Makler in Eberswalde und Brandenburg/Havel haben kaum noch große Wohnungen mit Obstgarten (85 Quadratmeter für 695 Euro kalt) oder Lofts in ehemaligen Fabriken (94 Quadratmeter, Kaltmiete 378 Euro) zum Annoncieren.
Denn jedesmal, wenn Makler Detlef Horn aus Brandenburg/Havel eine Anzeige schaltet, passiert folgendes: „Auf solche Angebote gibt es einen Riesenrun“, sagte er der Berliner Zeitung. Die Anzeige für folgende Wohung hat er nach ein paar Tagen wieder aus dem Netz genommen: Vier Zimmer am Altstädtischen Markt, nur ein paar Schritte von der Havel entfernt, 131 Quadratmeter Wohnfläche, 860 Euro inklusive Nebenkosten.
20 bis 30 Prozent der Interessenten kämen aus Berlin. Makler Horn: „Inzwischen haben wir einen gewissen Mangel an größeren Wohnungen in der Innenstadt.“ Besonders attraktive, frisch sanierte Wohnungen würden inzwischen für 8 bis 9 Euro pro Quadratmeter vermietet. In der Innenstadt werden die Flächen knapp. Eine einzige größere Fläche gibt es noch im Zentrum: den alten Packhof, der bald bebaut werden soll.
Auch in der Statistik schlägt sich das erwachte Interesse der Berliner nieder. Erstmals ließen sich 2015 etwas mehr Menschen aus der Haupt- in der Havelstadt nieder als umgekehrt: 336 Zuzügen standen nach Angaben des Statistischen Landesamts 324 Fortzüge gegenüber.
Warum wollen die Berliner nach Brandenburg/Havel?
„Wir sind eine lebendige Stadt und wollen bewusst attraktiv auch für Zuzügler sein“, sagt Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU). Es gibt hier ein gewisses urbanes Leben mit Restaurants und Cafés, einem Theater. Die Stadt schafft neue Plätze in Kitas, Schulen und Horten. Dazu kommen Freizeitmöglichkeiten, wie sie kaum ein Berliner Bezirk bieten kann: Die Stadt ist zu drei Seiten von Wasser umgeben.
Für die Stadt sind der Zuzug und der Einwohnerzuwachs nach vielen Jahren der Schrumpfung ein wichtiger Baustein ihrer politischen Strategie: Schließlich kämpft Brandenburg/Havel zusammen mit Frankfurt (Oder) und Cottbus für den Erhalt der Kreisfreiheit.
Auch Eberswalde wird von Berliner Zuzüglern bestürmt.
„Ich mache 50 Prozent meiner Besichtigungen mit Kunden, die aus Berlin rausziehen wollen“, sagte Steffen Branding, Geschäftsführer der Immobilienagentur Chorona aus Eberswalde. Viele Neu-Berliner seien darunter. „Interessenten aus dem alten Bundesgebiet sind es oft gewohnt, über längere Strecken zu pendeln. Und die Landesgrenze spielt für sie eh keine Rolle.“ Zumal sich die Entfernung relativiert: Weniger als eine halbe Stunde fährt der Regionalexpress bis zum Gesundbrunnen. „Kürzlich hatte ich Kunden, die in Mitte arbeiten und vorher in Hohenschönhausen wohnten. Deren Fahrzeiten haben sich sogar verkürzt.“
2015 zogen 355 Berliner nach Eberswalde. Überwiegend seien es jüngere Leute, ist Steffen Brandings Beobachtung, viele mit Kindern. Eberswalde bietet ihnen viele Annehmlichkeiten: Es gibt einen Zoo und den Familiengarten, eine relativ gute Versorgung mit Kitaplätzen, eine hübsche Umgebung – und dank der Studenten von der Fachhochschule auch ein wenig mehr buntes Leben als in anderen Kleinstädten.
Die Barnimer Kreisstadt Eberswalde steht jedoch vor der gleichen Frage wie Brandenburg an der Havel: Wo sollen in Zukunft Häuser für die Zuzügler entstehen? Nahe des Bahnhofs werden die Flächen allmählich knapp. Auch die Preise ziehen spürbar an, zeigen die Zahlen des Gutachterausschusses der Immobilienwirtschaft: Zwischen 2014 und 2015 ist die Zahl der Grundstücksgeschäfte nur minimal gestiegen, die Umsätze aber legten um 17,5 Prozent zu.
Klar in der Stadt selber ist es erstens kaum zu bezahlen und zweitens in vielen Ecken nicht mehr lebenswert
700 Euro für 85qm geht eigentlich, wenn es eine anständige Wohnung ist…
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