Als im März 1965 der DDR-Staatsaratsvorsitzende Walter Ulbricht am Alexanderplatz in Berlin Mitte die Abrißbirne schwingen ließ, um Platz zu Schaffen für den Bau des höchsten Gebäudes Deutschlands, dem Fernsehturm (368 Meter), lag dafür nicht einmal eine Baugenehmigung vor. Erst als schon ein dicker Schornsteinrumpf 30 Meter aus dem Boden ragte, wurde dem Schwarzbau offiziell die Baugenehmigung erteilt.
Am Reißbrett war der Standort immer wieder verschoben werden. Von wo konnten die DDR-Bürger am besten flächendeckend mit DDR-Fernsehen und Sprechfunk versorgt werden? Friedrichshain? Müggelberge? Am Stadtrand?
Fernsehturm-Chefarchitekt Joachim Näther weiß zu berichten, dass Staatschef Walter Ulbricht selbst darauf bestanden habe, dass der Turm in der Mitte der DDR-Hauptstadt steht – auch als Signal an West-Berlin.
Finanziell gesehen war der Fernsehturm ein Desaster. Während der vierjährigen Bauphase verdreifachten sich die Kosten – und das mitten in der Wirtschaftkrise. Doch technisch gesehen war der Bau kein großes Problem für die DDR. Es handelte sich genau genommen um einen Schornsteinbau – und damit hatte man Erfahrung. Denn mit Riesenschornsteinen sind schon mehrere Braunkohlekraftwerke ausgestattet worden.
Die Genossen scheuen für ihren Vorzeigebau weder Kosten noch Mühen. Die Fensterscheiben kamen aus Belgien, die Aufzüge aus Schweden, Stromversorgungselemente sogar aus der Bundesrepublik Deutschland. Rund 300 Betriebe aus der ganzen Republik waren am Bau beteiligt, allein an der Innenausrüstung arbeiteten 50 Firmen.
Die gewaltige Leistung des werktätigen Volkes
Am 3. Oktober 1969 wurde der Turm eingeweiht. Zu Ehren des 20. Jahrestags der Gründung der DDR am 7. Oktober war der „Fernseh-, UKW- und Richtfunk-Turm“ für die Öffentlichkeit zugänglich. Mit seinen 365 Metern überragte er den Funkturm im Berliner Westen um ganze 215 Meter. „Stolz erhebt sich im Zentrum der Hauptstadt der DDR dieser Fernseh- und UKW-Turm. In gewissem Sinne symbolisiert er die gewaltigen Leistungen unseres werktätigen Volkes beim Aufbau des Sozialismus“, sagte Staatschef Walter Ulbricht anlässlich der Eröffnung. Es kamen dann noch einmal 3 Meter Antenne hinzu.
In 40 Sekunden bringen die zwei Aufzüge im Berliner Fernsehturm täglich 6.000 Besucher zu den Aussichtspunkten auf über 200 Metern Höhe.
Darüber befindet sich das Restaurant Sphere. Von hier aus kann man bei schönem Wetter bis zu 70 Kilometer weit sehen. Das Restaurant dreht sich dabei einmal pro Stunde um die eigene Achse und garantiert den besten Rundumblick. Zu DDR-Zeiten lohnte allein der unverhüllte Fernblick in den Westteil der Stadt, heute kann bei guter Sicht die Riesenhalle des „Tropical Island“ bei Brand südlich von Berlin erspäht werden.
Zuletzt wurden die Fahrstühle 1996 ausgetauscht, jetzt kommt die dritte Generation. Künftig bekommen die mehr als eine Million Fahrgäste pro Jahr die Geschwindigkeit noch besser mit – durch die verglasten Kabinendächer der neuen Lifts.
„Die gewaltige Leistung des werktätigen Volkes“? Hallo Herr Agitator, geht’s noch?
Gut, dass der gute Herr Ulbricht seinen Willen durchgesetzt hat. Was wäre Berlin ohne Fernsehturm?!
Was heisst denn hier Agitator? Im Text wurde ein Zitat verwendet und als solches gekennzeichnet. Kennt man im heutigen Schulsystem noch die Zeichen für Zitate?
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