Waldspaziergänge, Baden und Wassersport – mehr ist auf der Friedrichshagener Halbinsel (11.411 Quadratmeter) zwischen Großem Müggelsee und Müggelspree in Köpenick nicht drin. Das alte Ausflugslokal Müggelschlösschen ist 1946 abgebrannt und darf laut Flächennutzungsplan nicht mehr aufgebaut werden.
Dennoch bot ein Rentner aus Köpenick bei der gestrigen Versteigerung, die das Berlin Journal ankündigte, im abba Hotel in der Lietzenburger Straße 89 in Berlin Wilmersdorf kräftig gegen neun Mitbewerber (das Mindestgebot lag bei 75.000 Euro) und bekam schließlich den Zuschlag bei 252.000 Euro von der Deutschen Grundstücksautionen AG mit Sitz am Kurfürstendamm 65 in Berlin Charlottenburg.
Seinen Namen wollte der Käufer nicht verraten. Zum Motiv seines Engagements sagte er der B.Z.:
Ich hab’s aus Liebe zum Müggelsee gekauft, bin ja auch Wassersportler.
Einen besonderen Komfot hat die Halbinsel dann doch noch zu bieten: Man kann von der Halbinsel trockenen Fußes oder mit dem Fahrrad durch einen gut erhaltenen Fußgängertunnel unter der Müggelspree hindurch das andere Ufer der Spree erreichen.
Ein eigenes Bier machte die Halbinsel vor 127 Jahren zum Anziehungspunkt der Berliner
Ab 1888 wurde in Friedrichshagen am Ufer der Müggelspree unter dem Namen „Müggelschlößchen-Brauerei“ Bier im Brauerei-Ausschank und in der neu erbauten „Müggelschloss“-Gastwirtschaft verkauft. 1901 erfolgte eine Namensänderung in „Brauerei Berliner Bürgerbräu“.
Zu dieser Zeit war Friedrichshagen ein bekannter und beliebter Ausflugsort. Besonders an den Wochenenden strömten Tausende Berliner aus der Stadtmitte hinaus ins Grüne, an den Stadtrand. Oft kam es am Ufer der Spree zu langen Wartezeiten bei der Fährübersetzung in Richtung Müggelschlösschen.
So wurde 1926/27 der 120 Meter lange Spreetunnel erbaut, den es bis heute
gibt. Am Ausgang des Spreetunnels (von Friedrichshagen kommend) stand das laut Bauunterlagen in den zwanziger Jahren erbaute Ausflugsrestaurant Müggelschlösschen, das über Säle, Veranden und viele Plätze im Garten verfügte.
Das Haupthaus hatte eine Nutzfläche ohne Keller von schätzungsweise 1.000 Quadratmetern. Das Gebäude erlitt im Krieg erhebliche Schäden und fiel in den Nachkriegswirren den Flammen zum Opfer.
Auf dem Grundstück befinden sich noch einige wenige Überreste des Bauwerks, wie zum Beispiel Fundamente, Treppen, Einfriedungen. Ansonsten ist das Grundstück inzwischen bewaldet und mit einigen unbefestigten Pfaden durchzogen. In der direkten Nachbarschaft befindet sich die Anlage eines Segelvereins mit Stegen und teilweiser Bebauung.
Planungsrechtlich liegt das Grundstück im Außenbereich (siehe § 35 BauGB), es ist im Flächennutzungsplan als Grün- und Waldfläche mit Zweckbestimmung Wassersport eingestuft und befindet sich in der Trinkwasserschutzzone II. Das Grundstück ist nur fußläufig erreichbar.
Nach der weitgehenden Beseitigung der ehemals vorhandenen Bebauung ist der Bestandsschutz erloschen.
Laut Bestandsverzeichnis handelt es sich um 10.141 Quadratmeter Waldfläche sowie 583 Quadratmeter Erholungsfläche an der Müggelspree und 687 Quadratmeter Erholungsfläche am Großen Müggelsee. Die Wasserparzellen sind teilweise durch Spundwände befestigt.
Das Berlin Journal wünscht dem neuen Besitzer der alten Landzunge zwischen Großem Müggelsee und Müggelspree, dem Wassersportler aus Köpenick, ahoi!
Der hat Eier. Wenn ich das Geld hätte, würde ich es genauso machen.
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