Ein Schwarzer berichtet über seine Reise nach Rügen

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Der Journalist David Joram ist dunkelhäutig und hat kürzlich die Insel Rügen in Mecklenburg-Vorpommern besucht. Was er dort mit Anhängern der AfD erlebte, hat er so nicht erwartet.

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Der Schwarze David Joram fuhr nach Rügen, um AfD-Wähler kennenzulernen.

David Joram kommt aus der Nähe von Karlsruhe, und er ist ein Schwarzer. Um zu erfahren, wie schlimm der Rassismus in Mecklenburg-Vorpommern wirklich ist, besuchte er kürzlich die Ostseeinsel Rügen. Dort erhielt die AfD bei der Landtagswahl am Sonntag Ergebnisse von bis zu 32,4 Prozent.

In der taz schreibt David Joram über seine Reise: „Feststellung Nummer 1: Ich sah, wie erwartet, sehr viele NPD- und AfD-Wahlplakate. Nummer 2: Wirklich ausgegrenzt gefühlt habe ich mich nicht.“ Ganz im Gegenteil berichtet er von positiven Erfahrungen mit den Rügenern:

„Die AfD-Wähler, mit denen ich sprach, waren recht freundlich im Umgangston. Sie hießen mich gerne in ihren Imbissständen oder Werkstätten zum Plausch willkommen. Und wenn sie fragten, woher ich denn sei, antwortete ich: ‚Aus der Nähe von Karlsruhe.’ Das genügte den Fragestellern als Antwort.“

„Meine Schwester hat schon andere Erfahrungen gemacht. Ein Herr pöbelte sie aus dem Nichts auf offener Straße an: ‚Sie können froh sein, überhaupt in Deutschland leben zu dürfen.’ Das war in Berlin-Friedenau, die Bewohner gelten als liberal.“

David Joram würde wieder nach Rügen fahren

David Joram geht davon aus, dass es „solche und solche“ AfD-Wähler gibt – „und ein paar versprengte NPD-Hohlköpfe gibt es sicher auch“. Dass andere Journalisten einen Reise-Boykott gegen Mecklenburg-Vorpommern gefordert haben, findet er falsch.

Den Erfolg der AfD bei den Wählern erklärt sich Joram damit, „dass irrationale Aspekte eine Überhöhung sondergleichen erfahren“. Denn in Deutschland könne man nach wie vor „unbehelligt sein Leben leben, ohne Einschränkungen, ohne Verluste“. Ein Großteil der Deutschen habe einen festen Job, eine sichere Bleibe und ein halbwegs ordentliches Leben.

„Jetzt gilt es, die Menschen zu überzeugen, dass sie sich besser vor der eigenen Haustür umsehen sollten, anstatt im TV jede Krisenmeldung persönlich aufzufassen. Das erzähle ich auch gerne den AfD-lern auf Rügen oder Usedom. Ich würde wieder hinfahren.“

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9 KOMMENTARE

  1. Was für eine Überraschung. Keine glatzköpfigen Hohlbirnen, die ihn gleich niedergeschlagen haben? Muss nach linksgrüner Meinung auch nur ein #Einzelfall sein. Wer Sarkasmus findet…. 😉

  2. Man sieht, Vorurteile gibt es auf allen Seiten. Man wird sie nur durch Unvoreingenommenheit und Offenheit abbauen können. Diesbezüglich ein Dankeschön an David Joram (und auch an die taz, die so fair war, dies zu veröffentlichen, obwohl das Ergebnis sicherlich nicht der politisch korrekten Linie entspricht)!

  3. ..Kann das gar nicht Verstehen…die Menschen an der Ostsee leben vom Tourismus. Jeder Gast ob Rot, Grün oder Weiß sollte Willkommen sein und nicht so behandelt werden als sei er ein Aussätziger…Es ist einfach nur Peinlich und Dumm…andere Menschen nur wegen der Hautfarbe anzugreifen, zu beleidigen und zu dehmütigen…

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