Seit zehn Jahren fristet der Bahnhof Zoologischer Garten, kurz Bahnhof Zoo, in Berlin-Charlottenburg ein Mauerblümchen-Dasein: 2006 hielt dort der letzte ICE. Immerhin werden mittlerweile die Zooterrassen neu gestaltet. Damit startet auch die Diskussion darüber, wie sich das Umfeld des Bahnhofes entwickeln soll. Und selbst der Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) brachte am 28. Mai 2016 den Bahnhof Zoo wieder als ICE-Halt ins Gespräch. Während einer Festveranstaltung zum zehnjährigen Bestehen des Berliner Hauptbahnhofs forderte Geisel die Deutsche Bahn auf, am Berliner Bahnhof Zoologischer Garten wieder Fernverkehrszüge halten zu lassen. Der einst wichtigste Zughalt in der City West müsse ebenso wie der Ostbahnhof stärker in den Fernverkehr eingebunden werden.
Die Deutsche Bahn hält eine Wiederbelebung der Station Zoologischer Garten als Fernbahnhof in Berlin für denkbar. Das Unternehmen untersuche „alle Möglichkeiten, das Angebot für unsere Kunden zu verbessern“, sagte der Bahn-Konzernbevollmächtigte für Berlin, Alexander Kaczmarek, am Tag nach Geisels Aufforderung. Zur 25-Jahr-Feier des ICE in Berlin-Grunewald am 2. Juni 2016 konkretisierte Verkehrs-Staatssekretär Christian Gaebler gegenüber dem Tagesspiegel die Forderung des Berliner Verkehrssenators: Zumindest in den Tagesrandzeiten müsse es möglich sein, auch Fernzüge wie den ICE am Zoo halten zu lassen.
Die Bahn lehnt ab: Wegen sechs Minuten mehr
Ihr Nein zu den Berliner Wünschen begründet die Bahn damit, dass jeder Halt rund sechs Minuten Zeit kosten würde. Allerdings hat sie für die Fahrt der ICE-Züge zwischen Hauptbahnhof und Spandau so viel Zeit veranschlagt, dass die Züge fast bummeln müssen.
Als wahren Grund für die Aufgabe des Haltes am Zoo hatte der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn auch zugegeben, dass damit vor allem Kunden in die 80 Geschäfte am Hauptbahnhof gelockt werden sollten. Doch auch diese Rechnung geht nicht komplett auf: Fahrgäste aus den westlichen Bezirken nutzen bei der Fahrt mit den Fernzügen auch die Bahnhöfe Südkreuz und Spandau.
Einen Großteil des ICE-Verkehrs hat die Bahn bereits von der Ost-West-Stadtbahn in den Nord-Süd-Tunnel verlagert. Diese Züge passieren jetzt gar nicht mehr den Bahnhof Zoo. Nicht entschieden sei bisher, ob zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 auch die Züge Richtung Frankfurt (Main) durch den Tunnel – und damit weit am Bahnhof Zoo vorbei – fahren werden, sagte der Berliner Bahnchef Alexander Kaczmarek. Den Weg durch den Tunnel nehmen seit der Inbetriebnahme der Neubaustrecke Halle/Leipzig–Erfurt im vergangenen Dezember Sprinter-Züge über Erfurt nach Frankfurt (Main).
Es ist aber auch möglich, dass wieder mehr Fernverkehr auf die Stadtbahn zurückkehrt. Die Bahn prüft einen Halb-Stunden-Takt für den ICE-Verkehr Richtung Köln, wo die Züge heute stündlich fahren. Abwechselnd könnten die Züge durch den Tunnel oder über die Stadtbahn fahren, heißt es.
