Das Bauhaus: Freiberger vermietet 10 Wohnungen in einstiger Charite-Frauenklinik

2001
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Im Bauhaus der ehemaligen Frauenklinik der Charity in der Ziegelstraße 14-18 sind zehn Mietwohnungen frei - nicht unter 20 Euro pro Quadratmeter (Pressefoto: Forum an der Museiumsinsel)
Im Bauhaus der ehemaligen Frauenklinik der Charite in der Ziegelstraße 14-18 sind zehn Mietwohnungen fertiggestellt – nicht unter 20 Euro pro Quadratmeter (Pressefoto: Forum an der Museumsinsel)

Nach zehn Jahren Umbauzeit ist es nun endlich soweit. Der Sohn eines Bäckermeisters Ernst Freiberger (65) aus dem bayerischen Dorf Amerang im Chiemgau, der mit Eiscreme und Tiefkühlpizzen seine ersten Millionen machte, hat aus der ehemaligen Charite-Frauenklinik (1929-1932) in der Ziegelstraße 14-18 einer der wohl exklusivsten Immobilien Berlins gemacht, die er nun vermieten will. Die nach Süden orientierten Räume verfügten schon damals über große Atelierfenster, der halbrunde verglaste Gymnastiksaal gestattete einen spektakulären Blick auf die Museumsinsel, das Rotes Rathaus und den Alexanderplatz.

Eine windgeschützte Liegehalle auf dem Flachdach des weißen Gebäudes erregte damals großes Aufsehen. „Das Bauhaus“, wie Freiberger die alte Frauenklinik beim Kauf taufte, weil sie im strengen Bauhausstil aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts von Walter Wolff errichtet worden war, wurde nun in seinem Auftrag vom Architekten Sir David Chipperfield wiederbelebt. Chipperfield hat auf der anderen Seite der Spree das Neue Museum saniert.  Im Ergebnis entstanden nun in der ehemaligen Frauenklinik, dem Bauhaus, sechs große Wohnungen über drei Etagen mit einem Südblick von den individuellen Dachterrassen sowie vier kleinere, zum Innenhof hin ausgerichtete Stadtwohnungen.

„Die Wohnungen haben alle etwas Besonderes“, sagt Bauherr Freiberger. Die Zimmer und Bäder verteilen sich über mehrere Stockwerke, jede Wohnung hat eine Dachterrasse Richtung Süden, ganz oben ziehen sich Terrasse und Wohnraum bugartig im Halbrund um drei Seiten des Gebäudes, sodass der Blick gen Süden (Spree und Museumsinsel), Osten (Monbijoupark und Fernsehturm) und Norden (Haupttelegraphenamt und Synagoge) geht. Ein Raum für Künstler, meint Freiberger. Die sollten allerdings Geld haben. Unter 20 Euro pro Quadratmeter kommt hier keiner rein. Das ist der Preis des Besonderen.

Außerdem ist das neue Bauhaus kein Einzelobjekt, sondern Teil eines neuen Stadtensembles in Berlins historischer Mitte, das Freiberger „Forum an der Museumsinsel“ getauft hat.

Freiberger vermietet nur, er verkauft seine Immobilien nicht.

„Wenn man etwas mit dem Ziel baut, es zu verkaufen, fehlen womöglich das nötige Herzblut und die Liebe zum Detail.“ Bei der Größe des Ganzen die Kleinigkeiten nicht zu unterschätzen, darin liegt die Kunst der Instandsetzung, die sich am ursprünglichen Zustand orientiert. Permanent kollidieren dabei Investoreninteressen und Denkmalschutz. Wer so etwas in Angriff nimmt, braucht Geld, Engagement und Gestaltungsfreude. Seine Frau, eine Innenarchitektin, habe oft bis spät in die Nacht an Grundrissen und Interieurs gefeilt und historische Abbildungen in Büchern zu Rate gezogen, erzählte Freiberger bei einem Rundgang mit dem Tagesspiegel. „Ein Investor, der schnell weiterverkaufen will, macht unter Umständen zu viele Kompromisse.“ Er dagegen wolle „das Bestmögliche“.

Dafür kaufte Freiberger 2001 bis 2007 acht Gebäude vom Liegenschaftsfonds Berlin und der Telekom für etwa 70 Millionen Euro. Inzwischen hat Freiberger in das Forum etwa 300 Millionen Euro investiert.

Zum Forum an der Museumsinsel zählen kunsthistorisch bedeutsame Gebäude aus drei Jahrhunderten. Darunter sind das älteste Logenhaus Berlins (1789–1791), die von Martin Gropius entworfene Charité-Frauenklinik (1879–1883) im Stil der Neorenaissance, das neobarocke Haupttelegrafenamt (1910–1916) sowie die ebenfalls einst zur Charité gehörenden Häuser Monbijou (1902–1906) und Ida Simon (1908–1910). Die Architektur des 20. Jahrhunderts ergänzen zudem das Fernsprechamt (1925–1927), das im Stil des monumentalen Art-deco-Expressionismus gebaut wurde, sowie die im strengen Bauhaus-Stil errichtete neue Charité-Frauenklinik (1929–1932).

Das riesige Geviert zwischen Monbijou- und Tucholskystraße, zwischen Oranienburger Straße und Spree lag völlig ausgestorben und vergessen im Abseits. Das hat Freiberger geändert und Berlin einen neuen Kiez erbaut. Mit Bars, Galarien, Spa, Büros, Geschäften, Biergarten und einem Campus an der Spree, der die Telekom School of Transformation beherbergt.

Im fertiggestellten Bauhaus wird nicht nur gewohnt, sondern auch gearbeitet. Wo sich früher die Liegehalle der Frauenklinik befand, denken sich demnächst die Köpfe der Werbeagentur Serviceplan („Herb, fruchtig, männlich“, 2013,  Berentzen Korn) mit Hauptsitz in München neue Sprüche aus.

„Es passiert vielleicht alle 100 Jahre einmal, dass mitten im Zentrum einer Stadt ein so großes Projekt beginnen kann“, hob der frühere Berliner Senator, nun Präsident der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar und Berater des Projekts, Christoph Stölzl (CDU), vor fünf Jahren in der Berliner Morgenpost die Bedeutung des Bauvorhabens für Berlin als Stadt hervor. Vergleichbar hätten nur das Rockefeller Center in New York oder das Centre Pompidou in Paris zu der kompletten Neuausrichtung eines Viertels beigetragen. Mit seinen Geschäften, Restaurants und Cafés werde das neue Quartier eine Schnittstelle von Kultur und Szene bilden, so Stölzl.

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