Erstmals hat Eisbärenmutter Tonja zugelassen, dass Menschen ihren kleinen Sohn hochheben. Tierpark-Chef Andreas Knieriem untersuchte den Nachwuchs persönlich. Spätestens zu Ostern soll der kleine Eisbär aus dem Stall heraus auf die Anlage.
Vor zehn Wochen wurde im Tierpark in Friedrichsfelde ein Eisbär geboren. Zoo- und Tierpark-Direktor Andreas Knieriem ist selbst Tierarzt. Am Donnerstagmittag besuchte er den Nachwuchs in der Wurfhöhle und stellte dabei fest, dass es ein Junge ist.
Der Sohn von Eisbärenmutter Tonja und Vater Wolodja hat von Nasen- bis Schwanzspitze bereits eine Länge von 0,67 Meter und ist 4,6 Kilogramm schwer, berichtet die Berliner Morgenpost. Die Pfleger mussten nach der Geburt erst wieder Vertrauen zu den Bären aufbauen, sodass sie sich dem Jungtier nähern konnten.
Zu Beginn ließ Tonja ihr Baby nicht eine Minute allein. Für die lange Zeit ohne Nahrungsaufnahme hatte sie sich vorab einen dicken Speckbauch angefressen. Nach und nach wagte sich die Bärenmutter dann wieder in den Nachbarstall, um Wasser zu trinken.
Für die Visite von Tierpark-Direktor Andreas Knieriem wurde Tonja mit Trauben, Karotten und Fleisch in den Nachbarstall gelockt. Dann wurde der Schieber zwischen beiden Ställen geschlossen und das Jungtier zum ersten Mal in seinem Leben von Menschenhand hochgehoben. Als ihr Sohn anfing zu fauchen und zu jammern, wurde Tonja unruhig und brüllte.
Doch dann ging alles ganz schnell. Der Kleine wurde gemessen, gewogen, erhielt eine Wurmkur, und schon durfte Tonja wieder zu ihm. „Sie hat ihr Kind beschnuppert und festgestellt, dass alles in Ordnung ist“, sagt Tierpflegerin Andrea Fleischer. Dann sei es sofort wieder ruhig und entspannt im Eisbärenstall gewesen.
Zwar sind die ersten Zähnchen des kleinen Eisbären gerade mal so groß wie bei einer Katze. Doch er beginnt schon am Salat und am Fleisch zu knabbern. Gern zieht er am Fell seiner Mama oder krabbelt auf sie herauf und provoziert sie zu kleinen Ringkämpfen. Da Tonja mit nur sieben Jahren selbst noch eine junge Bärin ist, haben beide Spaß am Spielen und Balgen.
Bis zum Frühjahr bleiben sie zusammen im Stall. Obwohl es das erste Kind für Tonja ist, „kümmert sie sich so, als hätte sie schon zwanzig andere großgezogen“, sagt Tierpflegerin Andrea Fleischer. Bis Ostern kämen die beiden auf jeden Fall aus dem Stall heraus auf die Anlage.
„Er wird in der Öffentlichkeit stehen, aber es wird kein Bär sein, den man auf den Arm nehmen kann.“ Er solle ein Eisbär bleiben. Die Bindung zwischen Tonja und ihrem Kind solle nicht zerstört werden. Beim Eisbären Knut war das anders. Denn der wurde nicht von seiner Mutter angenommen und von Thomas Dörflein aufgezogen.
Von Eisbärenvater Wolodja müssen sie getrennt werden. Denn der fünf Jahre alte Bär würde seinen Sohn als Beute betrachten und ihn angreifen, sagt Säugetierkurator Florian Sicks. Daher muss Wolodja nun vielleicht in den Zoo umziehen, wo derzeit nur die ältere Eisbärendame Katjuscha lebt.