DB: „Die Entscheidung Zoo ist nicht für immer in Beton gegossen und sollte geprüft werden.“
Dr. Jürgen Murach, SPD-Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf, springt Verkehrssenator Geisel bei und erklärte im Juli 2016: „Zoo hat die beste ÖPNV-Anbindung. Im Umfeld entstehen unter anderem Hotels und Tagungsmöglichkeiten. Endlich gibt es neue ‚Zwischentöne‘ von DB-Vertretern: ‚Die Entscheidung Zoo ist nicht für immer in Beton gegossen und sollte geprüft werden.‘ Dies lässt aufhorchen. Der Halt zweier Interregio-Express-Züge über Lüneburg nach Hamburg sollte ein Neuanfang ein. Der Halt von Fernzügen könnte stufenweise erfolgen. Kurzfristig ist der Halt von ICE-Zügen in Tagesrandlage und weiterer IC-Züge unter anderem nach Polen problemlos möglich. Die SPD-Fraktion unterstützt den Vorschlag des neuen DB Konzernbeauftragten, die Potsdamer Stammbahn zu reaktivieren. Dann könnten auch bei weiteren Zuwächsen alle ICE-Züge am Zoo halten. Und das wollen wir!“
Roland Prejawa, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf: „Die Idee der Bahn, den Hauptbahnhof attraktiver zu machen durch nur einen Stopp im Innenstadtbereich, ist längst überholt und nicht fahrgastfreundlich. Diese Politik führt letztendlich nur dazu, dass mehr Menschen das Auto nutzen. Es gibt verkehrspolitisch keine andere, sinnvolle Lösung: Der Bahnhof ZOO muss wieder ans Netz!“
Holger Pabst, Piraten-Fraktion der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf: „Gründe für eine Wiederaufnahme gibt es dafür einige: Wer einmal mit einem ICE gegen 23 Uhr am Bahnhof Spandau ankam und dann mit dem ÖPNV weiterfahren wollte, konnte feststellen, dass vor allem die Busse so selten fahren, dass sich eine Weiterfahrt sehr verzögert. Ein Halt von ‚Randverbindungen‘, das heißt sehr früh morgens und abends wäre sehr sinnvoll. Ein weiterer Grund: der stetige Bevölkerungszuwachs Berlins.“
Paul-Georg Garmer, CDU-Fraktion der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf: „‚Endlich wieder ein Halt für Fernzüge am Bahnhof Zoo‘ – bei dieser richtigen aber auch simplen Forderung aus dem Bezirk darf es nicht bleiben, wenn es um die Zukunft der City-West geht. Denn der Bezirk kann viele Dinge selbst anstoßen: Endlich den Hardenbergplatz attraktiv umgestalten, das Quartier zwischen Zoo und TU zu einem modernen Stadtquartier entwickeln, Druck machen beim Umbau des Ku’damm Karrees, das ‚Reinhardts‘ und die Kultur der Straßengastronomie am Ku’damm erhalten, gezielt Geschäftsstraßen stärken, Industrie- und Gewerbeflächen aktiv entwickeln und vieles mehr. Rot-Grün hat im Bezirk aber Wirtschaft und Wirtschaftsförderung auseinandergerissen. So verteilt der eine SPD-Stadtrat nur Strafzettel für Straßencafés, sein Genosse lässt die Wirtschaftsförderung sanft entschlafen. Da bleibt wohl nur, auf die Bahn zu schimpfen.“
Auf jeden Fall macht sich das Umfeld vom Bahnhof Zoo bereit für einen neuen ICE-Halt
Upper West heißt das neue Berliner Hochhaus, das nächstes Jahr neben dem Luxushotelturm Waldorf Astoria eröffnet werden soll, wie Berlin Journal berichtete. Ein bisschen New York Skyline entsteht da wirklich nahe dem Bahnhof Zoo. Direkt am Bahnhof Zoo sieht es allerdings nicht aus wie in Manhattan, sondern immer noch wie an einem rumpligen deutschen Provinzbahnhof, urteilt Arndt Breitfeldt von rbb Aktuell. Auch, wenn sich da so langsam was tut.
