Mitte: Drogen-U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße

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Der 110 Meter lange Bahnsteig des U-Bahnhofs Heinrich-Heine-Straße der LInie U( in Mitte verkommt seit ein paar Monaten zum Drogenumschlagplatz. (Foto: Wikipedia Phaeton Eigenes Werk)
Der 110 Meter lange Bahnsteig des U-Bahnhofs Heinrich-Heine-Straße der Linie U8 in Mitte verkommt seit ein paar Monaten zum Drogenumschlagplatz. (Foto: Wikipedia Phaeton 1 Eigenes Werk)

Die letzte Drogenrazzia auf dem Dealer-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße der berüchtigten Drogenlinie U8 (Herrmannstraße Neukölln über Kottbusser Tor in Kreuzberg und Alexanderplatz in Mitte nach Wittenau in Reinickendorf) ist drei Jahre her.

Damals stürmten am Morgen des 4. Dezember 2012 mehr als 80 Polizisten den 110 Meter langen Bahnsteig und nahmen sieben libanesische Heroinhändler fest, der Jüngste war 16, der Älteste 22 Jahre. Zum Händlerring gehörte noch ein Achter, der auf dem U-Bahnhof Moritzplatz in Kreuzberg geschnappt wurde, ein Neunter, den man in seiner Neuköllner Wohnung verhaftetete, und ein Zehnter, der bei einem Verhandlungstermin im Amtsgericht Tiergarten in Handschellen gelegt wurde. Es nützte den Dealern auf dem Bahnhof Heinrich-Heine-Straße nichts, dass sie die verschweißten Heroin-Kügelchen (halbes Gramm Kundenpreis 15 Euro) beim Auftauchen der Polizisten verschluckten. Die Polizei hatte die zehn Verdächtigen über Wochen mit modernster Kameratechnik gefilmt und konnte den Dealern nachweisen, dass mindestens 20 Mal pro Tag gehandelt wurde.

Tatsächlich kehrte danach spürbar Ruhe ein. Die BVG sprach von einem „großen Erfolg“. Schließlich hatten sich Anwohner und Fahrgäste seit langem belästigt gefühlt und beschwert. Selbst von den Mitarbeitern der BVG hatten sich die Drogenhändler nicht einschüchtern lassen, sondern sie angepöbelt und bedroht mit Ansagen wie „Haut ab hier und lasst uns unsere Arbeit machen, sonst bereut ihr es“, sagte ein Ermittler dem Tagesspiegel.

Mittlerweile hat die BVG alle Bahnsteige und Züge der U-Bahn mit Kameras ausgestattet.

Doch die Ruhe ist nicht von Dauer

Der nördliche U-Bahnhofeingang in der Köpenicker Straße 79 ist auch ein Eingan zum Techno-Sex-KitKatClub. (Foto: googlestreetview)
Der nördliche U-Bahnhofeingang in der Köpenicker Straße 79 ist auch ein Eingan zum Techno-Sex-KitKatClub. (Foto: googlestreetview)

Seit ein paar Monaten beobachtet der Sprecher und Vizechef des Berliner Fahrgastverbandes IGEB Interessengemeinschaft Eisenbahn, Nahverkehr und Fahrgastbelange Berlin e.V. (Sitz im S-Bahnhof Lichtenberg), Jens Wieseke, der unweit des U-Bahnhofes Heinrich-Heine-Straße wohnt und täglich mit der U-Bahn fährt, ein Wiederaufleben der alten Drogenmeile auf dem Schmuddelbahnhof. Wieseke schilderte der Berliner Zeitung: „Hier auf dem U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße ist es seit einigen Monaten immer schlimmer geworden. Wenn ich morgens um halb sieben auf den Bahnsteig komme, um zur Arbeit zu fahren, sehe ich meist das gleiche Bild: Es werden Drogen konsumiert und gehandelt. Am Wochenende ist das genauso. Ich finde das belastend.“

Jens Wieseke, Vizechef des Beriner Fahrgastverbandes, findet den U-Bahnhof grauenhaft. (Foto: IGEB e.V.)
Jens Wieseke, Vizechef des Berliner Fahrgast-Verbandes, findet den U-Bahnhof grauenhaft. (Foto: IGEB e.V.)

Dass sich zuweilen auch Wohnungslose im U-Bahnhof aufhalten, der nur montags bis freitags von 1 Uhr bis 4 Uhr verschlossen wird, sei „okay. Dagegen ist erst mal nichts einzuwenden“. Doch an die Süchtigen, die zitternd auf ihre Drogenlieferung warten, und die Händler, die ihren Geschäften nachgehen, kann und will sich der Berliner nicht gewöhnen. „Dieser Bahnhof ist einfach nur grauenhaft.“

Der nördliche Eingang in der Köpenicker Straße 79, der auch einen Zugang zum freizügigen Sex-Techno-KitKatClub hat (am Wochenende 3.000 hetero- und homosexuelle Besucher), ist mit Graffiti beschmiert. Der südliche Vorraum wird insbesondere morgens von Junkies und Obdachlosen als Notdurft-Toilette benutzt.

Die Sitze auf dem Bahnsteig sind von Alkohol-Trinkenden besetzt. Auf dem Bahnsteig laufen Dealer und Kunden hin und her, kramen in Taschen und Koffern, wechseln untereinander Päckchen gegen Geld.

Es gibt kein Bahnsteigpersonal, keinen Laden oder Imbiss auf dem Bahnsteig. Wieseke: „Es fehlt an der sozialen Kontrolle.“

Für die Polizei ist der U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße noch nicht wieder ein Schwerpunkt des Berliner Drogenhandels geworden. Registriert wurden in diesem Jahr auf dem Bahnhof bis Ende November lediglich 32 Drogendelikte, das Hauptproblem stellen eher Schwarzfahrer dar (268 Erwischte). Doch aufgrund von Beschwerden von Fahrgästen und Anwohnern hat die Polizei den U-Bahnhof wieder unter Beobachtung genommen.

Auch die BVG reagierte bereits. Seit Oktober 2015 wird der Bahnhof doppelt so häufig gereinigt. Außerdem hat die BVG mit dem Landeskriminalamt, dem Bezirk Mitte und Anwohnern einen Arbeitskreis gegründet. Geplant sind konkrete Maßnahmen wie mehr Licht auf dem Bahnhof und noch mehr Überwachungskameras. Im Jahr 2018 soll der dann 90 Jahre alte Bahnhof planmäßig renoviert werden. Wenn die noch offenen Eigentumsfragen geklärt sind, könnte auch der nördliche U-Bahneingang weg vom KitKatClub verlegt werden.

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  1. also grenzallee stehen och immer welche rum… da stehen och zivilpolizisten und nehmen grade bei nem junkie die personalien auf, wöhrend dierekt hinter deren rücken ein dealer weiter brav seine murmeln verkauft… ich weiß gar nicht, was ihr euch da bekekst… immerhin zahlen die drogenringe ja nu genug schmiergelder, um sich da ganz offen direkt vor wachpersonal und zivilpolizisten aufhalten zu dürfen… -_-

  2. Heinrich Heine? Dann räumt mal eine Station weiter, am Moritzplatz, auf 😉 seit einem Jahr immer die selben Gesichter.. tagtäglich und nichts passiert.

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