„Normalerweise dauert die Errichtung eines Zebrastreifens vom ersten Entwurf bis zur Einweihung maximal anderthalb Jahre“, gab Stadtbaurat Hans Panhoff (57, Grüne) vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg der B.Z. Auskunft. Die Kosten für einen Zebrastreifen liegen laut Panhoff bei etwa 40.000 Euro. Oft auch darunter. So hat der 2011 fertig gestellte Zebrastreifen in der Friedenstraße 7 Ecke Weinstraße zwischen Wohnblocks und dem Volkspark Friedrichshain nur 30.000 Euro gekostet, wie die Verkehrslenkung Berlin VLB, die als Zentrale Straßenverkehrsbehörde Berlins alle Zebrastreifen in Berlin bauen lässt, auf der Sentatsseite für Stadtentwicklung und Umwelt veröffentlichte.
Auf den Zebrastreifen nur 1 Kilometer südwärts in derselben Straße in der Friedenstraße 45 Kreuzung Pufendorfstraße haben die 453 Schülerinnen und Schüler der Spartacus-Grundschule ganze fünf Jahre gewartet. Und gekostet hat er das Vierfache des Zebrastreifens am Volkspark Friedrichshain: nämlich satte 120.000 Euro statt 30.000 Euro.
Damit hat die Verkehrslenkung Berlin VLB dem Bezirk Friedrichshain vorige Woche den lahmwüchsigsten und teuersten Zebrastreifen Deutschlands übergeben. Die B.Z. und das Münchener Magazin Focus nenne das eine Posse.
Laut Planung sollten die Kosten 60.000 Euro betragen, das wurde noch einmal verdoppelt.
Als im März 2013 die Planungen auf Druck des Stadtbaurats beim Senat nach drei Jahren endlich unter Dach und Fach waren (die VLB hatte im Jahr 2010 den Zebrastreifenbau auf Wunsch von Eltern der Schulkinder zunächst abgelehnt, weil die Straße an dieser Stelle dafür zu breit sei, sich dann aber 2012 mit der Einigung auf weiter reichende Umbaumaßnahmen der Straße doch noch bereit erklärt), wurden die Kosten noch zwischen 50.000 und 60.000 Euro beziffert, wie die Berliner Woche aus Kreuzberg berichtete.
Die Kosten wurden damals mit 60.000 Euro veranschlagt (und damit schon mal doppelt so viel als normal), weil parallel zu den Zebrastreifenarbeiten noch weitere Baumaßnahmen nötig waren. Thomas Frey aus Friedrichshain schilderte in der Berliner Woche: „Die Friedenstraße wird auf jeweils eine Fahrspur pro Richtung eingeengt. Nur so erfüllt sie die Voraussetzung dafür, dass hier überhaupt ein Zebrastreifen eingerichtet werden darf. In einem ersten Abschnitt passiert das zwischen Pufendorfstraße und der Kreuzung Landsberger Allee. Der Bereich bis zur Palisadenstraße soll möglichst schnell folgen. Auf dem Mittelstreifen dürfen künftig keine Autos mehr abgestellt werden. Dafür gibt es dann Parkplätze am Straßenrand. Und direkt vor der Schule wird eine Ladezone eingerichtet.“
Doch nun wurde der Zebrastreifen von der Verkehrslenkung Berlin VLB am 30. November 2015 mit noch einmal doppelt so viel Kosten in Gesamthöhe von 120.000 Euro übergeben. Wo kommen die ungeplanten 60.000 Euro an Extra-Kosten her?
Auf B.Z.-Anfrage antwortet Petra Rohland (56), Sprecherin der Senatsverwaltung: „Es fand eine Verkehrszählung statt, der Gehweg wurde abgesenkt, ein Lichtgutachten erstellt.“
Und die erneute zeitliche Verzögerung erklärt Bezirksstadtrat Panhoff am Tag der Eröffnung des Zebrastreifens so: „Wegen der hohen Gesamtkosten dieser Maßnahme sowie dem fehlenden Planungsvorlauf konnte mit der Umsetzung dieses Vorhabens leider erst in diesem Jahr begonnen werden.“
Senatssprecherin Petra Rohland sagte zur zeitlichen Verzögerung: „Die Dauer lässt sich auf das komplizierte Straßenprofil zurückführen.“
Wie die Berliner Woche schrieb, sollte der Umbau aus verschiedenen Töpfen des Senats, etwa dem Radfahrer- und Fußgängerprogramm sowie aus Mitteln des Bezirks bezahlt werden.
Grundschulleiterin Bärbel Helm (58) ist das egal: „Wir sind froh, dass die Kinder sicher die Straße überqueren können.“
Autofahrer sollten sich dem neuen (wie auch den anderen 480) Zebrastreifen in Berlin langsam und bremsbereit nähern.
Der Auto-Club-Europa e.V. (ACE) mit Sitz in Stuttgart (Baden-Württemberg) appelliert an Autofahrer, an Zebrastreifen besonders vorsichtig zu sein. Auf einem Zebrastreifen haben Fußgänger Vorfahrt. Motorisierte Verkehrsteilnehmer und auch Radfahrer müssen sich langsam und bremsbereit nähern.
Rücksichtslosigkeit wird bestraft
Wer am Zebrastreifen keine Rücksicht nimmt und dabei erwischt wird, muss laut ACE mit 80 Euro Bußgeld und vier Punkten in der Flensburger Verkehrssünderkartei rechnen. Rücksichtslose Radler werden dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) aus Berlin Mitte zufolge mit mindestens 40 Euro und einem Punkt bestraft. Bei Gefährdung von Passanten liege das Radfahrer-Bußgeld 10 Euro höher, nach einem Unfall fallen 60 Euro an.
Es ist der Wahnsinn
Ich glaube da waren selbst die Mitarbeiter im Planungsbüro zu Zeiten der SED kompetenter
Comments are closed.