Für 700.000 Euro hat der Berliner Senat mitten im Schöneberger Vergnügungsviertel eine ganze Straße zwischen dem U-Bahnhof Nollendorfplatz und dem Winterfeldtplatz zu einer Begegnungsstätte zwischen Autofahrern und Fußgängern umgebaut. Das Pilotprojekt Begegnungsstätte Maaßenstraße soll im Oktober 2015 übergeben werden.
Doch schon jetzt sorgt die Begegnungsstätte für Empörung bei denjenigen, denen man doch eigentlich eine Freude machen wollte.
Autofahrer sind sauer, weil sie nur noch mit Tempo 20 km/h (statt bisher 30 Kilometern pro Stunde) durch die Straße kommen und außerdem überhaupt keinen Parkplatz finden, alle 50 bisherigen Parkplätze wurden nämlich entfernt.
Fußgänger sind sauer, weil man auf den neuen Sitzmöbeln, die man auf der einen Straßenhälfte für sie aufgestellt hat, glatt verdursten und verhungern könnte. Senat und Bezirk haben einfach die Kneipen verboten. Jeder Ausschank auf der neuen Freifläche ist ausdrücklich untersagt, weil es doch in Schöneberg an sich ein Überangebot an Kneipen gebe.
Gregor Selle (45) betreibt den Internetblog Nollendorfkiez.de. Dort sammelt er Unterschriften gegen das Projekt und schreibt unter der Überschrift „Maaßenstraße – eine Begegnungszone, die keine wird“:
Die Krux an der Geschichte ist, dass Begegnungszonen für Wohnstraßen vorgesehen sind. Die Maaßenstraße ist allerdings keine reine Wohnstraße, und da ist das ursächliche Problem.
Auf der Seite in Höhe der Apotheke am Nollendorfplatz, Café Impala und Maibach werden zwei Ladungszonen für die gesamte (!) Maaßenstraße integriert.
Friseurmeister Sehmus Genel (39) beschwert sich in der B.Z.: „Die Lieferanten dürfen nicht mehr bis zum Restaurant oder Laden vorfahren. Und es gibt keine Parkplätze für die Kunden mehr.“
Auch Anwohner Gunter Miculcy (59) ärgert sich. „Dieses Vorhaben ist eine Zumutung. Die Leute wissen nicht mehr, wohin mit ihren Autos.“
Die bisherige westliche Fahrbahn der Maaßenstraße bis zur Nollendorfstraße entfällt dadurch und soll als neue Bewegungsfläche geschaffen werden.
Nicht zulässig sind künftig:
· die kommerzielle Nutzung der Bewegungsflächen
· Zäune
· Biergartengarnituren
· Windschutzeinrichtungen
· Zelte
· Teppiche und Kunstrasen
· Heizpilze, Fackeln oder offenes Feuer
· Speisekarten in festen Ständern
Auch sollten Autofahrer und Fußgänger verkehrstechnisch in der Begegnungsstätte nach niederländischen und Schweizer Vorbildern gleich behandelt werden.
Doch das scheitert in Berlin an der Deutschen Straßenverkehrsordnung. Nach der haben Autos auf gerader Strecke immer Vorfahrt – außer in Wohn- und Spielstraßen mit Schrittgeschwindigkeit. Daran könne man leider nichts ändern, hatten Experten eines beteiligten Verkehrsplanungsbüros bedauert.
Trotz Kritik sollen nach Plänen des Senats als nächstes die Bergmannstraße in Kreuzberg und der Checkpoint Charlie zwischen Kreuzberg und Mitte zu einer ähnlichen Begegnungsstätte zwischen Autofahrern und Fußgängern umgebaut werden.
„Dieses Vorhaben ist eine Zumutung. Die Leute wissen nicht mehr, wohin mit ihren Autos.“ Hört auf, euch zu beschweren. Ihr lebt in Berlin. Kauft euch ein Fahrrad und benutzt die Öffentlichen!
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