In den vergangenen Jahren haben zehntaussende Berliner ihrer Stadt den Rücken gekehrt und sind in den Speckgürtel gezogen. Am direkten Stadtrand ist es nun bereits so voll geworden, dass man immer weiter aus Berlin rausziehen muss.
Direkt am Nordrand von Berlin liegt die Gemeinde Glienicke/Nordbahn. Sie hat einen Dorfteich, gepflegte Straßen und alte Bäume. Neben Einfamilienhäusern finden sich dort längst auch dicht gesetzte Reihenhäuser und Wohnblocks. Die Grundstückspreise steigen. Die meisten Glienicker arbeiteten in Berlin und gehen in Berlin aus.
Seit dem Fall der Mauer hat sich die Einwohnerzahl von Glienicke auf 12.600 fast verdreifacht. Die Grundschule zählt mit 700 Schülern zu den größten in Brandenburg. „Das Familiäre von kleinen Gemeinden ist weg, wir haben im Grunde Berliner Verhältnisse“, zitiert die Berliner Morgenpost den Glienicker Bürgermeister Hans Günther Oberlack (FDP).
Etwa 1.000 Neubürger will Glienicke noch aufnehmen, dann stoße die Infrastruktur an Grenzen, sagt der Bürgermeister. Man wolle auch nicht noch dichter bauen. „Der Charakter des Orts soll sich nicht völlig ändern.“ Wer aus Berlin rausziehen wolle, der müsse dann eben weiter draußen suchen.
Im Speckgürtel rund um Berlin leben inzwischen 38 Prozent der Brandenburger Bevölkerung, und es wird erwartet, dass im Jahr 2030 sogar rund 42 Prozent der Brandenburger dort leben werden.
Erster Run auf den Speckgürtel nach dem Mauerfall
Im Jahr 1998 erreichte die erste Umzugswelle ihren Höhepunkt. Der Mauerfall hatte vor allem vielen West-Berlinern die Chance auf ein eigenes Haus im Grünen gebracht. Der Anteil der Erstbezieher in Eigenheimen ist am West-Berliner Stadtrand besonders hoch. In Falkensee etwa leben heute mehr als 44.000 Menschen. Das sind doppelt so viele wie 1990.
Im Jahr 1999 zogen dann der Bundestag und die Bundesregierung nach Berlin. Dennoch stagnierte die Einwohnerzahl der Hauptstadt über mehrere Jahre. Zehntausende Wohnungen standen damals leer.
Doch seit mehr als zehn Jahren wächst Berlin immer stärker. Die Nachfrage nach Wohnungen ist enorm. Und daher legt nun auch der Speckgürtel wieder stärker zu. Und es wird es immer noch voller werden im Umland. Auch in den nächsten Jahren werden voraussichtlich mehr Berliner zu Brandenburgern als umgekehrt.
In vielen Gemeinden am Stadtrand wachsen die Pkw-Dichte und die Größe der besiedelten Fläche. Mit einem Wohnungsleerstand von gut 2 Prozent sind im direkten Umland Berliner Verhältnisse nahezu erreicht, so die Daten der Berlin-Brandenburger Wohnungsunternehmen.
Nicht nur Urberliner .
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