Eisern Union trauert um Sascha Lewandowski. Lewandowski, bis März diesen Jahres Trainer bei dem Fußball-Bundeszweitligisten 1. FC Union Berlin aus Berlin Köpenick, ist tot. Der 44jährige Fußballlehrer ist am gestrigen Mittwoch verstorben
Wie die Polizei heute bestätigte, fand man Lewandowskis Leiche in seiner Wohnung in Bochum. Spuren von Fremdverschulden wurden laut Polizei nicht gefunden. Allerdings untersucht die Staatsanwaltschaft Bochum einen möglichen unnatürlichen Tod. Nicht auszuschließen, dass es sich um einen Suizid handelt. Andreas Bachmann von der ermittelnden Staatsanwaltschaft Bochum sagte dem Sport Informations Dienst SID: „Es ist ein laufendes Verfahren. Mehr können wir dazu derzeit nicht sagen.“
Im September 2015 hatte Lewandowski den Posten als Cheftrainer bei Eisern Union angetreten. Im März 2016 entschied er sich auf Anraten seiner Ärzte und in Abstimmung mit dem Verein zur Auflösung des laufenden Vertrages. Diagnostiziert wurde ein akutes Erschöpfungssyndrom („Burnout-Syndrom“), das funktionelle Herzbeschwerden verursachte.
„Wir sind tief bestürzt und unglaublich traurig. Unsere aufrichtige Anteilnahme und unser tiefes Mitgefühl gilt der Familie und den Angehörigen von Sascha Lewandowski“, so Union-Präsident Dirk Zingler.
Burnout: „Ich hatte gehofft, dass eine kurze Pause reichen könnte.“
Lewandowski hatte im März 2016 selbst um Veröffentlichung der Diagnose Burnout gebeten. „Ich hatte gehofft, dass eine kurze Pause reichen könnte. Dies war aber leider überhaupt nicht der Fall“, sagte er. „Neben den gesundheitlichen Risiken muss ich auch akzeptieren, dass ich nicht annähernd die Power habe, mit so viel Energie zu arbeiten.“ Nach Einschätzung seiner Ärzte, fügte er hinzu, werde es „noch Monate dauern, bis ich wieder der Alte bin“. Er schaffte es nicht.
Der SID würdigte die Leistungen von Sascha Lewandowski vor seiner Berliner Zeit bei Bayer 04 Leverkusen, so:
Lewandowski trainierte von April 2012 bis Sommer 2013 gemeinsam mit Sami Hyypiä den Bundesligisten Bayer Leverkusen. Nach Hyypiäs Entlassung im April 2014 übernahm er bis Saisonende erneut das Bundesligateam der Leverkusener.
Zuvor hatte er sich einen glänzenden Ruf in der Jugendarbeit erworben. Er wurde mit der A-Jugend des VfL Bochum zweimal in Folge westdeutscher Meister, ebenfalls zweimal führte er seine Mannschaft ins Endspiel um die deutsche Meisterschaft. Danach übernahm er die zweite Mannschaft, ehe er für fünf Jahre zur Leverkusener A-Jugend wechselte und etliche Spieler formte.
Als Trainer war Sascha Lewandowski impulsiv und engagiert
Selbst spielte er maximal in der Oberliga für den VfR Sölde, einen Stadtteilklub aus dem Dortmunder Osten. Als Trainer war Sascha Lewandowski impulsiv und engagiert, in Leverkusen bildete er somit den Gegenpol zum Finnen Hyypiä, einem schweigsamen, ruhigen Trainer. Auch der frühere Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser nahm die Todesnachricht schockiert auf: „Ich bin sprachlos, das tut total weh“, sagte er der Sport Bild.
Lewandowski kämpfte mit Depressionen, nach seinem Abschied von Union Berlin begab er sich in die Reha. Er wohnte in Bochum und war seit langem mit einer Reporterin liiert, er hatte keine Kinder. Bis 2006 arbeitete er selbst nebenbei als Journalist, beispielsweise erstellte er Taktik-Analysen für Regionalzeitungen.
„Es ist für uns alle kaum vorstellbar, dass Sascha tot ist. Er war ein toller Mensch, der all seine Kraft und Leidenschaft in seine Arbeit einbrachte. Sowohl im Jugend- als auch im Lizenzspielerbereich hat Sascha fantastische Arbeit geleistet. Unser tiefes Mitgefühl gilt seinen Hinterbliebenen“, sagte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler, der Lewandowski bei Bayer 04 Leverkusen einst zum Bundesliga-Trainer aufsteigen ließ.