Aquarius bringt Brasilien in die Kinos von Cannes

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Aquarius bringt Brasilien in die Kinos nach Cannes (Foto: offizielles Pressefoto)
Aquarius bringt Brasilien in die Kinos nach Cannes (Foto: offizielles Pressefoto)

Aquarius nimmt die Zuschauer in Cannes mit auf eine Reise nach Brasilien. Die 65 jährige Witwe wird von einer Baufirma dazu gedrängt, ihr geliebtes Zuhause aufzugeben. Doch das letzte Wort ist noch lange nicht gesprochen.

Kleber Mendonca Filhos’ Aquarius

Clara, eine 65 Jahre alte Witwe und pensionierte Musikkritikerin, wuchs in einer reichen und traditionellen Familie in Brasil auf. Sie ist die letzte Bewohnerin des Aquarius, einem originalesn Altbaugebäude, dass 1940 gebaut wurde. Die direkte Anbindung zum Strand, in einer der besten Lagen in Recife, Brasilien macht das Anwesen sehr begehrt. All die anderen Wohnungen in dem Gebäude wurden bereits von einer Investmentfirma gekauft, um eigene Interessen zu verfolgen.

Clara hat felsenfest klargestellt, dass sie das Haus nur nach ihrem Tod verlassen werde, und bei Nöten in einen endlosen Kampf mit den Investment Haien treten würde. Die Konfrontation ist sehr mysteriös, Angst einflößend und zerrt an den Nerven aller Beteiligten. Der damit verbundene Stress macht Clara sehr zu schaffen und stört ihre so geliebte Tagesroutine. Sie denkt deswegen auch viel über ihre liebsten Menschen und ihre Familie nach.

Festhalten an der Vergangenheit

Ihre Ruhe ist alles für sie (Foto: offizielles Pressefoto)
Ihre Ruhe ist alles für sie (Foto: offizielles Pressefoto)

Erinnerungen sind nicht berührbar und flüchtig? In unserer heutigen Zeit hält man so viel mit seinem Handy fest, dass Fotos und Musik zum täglichen Gebrauch, und nicht als Erinnerungsstück angesehen werden. Für Clara hat jede Platte und jedes Foto einen festen Platz in ihrem Herzen.

Für sie ist ihr Zuhause alles. Sie hat hier ihre Kinder hier großgezogen und viel Zeit mit der Liebe ihres Lebens verbracht. Jeden Tag zieht sie eine andere Schallplatte oder ein altes Buch aus dem Regal. Dann versinkt sie vollkommen in ihrer Erinnerung und genießt die Zeit, in der sie die Vergangenheit wiederbelebt.

Als eine Partygruppe die Wohnung über ihr in Anspruch nimmt und kontinuierlich Krach macht, ist ihre Ruhe zerstört. Darauf hin spielt sie Queens „Fat Bottomed Girls” so laut es geht und auf einmal ist alles wieder in Ordnung. Sie tanzt und genießt die Musik für volle drei Minuten.

Aquarius – unglaublich intensives Kinoerlebnis

Regisseur Kleber Mendonca Filhos hat sich mit seinem Werk selbst übertroffen. Durch ein faszinierendes Auge fürs Detail und atemberaubendes Sounddesign schafft er eine unvergessliche Atmosphäre im Kino an der Cote D’Azur.

Clara lebt direkt am Strand (Foto: offizielles Pressefoto)
Clara lebt direkt am Strand (Foto: offizielles Pressefoto)

Das wunderschöne Brasilien wurde in langsamen Einstellungen eingefangen und mit tollen Bildern gefüllt. Viel beeindruckender war aber die Musik und das Sounddesign: oft wurden alte Songs von Queen komplett, von Anfang bis Ende, durchgespielt. Währenddessen sah man Clara dazu tanzen. Lässt man sich auf die einzigartigen Film ein, versinkt man selbst in Erinnerungen und genießt einfach die Musik.

Aquarius macht als Film das, was viele nur versuchen und kläglich scheitern. Er erzählt, ohne zu erzählen. Er lässt den Zuschauer selbst denken, interpretieren und seine eigene Meinung bilden. Themen der sozialen Ungerechtigkeit und geografischen Veränderung sind zwar zentral im Film, laufen aber mehr im Hintergrund ab.

Aquarius folgt Clara in ihrem emotionalen Kampf mit ihren eigenen Prinzipen und der „anscheinend richtigen Sache“. Alle reden auf sie ein, sie solle doch verkaufen und das Geld nehmen. Selbst ihre Kinder streiten mit ihr – aber sie bleibt standhaft und bleibt in ihrer so geliebten Wohnung leben. Eine Charakterstudie gefüllt mit dem Ringen der eigenen Vernunft, mit Liebe und Erinnerung.

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