Das schöne an einem internationalen Filmfestival ist die filmische Vielfalt. Aber auch die kulturelle, die dank der Top-Regisseure der Welt mit ihren geschulten Augen auf der Leinwand scheint.
Italien, zeig‘ uns wie ihr fühlt
Jedes Bild und jedes gebrochene Wort in FORTUNATA schreit gerade zu ITALIEN! Das italienische Blut und Temperament von Schauspielerin Jasmine Trinca nimmt die Emotionen der Zuschauer in Cannes auf eine Achterbahnfahrt.
In FORTUNATA trifft ein glückloser Charakter auf den anderen. Der Film von Sergio Castellitto handelt von einer alleinerziehenden Mutter und ihrem Kampf mit der Realisierung ihrer Träume. Jede Szene ist voll mit unterdrückten Emotionen, mit denen der Zuschauer leider nicht immer in Einklang kommt.
In der Kategorie Un Certain Regard vermisst man oft einen polarisierender Faktor: Starpower. Doch in FORTUNATA muss sich mit Hauptdarstellerin Jasmine Trinca alles andere als verstecken. Sie trägt den Film mit ihrer italienischen Emotionsgewalt, die jede Szene in eine Life-Or-Death Situation verwandelt.
Hier tut sich der Film jedoch schwer. Ob die Italienerin genügend Empathie im Rest der Welt findet, kann man bezweifeln. International wird sich der Film wohl nur schwer verkaufen, auch wegen dem enttäuschenden Ende. Nicht weil es nicht gelungen ist, sondern weil der Zuschauer, nach knappen zwei Stunden vollgeladener, meist negativen Emotionen, sich so sehr nach einem Happy End sehnte. Auch wenn das Leben oft kein Erbarmen kennt, hier hätte man es sich gewünscht.
FORTUNATA
Trinca ist Fortuna, eine junge Mutter, die ihre Achtjährige alleine groß zieht. Als Friseurin hetzt sie von Kunde zu Kunde auf ihrem kleinen Roller und kämpft jedem Tag gegen neue Herausforderungen. Ihr eigener Laden ist zwar schon in der Planung, doch ein charmanter Psychiater stiehlt ihr jede Konzentration.
Mit ihm findet sie Frieden und erfährt wie Glück aussehenden kann. Allerdings vernachlässigt sich mit dieser Affaire ihre kleine Tochter und besten Freund, der sich alleine gegen seine Drogensucht und eine anstrengende Mutter schlagen muss.
Auf dem Papier, eine gelungene Geschichte mit heul-, schluchz- und weinpotential. Filmemacher Castellitto hat aber konstant einen Tucken zu viel draufgesetzt. So, dass man als Zuschauer manchmal die Augen verdreht, anstatt Tränen zu verbergen.