Rbb-Reporter Ulli Zelle war kürzlich nachts vor Ort und berichtete: „Im Vergleich zu einem Provinzbahnhof gibt es doch hier sehr viele Fahrgäste. 60.000 sind es am Tag. Und der Bahnhof Zoo lebt auch um diese Zeit. Auch dies gehört zum Bild des Bahnhofs Zoo, dass einfach mal ein paar Obdachlose mit zuviel Alkohol hier liegen. Und im Hintergrund sieht man es: Am Bahnhof wird gebaut. Es wird viel gebaut. Und das bringt einige Verunsicherung für die Fahrgäste. Immer etwas los, auch viel Polizei hier im Einsatz, auch um diese Zeit. Und der Schwerpunkt des Einsatzes von Feuerwehr und Polizei ist die Jebenstraße, dort in der Stadtmission. Die Bahn tut übrigens sehr viel für die Obdachlosen in diesem Bereich. Wer ankommt, der hat an der Bus-Haltestelle Bahnhof einiges zu schleppen. Denn man muss teilweise weite Wege zurücklegen – nicht immer ganz leicht mit dem Gepäck. Nach ganz hinten gehts dann nämlich in Richtung Bahnhof Zoo. Und auch sonst. Ja, es ist nicht anheimelnd, was dort alles so geboten wird. Hier rund um den Bahnhof. Aber es gibt ja doch Zeichen, dass es besser wird.
Das Upper West und das Waldorf Astoria, 32 beziehungsweise 33 Stockwerke. Das ist schön. Und Stefan Evers, Vize-Fraktionsvorsitzender der CDU, will mehr davon. Oder eine neue City West. Was stellen Sie sich vor? Sie haben ja die Forderung: Hier müsse endlich was passieren. Was?“
Evers: „Also es ist schon viel passiert. Wir sehen hier hinter uns. In der City West hat in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung stattgefunden. Und ich glaube: Das ist noch nicht alles. Das kann noch nich alles sein. Wir haben hinter dem Bahnhof Zoo noch das Potenzial für ein neues Stadtquartier. In dem wir Wissenschaft betreiben, gemeinsam mit den Universitäten. In dem wir wohnen, was bis heute gar nicht vorgesehen ist. Und auch neuen Raum für Wirtschaft schaffen. Denn auch Wirtschaft wächst in der City West. Das sind gute Nachrichten. Und um den Hardenbergplatz, da sollten wir uns dringend Gedanken machen. Der bleibt deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück.“
Ulli Zelle: „Nun gucken wir mal. Wie hier das Bikini-Haus in der Nähe. Das hat eine Retrospektive erfahren. Der Zoopalast ist ein Edelkino geworden. Der Zoo wünscht sich auch ein besseres Entree, einen schöneren Hardenbergplatz, der nicht nur Parkplatz sein soll. Sondern es sollen auch Tiefgaragen hier entstehen. Es gab viele Pläne. Der Masterplan ist 10 Jahre alt. Wir haben hier an das Aussichtsrad gedacht damals, aber da wächst ja auch nur Gras. Mehr Hochhäuser eventuell? Denn Architekt Professor Christoph Langhof hat ja vorgeschlagen, noch ein drittes Hochhaus direkt auf dem Hardenbergplatz zu bauen.“
Evers: „Auf jeden Fall. Ich glaube, das hier ist in Berlin der Ort, wo am besten Hochhäuser passen. Die Stadt wächst. Die Wirtschaft wächst. Es ist an der Zeit, solche Planungen zu realisieren. Hier können wir es. Hier haben wir den Platz. Hier würden wir auch keine Gründerzeitquartiere verschandeln damit. Ganz im Gegenteil, das passt. Davon bin ich überzeugt.“
Ulli Zelle: „Wir brauchen dann vielleicht einen neuen Masterplan. Der alte ist ein bisschen zu alt für eine neue City West.“
Könnte was mit den neuen Hoteltürmen am Breitscheidplatz zu tun haben!
Die Hotels haben Druck gemacht und mit Recht, es sollte auch eine Brücke zum Hotel gebaut werden
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