Der Münchner Gastro-Großhändler Hamberger eröffnet demnächst an der Erna-Samuel-Straße 13 in Berlin Moabit nach eigenen Angaben den größten Frischemarkt für Köche und Einzelhändler Deutschlands. Dabei ist der dort in der Nähe vorhandene Berliner Großmarkt in der Beusselstraße am Westhafen um ein Vielfaches größer.
Doch die Hamberger Geschäftsführer Oliver Titius und Ralf Decker wollen demnächst (Spatenstich war vor einem Jahr) in Berlin 60.000 Lebensmittel für Berlins Köche unter einem Dach anbieten. Verteilt auf 2,5 Kilometern Großregalen auf einer Verkaufsfläche, die zwei Fußballfeldern entspricht: 13.000 Quadratmeter! Davon 5.000 Quadratmeter gekühlte Frische, 2.000 Quadratmeter Tiefkühlkost und 40 m Frischetheke.
Gleich zum Mitnehmen oder mit Lieferservice. Hier soll jeder finden, was er braucht – vom Pommes-Verkäufer bis zum Sterne-Koch.
Nach Recherchen von Hamberger gibt es in Berlin 53 Küchenrichtungen – von afghanisch bis vietnamesisch. Die Köche sollen nicht mehr nach ihren Zutaten suchen müssen. Das Hamberger Sortiment soll den Berliner Gastronomen das Leben erleichtern.
Aber braucht Berlin einen zweiten Großmarkt?
Der landeseigene traditionelle Berliner Großmarkt in der Beusselstraße am Westhafen versorgt seit mehr als 120 Jahren Märkte, Geschäfte und Restaurants mit Lebensmitteln aller Art. Dort handeln 300 Firmen mit Lebensmitteln, schlagen jährlich 580.000 Tonnen Waren um (davon ein Drittel Obst und Gemüse) und machen eine Milliarde Euro Umsatz.
Großmarkt-Geschäftsführer Andreas Foidl sagte der Berliner Morgenpost: „Unser Alleinstellungsmerkmal ist die Vielfalt. Wir bieten alles: Im Berliner Großmarkt gibt es zum Beispiel 50 Obst- und Gemüsehändler, die sich alle spezialisiert haben.“
Eine alte Marktregel heißt: Konkurrenz belebt das Geschäft. Das bestätigt Hamberger-Geschäftsführer Titius: „Wir sehen auch Vorteile durch den benachbarten Großmarkt. Deshalb kennen Gastronomen den Bereich und fahren ohnehin hier her und können bei uns mitnehmen, was sie dort nicht bekommen.“
Hamber verspricht, durch ein ausgeklügeltes Logistiksystem so gut wie immer alles vorrätig zu haben. 85 Prozent werde über die Straße abgewickelt. Italienische Produkte kommen vom Großmarkt in Verona, französische aus Paris. Aus Kostengründen wird nur das Notwendigste per Luftfracht herangeschafft. Man spare Zeit und Geld, indem Hamberger weitgend auf Zwischenhändler verzichtet.
Hamberger machte 2014 einen Jahresumsatz von 180 Millionen Euro, hatte 35.000 Kunden und 500 Mitarbeiter. Im Berliner Markt sollen 400 Arbeitsplätze entstehen. Wie Geschäftsführer Titius sagt, wohnt der Großteil von ihnen in der unmittelbaren Nähe.
Zutritt haben wie bei der Metro, Selgros oder dem Berliner Großmarkt nur Gewerbekunden aus der Gastronomie, Großküchen und Einzelhandel.