Anklage gegen 6 mutmaßliche Falschgold-Händler der BWF-Stiftung

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Detlef Braumann (60), Erster Vorstand der Berliner Wirtschafts- und Finanzstiftung (BWF-Stitung) zeigte gern das vermeintlich echte Gold im BWF-Safe einer ehemaligen Bank in der Chausseestraße 10 in Mitte, bevor es zum Tresor in den Königsweg 5 nach Zehlendorf verlegt wurde. (Foto von 2013: Finanznachrichtendienst GoMoPa.net)
Detlef B. (60), Erster Vorstand der Berliner Wirtschafts- und Finanzstiftung (BWF-Stitung), zeigte gern das vermeintlich echte Gold im BWF-Safe einer ehemaligen Bank in der Chausseestraße 10 in Mitte, bevor es zum Tresor in den Königsweg 5 nach Zehlendorf verlegt wurde. (Foto von 2013: Finanznachrichtendienst GoMoPa.net)

Nach den Feststellungen des Insolvenzverwalters der Berliner IWF-Goldstiftung um den einschlägig vorbestraften Goldhändler Gerald S. (55) aus Berlin Zehlendorf haben zirka 900 Vermittler  seit 2011 an zirka 6.500 Anleger Schwindelverträge in Höhe von 48 Millionen Euro vermittelt.

Bei einer Razzia am 25. Februar 2015 hatte die Berliner Staatsanwaltschaft in den Tresoren von BWF und TMS (Goldhandelsfirma von Gerald S.) lediglich zu 95 Prozent Falschgold gefunden, die Gerald S. laut Staatsanwaltschaft in China produzieren lassen haben soll, wie das Berlin Journal berichtete.

Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen sechs Verantwortliche der Berliner Wirtschafts- und Finanzstiftung (BWF-Stiftung) erhoben. Sie wirft ihnen unter anderem gewerbs- und bandenmäßigen Betrug vor. Das bestätigte eine Gerichtssprecherin am Montag dem Tagesspiegel.

In den nächsten Wochen muss das Berliner Strafgericht die Anklage nun prüfen – es gilt aber als wahrscheinlich, dass sie zugelassen wird. Den Verdächtigen droht im schlimmsten Fall eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren. Vier von ihnen waren am 2. September 2015 wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr verhaftet worden: neben Initiator Gerald S. der 1. Vorsitzende der BWF Detlef B. (60) aus Teltow in Brandenburg,  die TMS-Prokuristin Marion M.-S. (67) aus Berlin-Zehlendorf und Steuerberater Diplomkaufmann Oliver O. (45) aus Frechen bei Köln.

Zivilklagen gegen Falschgold-Vermittler

Vertrieben hat die Stiftung ihre Falsch-Goldanlage seit 2011 über ein Netz privater Vermittler, die sie von Versicherungsvermittlern zu Goldverkäufern umschulte. In Berlin, Hamburg und Köln betrieb die BWF-Stiftung jeweils einen „Campus“ als Ausbildungsstätte betrieben. Die Vermittler kassierten dafür bis zu 23 Prozent Provision, wie der Finanznachrichtendienst GoMoPa.net berichtete.

Nun stehen die Vermittler vor Schadensersatzforderungen. Denn unabhängig von der Unechtheit des Goldes sei allein schon dieses Versprechen des Eigentumserwerbs Humbug gewesen, teilte der Berliner Rechtsanwalt Christian Heinrich Röhlke GoMoPa.net mit. Sammelverwahrung, Golddarlehen an die BWF-Stiftung, Weiterverkauf des Goldes – all das mache das Top-Argument, der Anleger erwerbe Gold, von Anfang an als unplausibel.

Röhlke Rechtsanwälte haben für mehrere Mandanten Klagen gegen die Vermittler der mutmaßlich betrügerischen Goldanlage eingereicht. Erste Urteile gegen Vermittler von unterschiedlichen Landgerichten sind bereits bekannt geworden. In Nürnberg war eine Geschädigte damit vor dem Landgericht gerade erfolgreich: Ihr muss der Vermittler nun 20.000 Euro zahlen.

Streit um das wenige Echtgold

Bei der BWF-Stiftung wurde zwar auch 324 Kilogramm echtes Gold, das als Vorzeigegold gedient haben soll, gefunden, das zusammen mit einer Millionen Euro Bargeld einen Wert von 12 Millionen Euro ausmacht. Aber die Anleger bekommen darauf keinen Zugriff, weil sich die Insolvenzverwalter um die Eigentumsrechte streiten. Gehört das im Vergleich zu den gefundenen 4,64 Tonnen Gold-Dubletten mit einem scheinbaren Marktwert von 122 Millionen Euro wenige Echtgold nun der Stiftung oder der übergeordneten TMS Dienstleistungs GmbH? Letztere soll den An- und Verkauf der Edelmetalle abgewickelt haben. Beide benutzten denselben Tresor.

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