Credit Suisse durch die lokalen Aufsichtsbehörden in ähnlicher Weise schwerwiegende Verstöße gegenüber Kundenannahme- und Geldwäschevorschriften aufgedeckt. Für die Dauer der drei Jahre andauernden Untersuchung wurden die Konten hunderter türkischer Kunden gesperrt, mehr als 300 Millionen Euro eingefroren und deren Herkunft untersucht. Die Schweizer Bank musste schließlich nach vielen Geldwäsche-Skandalen im Frühjahr 2023 an die Schweizer Großbank UBS notverkauft werden.
Eurocity Bank AG verlor Lizenz
Der türkischen Eurocity Bank AG in Frankfurt wurde sogar von der Europäischen Zentralbank im Dezember 2022 die Banklizenz entzogen, wie der Merkur im März 2023 berichtete. Und die BaFin hat im März 2023 gegen die Eurocity AG in Liquidation eine Geldbuße in Höhe von 45.000 Euro festgesetzt, weil das Institut die Obergrenze für Großkredite überschritten hat.
Weitere türkische Banken im Visier der BaFin
Die Akbank AG und die Eurocity Bank AG sind keine Einzelfälle. Die deutschen Regulierer haben in jüngerer Vergangenheit alle türkischen Banken einer strengen Kontrolle unterzogen. Die Ziraat Bank International AG in Frankfurt am Main sowie die KT Bank AG ebenfalls in Frankfurt haben wegen Verstößen gegen Geldwäsche und Compliance einen Sonderbeauftragten der BaFin zugewiesen bekommen, der die Herkünfte der Gelder untersuchen soll, und der Konten eingefroren haben soll.
Warum ist die Akbank AG der BaFin ein Dorn im Auge?
Schon im September 2022 hatte die deutsche Finanzaufsicht BaFin bei der Akbank AG im Rahmen einer Sonderuntersuchung „Verstöße gegen die Anforderungen an eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation im Sinne des § 25a Absatz 1 KWG“ (Kreditwesengesetz) festgestellt und angeordnet, die Mängel abzustellen.
Die Finanzvorständin der Akbank AG, Rana Didem Öget (47) aus Frankfurt am Main, ist daraufhin im Februar 2023 nach dreieinhalb Jahren zurückgetreten.
Und wie reagiert die Akbank AG auf die Vorwürfe der Geldwäsche?
Als sei sie auf der Flucht, verlegte die Akbank AG ihr Hauptquartier in Deutschland nun schon zum dritten Mal in vier Jahren.
Im Juni 2020 verließ die Akbank AG das Frankfurter Bankenviertel und zog aus dem Frankfurter Taunusturm (40 Stockwerke) ins Umland nach Eschborn in den dortigen Horizon Turm (23 Stockwerke), um nun am 13. Mai 2024 einen Kilometer noch einmal ins Eschborner Bürohaus The Twist (6 Stockwerke) zu wechseln, wo sie nun als Büronachbarn den türkischen Haushaltsgerätehersteller Beko aus Istanbul hat.
Mutter der Akbank AG – Türkische Privatbank Akbank T.A.S.
In Istanbul sitzt auch die 100-prozentige Mutter der Akbank AG, die türkische Privatbank Akbank T.A.S., die mit der türkischen Industriellenfamilie Sabanci verbunden ist. Die Akbank T.A.S. wird seit 2023 von Suzan Sabanci Dincer geleitet, die aus dieser Familie stammt. 49 % an der Akbank T.A.S. und damit auch an der Akbank AG hält die Haci Ömer Sabanci Holding A.S., Istanbul. Die weiteren 51 % der Anteile befinden sich im Streubesitz.
Der 2023 nach fast 12 Jahren abgelöste CEO der Akbank T.A.S. in Istanbul, Hakan Binbaşgil, leitet den Aufsichtsrat der Akbank AG in Eschborn.
Die Akbank AG verkauft ihren neuerlichen Umzug auf LinkedIn.com unter den Hashtags #newbeginnings und #businessgrowth. Und verliert kein Wort darüber, warum dieser Neubeginn überhaupt nötig ist.
Und ebenso kein Wort darüber, dass Anfang des Jahres am letzten Standort im Horizon Turm in der Alfred-Herrhausen-Allee 3 gegenüber der einstigen IT-Zentrale der Deutschen Bank AG eine Geldwäscheverdachts-Hausdurchsuchung stattgefunden haben soll.
