Ateliermasterplan 2020: Berlin schafft 6 Kunstfabriken mit 2.000 Ateliers

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Bildhauerwerkstatt des Kulturweks s der BBK Berlin GmbH in der Osloer Straße 102 in Berlin-Wedding (Foto: Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten)
Bildhauerwerkstatt des Kulturwerks der bbk berlin GmbH in der Osloer Straße 102 in Berlin-Wedding (Foto: Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten)

Es schmeichelt Berlin, wenn die Stadt als Hauptstadt der Kreativen bezeichnet wird. Zuletzt waren dabei aber auch deutlich die Sorgen der Künstler herauszuhören. Deshalb gibt es jetzt einen Ateliermasterplan. Gestern wurde er vorgestellt. Dabei geht es um Standorte, an denen auf mehreren Tausend Quadratmetern Fläche neue Ateliers entstehen sollen. 2.000 Ateliers bis 2020.

Ein stiller Ort ist der Friedhof in der Lilienthalstraße in Neukölln. Das soll er auch weitgehend bleiben. Künstler wollen den Ort aber an einer bestimmten Stelle in Zukunft beleben. Dort, wo die alten Wirtschaftsgebäude des Friedhofs sind, sollen bald Kunsträume entstehen. So sieht es der Ateliermasterplan 2020 vor. Thomas Neher, Mitarbeiter von Raumlabor, einer 1999 gegründeten Interessengemeinschaft von mehreren Künstlern und Architekten mit Sitz Am Flutgraben 3 in Berlin-Kreuzberg, sagte Jade-Yasmin Tänzler von der rbb Abendschau: „In dem Bereich, wo jetzt keine Bäume stehen, ist Potenzial für mögliche Ateliers und Werkstätten. Und das ist jetzt eben in Abstimmung mit dem Bezirk.“ Erst mal soll zwischengenutzt und irgendwann auch gebaut werden. 40 Ateliers sind geplant. Und die alter Feierhalle soll für Veranstaltungen genutzt werden. Schon jetzt arbeiten hier Künstler. Im Chor zum Beispiel ein Bildhauer. Im Keller gibt es Proberäume für Musiker.

Um solche Räume zu erhalten oder neu zu schaffen, müssen bildende Künstler in Berlin gerade kräftig trommeln. Denn laut Analyse des Atelierbeauftragten wird bezahlbarer Raum für Künstler knapp. 80 Prozent der Ateliers liegen auf privatem Grund, werden tendenziell also verschwinden.

Jährlich verschwinden 350 Ateliers für bildende Künstler

Sozialwissenschaftler und Stadtplaner Florian Schmidt, Atelierbeauftragter Berlin und Leiter des Atelierbüros im Kulturwerk der bbk berlin GmbH in der Köthener Straße 44 in Berlin-Kreuzberg: „Wir rechnen im Moment damit, dass ungefähr 350 Ateliers verloren gehen, jährlich. Und bei 8.000 bis 10.000 Künstlern in Berlin, bildenden Künstlern, bedeutet das, dass die Substanz irgendwann abgetragen ist.“

Die Idee des Ateliermasterplans 2020: An sechs Berliner Standorten (in einem Fabrikgebäude in Wedding, in einem Plattenbau an der Prenzlauer Promenade, in Schöneberg, im Haus der Statistik in Mitte, in einem Fabrikgebäude in der Teilestraße in Tempelhof und auf dem Lilienthalfriedhof in Neukölln) sollen sogenannte Artfactories mit mehreren Hundert Kunsträumen entstehen.

Schmidt: „Diese Gebäude sind so konzipiert, dass man dort auch ein Kulturmanagement hat, was es eben zu einem richtigen Kulturstandort macht, dass man Veranstaltungen geben kann, Vernetzungen zwischen den Künstlern ermöglicht. Den Begriff Artfactory haben wir aus anderen europäischen Städten entlehnt, wo dieser Begriff für große Produktionsstandorte der Künste angewandt wird und wo es auch schon Programme gibt.“

In Zukunft arbeiten Künstler nicht mehr nur vereinzelt irgendwo in einem Hinterhofatelier, sondern in Kunstfabriken.

In der Teilestraße in Tempelhof sollen zum Beispiel gleich vier zusammenhängende Etagen in Werkstätten umgebaut werden. Das Fabrikgebäude gehört einem iranischen Süßwarenunternehmer. Hubertus Spangala, Eigentümervertreter Fabrik Teilestraße: „Der Eigentümer ist auch jetzt kein Immobilienmagnat, der möglichst viel aus der Immobilie herausholen will, sondern ein Süßwarenproduzent. Insofern sind wir der Meinung, dass wir mit der Miete, die wir uns ausgerechnet haben, auch gut hinkommen.“

Bis 2019 muss Berlin 2,5 Millionen Euro einplanen, um den ersten Schritt des Ateliermasterplans umzusetzen. Darüber soll bei den nächsten Haushaltsverhandlungen entschieden werden.

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