Flüchtlingsheim: Junge (12) täglich unter Waffengewalt vergewaltigt

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Flüchtlingsheim Motardstraße 101A in Spandau-Siemensstadt: Drei Monate lang soll hier ein Iraker (41) einen 12-Jährigen unter Vorhalt einer Pistole jeden Tag vergewaltigt haben (Foto: Youtube)
Flüchtlingsheim Motardstraße 101A in Spandau-Siemensstadt: Drei Monate lang soll hier ein Iraker (41) einen 12-Jährigen unter Vorhalt einer Pistole jeden Tag vergewaltigt haben (Foto: Youtube)

Wenn Menschen auf engstem Raum zusammenleben, bringt das viele Probleme mit sich – so auch in Flüchtlingsheimen. Die Kriminalität ist hier laut Statistik momentan rückläufig, doch die Dunkelziffer hoch. Auf engstem Raum kommt es immer wieder zu Ärger und manchmal auch zu Gewalt und Grausamkeit. Auch gegen wehrlose Kinder. So einen Fall hat Gabi Probst von der rbb Abendschau aufgedeckt. Sie recherchierte einen Fall von schwerem sexuellem Missbrauch in einem Flüchtlingsheim der Arbeiterwohlfahrt in der Motardstraße 101A in Siemensstadt, der erst nach einem Martyrium von drei Monaten bekannt wurde.

Das Opfer ist ein 12jähriger Junge aus dem Irak.

Über ein Vierteljahr soll dort der 12-Jährige von einem Iraker (41) mehrfach vergewaltigt worden sein. Nach Informationen der Abendschau soll der Junge jeden Tag um die gleiche Zeit an einen bestimmten Platz zitiert und mit einer Pistole bedroht worden sein. Deshalb nahm auch ein Sondereinsatzkommando SEK den Tatverdächtigen im Heim fest. Der Fall kam nur heraus, weil die Mutter mit ihrem Sohn in ein Krankenhaus ging. Das Heim hatte sie nicht informiert. Seitdem erhalten beide vom Jugendamt psychologische Betreuung. Der mutmaßliche Täter sitzt in Untersuchungshaft. Ein fataler Fall, aus dem man Lehren ziehen muss, meint der Betreiber Manfred Nowak von der AWO Arbeiterwohlfart Kreisverband Mitte e.V. Bei 550 Flüchtlingen in der Zentralen Aufnahmeeinrichtung für Asyslbewerber in der Motardstraße sei es schwer, den Überblick zu behalten.

Reporterin Gabi Probst: „Sie hätten es nicht verhindern können?“

Manfred Nowak: „Das ist schwer zu verhindern. Wir versuchen, Vertrauen zu den Bewohnerinnen und Bewohnern aufzubauen. In Veranstaltungen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern weisen wir darauf hin, dass sie alle Erscheinungen dieser Art mitbeobachten und uns, insbesondere den Sozialarbeitern, dann Meldung geben. Aber bei der Größenordnung ist das sehr schwer. Und wir haben zu wenig Personal dafür.“

Die AWO würde schon lange mehr Personal einstellen, aber es würde nicht bezahlt, heißt es. Bis heute gibt es vom Senat nicht einmal die Antwort, ob das Haus weitergeführt wird, obwohl zum Ende des Jahres der Mietvertrag ausläuft. Nur auf Nachfrage der Abendschau erklärte der Pressesprecher des zuständigen Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten, Sascha Langenbach, aus der Bundesallee 171 in Berlin-Wilmersdorf nun: „Danke für Ihre Anfrage, die wir gerne beantworten. In Bezug auf den Standort Motardstraße befindet sich das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) aktuell in einem Abstimmungsprozess mit dem Betreiber, in welcher Form mit den anstehenden Erfordernissen vor Ort umzugehen ist. Zu einzelnen Details des Prozesses können wir uns vor Abschluss der Analyse nicht äußern.“ Mehr gibt das LAF nicht raus.

Dabei ist die Kriminalitätsstatistik allgemein in den Berliner Flüchtlingsunterkünften in den Sommermonaten rückläufig von rund 400 im März 2016 auf 255 im Juli 2016. Insgesamt gab es bis zum Juli 2.720 Straftaten. Im Juli waren es 35 Straftaten weniger als im Juni. Bei Diebstählen blieben die Zahlen konstant bei rund 40 Straftaten. Auch bei Rauschgiftdelikten (um die 10 im Monat). Auffällig ist der leichte Rückgang an Gewaltdelikten von 150 auf 145, jedenfalls statistisch. Obwohl diese immer noch 50 Prozent der Gesamtstraftaten ausmachen. Doch die Polizei geht von einer hohen Dunkelziffer auf, wie auch der Bundesvorsitzende  der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt: „Die Dunkelziffer insbesondere bei Sexualstraftaten ist unglaublich hoch. Und hängt immer davon ab, wie das Anzeigeverhalten ist. Insofern ist die Aussage zunächst einmal irreführend, denn die Kriminalität dort ist damit nicht erfasst.“

Gewalt gibt es im Heim des öfteren, erklärte der Betreiber. Meist gegen Frauen. Hausverbote für Männer hätte man schon ausgesprochen. Die Lösung wären kleinere Einrichtungen. Oder Wohnungen. Wendt: „Es geht aber auch um kulturell bedingte Straftaten. Dass heißt, Christen werden drangsaliert und verprügelt. Frauen werden vergewaltigt und belästigt. Und alles dies findet in diesen Einrichtungen statt. Und deshalb ist es notwendig, das schnell zu entzerren, damit die Menschen in Wohnungen kommen.“

Sozialsenator Mario Czaja (CDU) teilte nun in einem Brief an den Bundestagsabgeordneten Kai Wegner (CDU) aus dem Wahlbezirk Spandau mit, dass die Erstaufnahmeeinrichtung Motardstraße 101A bis zum Jahresende zu einer deutlich kleineren Gemeinschaftsunterkunft für bis zu 300 besonders schutzbedürftige Asylbewerber, vor allem Familien, umgebaut werden soll. Der Brief liegt der Berliner Morgenpost vor. Die Umbaumaßnahmen sollen im Oktober 2016 beginnen. In der Unterkunft an der Motardstraße sollen dann keine neuen Flüchtlinge mehr aufgenommen werden. Czaja geht davon aus, dass das Gebäude bis zum Jahresende freigezogen werden könne.

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