Positive Testate im letzten Jahr
Die vier Vorstände der Akbank AG betonten gemeinsam im Dezember 2023, als sie ihren Jahresbericht für 2022 veröffentlichten: „Die AKBANK AG konzentriert sich auf das klassische Firmenkundengeschäft (Corporate Banking) mit renommierten und international tätigen Unternehmen. Der Fokus der Kreditaktivitäten liegt auf risikoarmen Kunden sowie transparenten Transaktionen …
Im Jahr 2023 wird sich die Bank weiterhin hauptsächlich durch Firmenkundeneinlagen und Privatkundeneinlagen refinanzieren. Der geplante Ausbau des Privatkundenbereichs (Wealth Management) wird zu einer ausgeglichenen Einlagenbasis beitragen.“
Die Wirtschaftsprüfer Kay Böhm und Muriel Atton von der PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft attestierten der Akbank AG am 11. Mai 2023 in Frankfurt: „Gemäß § 322 Abs. 3 Satz 1 HGB erklären wir, dass unsere Prüfung zu keinen Einwendungen gegen die Ordnungsmäßigkeit des Jahresabschlusses und des Lageberichts geführt hat.“
Hakan Binbaşgil, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Akbank AG, schrieb am 16. Mai 2023 in Eschborn: „Der Aufsichtsrat hat von dem Prüfungsergebnis des Abschlussprüfers zustimmend Kenntnis genommen und festgestellt, dass auch seinerseits keine Einwendungen gegen die Richtigkeit der Schlusserklärung des Vorstands zu erheben sind.“
Akbank AG: Öffentliche Kritik von Kunden
Tagesgeldkonto-Inhaber bemängeln auf dem Portal Kritische-Anleger.de öffentlich die Kompetenz der Akbank AG.
Anleger thomaschek schrieb am 20.06.2019: „Telefonisch war oft niemand zu erreichen, aber wenn doch, wurde ich sehr freundlich behandelt. Allerdings wurden die Versprechen, die Kündigung bzw. den Freistellungsauftrag innerhalb von 2 Wochen zu bearbeiten, nicht gehalten.
Auf E-Mails wurde wochenlang oder gar nicht reagiert. Hier wurde mir auch mitgeteilt, dass wohl kein Freistellungsauftrag vorliege, obwohl ich dies im Onlinebanking einsehen konnte… In einer Antwort vom 11.10.2018 wurde mir mitgeteilt, man leide unter Personalmangel. Meiner Meinung nach sind die Mitarbeiter dort überlastet und völlig inkompetent. Den Kundenservice stufe ich entsprechend als grottenschlecht ein.“
Anlegerin Mz1 am 25.09.2018: „Nun legte ich auch Festgelder an, die monatlich verzinst wurden. Dabei fiel mir auf, dass Abgeltungssteuer und Solidaritätszuschlag berechnet und einbehalten wurden. Der Akbank lag allerdings bereits seit Eröffnung des Kontos eine Nichtveranlagungsbescheinigung des Finanzamtes vor. Ich bemängelte dies am 10.08.2018, erhielt jedoch keine Antwort. Auch am 09.09.2018 wurde die Steuer einbehalten, was ich wiederum reklamierte. Nachdem ich auch hier keine Antwort erhielt, wiederholte ich meine Aufforderung am 19.09.2018 erneut. Sie ahnen es – keine Reaktion!
Ein Festgeld läuft noch weitere 2 Jahre. Bis dahin werde ich auch das Tagesgeld noch weiterlaufen lassen. Nach Ablauf des Festgeldes werde ich allerdings alle meine Einlagen zu einer anderen Bank transferieren.“
Anleger Mattmoney69 am 19.03.2018: „Auf die Bearbeitung meines Freistellungsauftrages warte ich noch immer. Aber das Jahr hat ja erst begonnen…“
Anlegerin herbstzeitlose am 04.12.2017: „Die Sicherheit der Akbank bewerte ich als schlecht. Ich habe zweimal mit der Akbank telefoniert und die Gespräche fanden immer ohne eine Telefon-Banking-PIN statt.“
Eine Reaktion auf die Kritik gab es von der Akbank AG nicht. Dafür eine Meldung über die Zusammenarbeit mit IBM. Dazu der Beitrag auf YouTube:
IBM und Akbank bündeln ihre Kräfte, um die Unternehmensleistung zu revolutionieren
Lesen Sie auch unseren Bericht über die Geldwäscherdachts-Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bologna gegen Bilal Erdogan, den jüngsten Sohn des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan.
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