Fußball-EM-Finale 2024 im Olympiastadion plus Halbfinales: Tickets für 22.015 Euro

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Ist das noch normal oder schon ein Skandal um die Tickets für das UEFA EURO 2024 Finale am 14. Juli 2024 im Berliner Olympiastadion? Ein kritischer Blick hinter die Kulissen.

Die Vorfreude auf die UEFA EURO 2024 ist in Deutschland greifbar, doch hinter den Kulissen offenbart sich ein fragwürdiges Geschäftsmodell, das die meisten Fußballfans wohl vor den Kopf stößt. Während Millionen von Fußballbegeisterten gespannt auf das Finale im Berliner Olympiastadion am 14. Juli 2024 warten, gerät die Vergabe der Tickets zum Turnier in den Fokus der Kritik.

Die besten Sitzplätze auf der UEFA EURO 2024 kosten für das Produkt „Finalserie – Berlin“ für die beiden Halbfinales und das Finale zusammen pro Person 22.015 Euro © Ausriss aus Daimani.com vom 16. Mai 2024
Die besten Sitzplätze auf der UEFA EURO 2024 kosten für das Produkt „Finalserie – Berlin“ für die beiden Halbfinales und das Finale zusammen pro Person 22.015 Euro © Ausriss aus Daimani.com vom 16. Mai 2024

Wer bei der diesjährigen Fußball-Europameisterschaft die beiden Halbfinales in München am Dienstag, dem 9. Juli 2024, und in Dortmund am Mittwoch, dem 10. Juli 2024, sowie das Finale am 14. Juli 2024 im Berliner Olympiastadion auf den „besten verfügbaren Sitzplätzen der Kategorie 1 in Berlin und München und auf Sitzplätzen hinter dem Tor in Dortmund“ live verfolgen möchte, muss dafür pro Person 22.015 Euro inklusive Mehrwertsteuer per Vorkasse bezahlen.

Die UEFA hat für die Vermarktung der VIP-Tickets (4 Prozent der insgesamt 2,7 Millionen Zuschauerkarten) zum allerersten Mal eine private Firma beauftragt – die eigens dafür gegründete 2024 Hospitality Experience AG in Zürich mit ihren beiden Sales Agenten Daimani AG aus Zürich und Sportfive Germany GmbH aus Hamburg.

Die VIP-Tickets-Verkäufer für die Fußball-EM 2024

Kann man der 2024 Hospitality Experience AG bedenkenlos mal eben ein paar Tausend Euro überweisen? Die 2024 Hospitality Experience AG lässt seit ihrer Gründung im Jahr 2022 keinen Wirtschaftsprüfer in ihre Karten schauen. Selbst auf eine eingeschränkte Revision wurde verzichtet.

Die Gründer Max Müller aus Mühlhausen, Andreas Truttenbach aus Rheinau und Hendrik Joost Schiphorst aus Hamburg stehen im Rampenlicht, und ihre Hintergründe lassen Zweifel aufkommen.

Die Recherche des Wirtschaftsdienstes Gomopa.io zur Vergangenheit dieser Akteure wirft ernsthafte Bedenken auf.

Max Müller

Demnach soll der Daimani AG-Gründer Max Müller aus Baden-Württemberg mit seinem An- und Verkauf in Mühlhausen-Ehingen gescheitert sein. Max Müller, zunächst bekannt geworden als Kaufmann und Inhaber der adulante e.K., soll eine Spur finanzieller Unregelmäßigkeiten hinterlassen haben. So wirft die chronische Bilanzüberschuldung der Daimani Germany GmbH und ein Gesellschafterdarlehen von der Schweizer Mutter an die deutsche Tochter in Höhe von einer Viertelmillion Euro, das die deutsche Tochter gar nicht habe zurückzahlen können, unter der alleinigen Verantwortung von Max Müller ernste Fragen zur Seriosität des Unternehmens auf.

Andreas Truttenbach

Der badische Unternehmer und Daimani AG-Verwaltungsratspräsident Andreas Truttenbach hat sich als Wasserstoff-Pionier einen Namen gemacht. Er hat zwar in seiner Fabrik in Rheinau den ersten eichbaren Wasserstoff-Zähler der Welt gebaut. Trotz seines Rufs als Forscher und Tester auf dem Gebiet des Wasserstoffs bleibt seine Rolle als Produzent bisher fraglich. Ihm gelinge es laut den veröffentlichten Bilanzen seit Jahren nicht, bei seiner RMA Mess- und Regeltechnik GmbH & Co. KG eine bilanzielle Überschuldung von rund 5 Millionen Euro zu beseitigen.

Hendrik Joost Schiphorst

Die Partnerschaft mit der Hamburger Sportfive Germany GmbH, die ebenfalls in die VIP-Ticket-Vermarktung involviert ist, wirft weitere Fragen auf. Der Sales Agent Sportfive Germany GmbH unter Geschäftsführung von Hendrik Joost Schiphorst liefere laut den veröffentlichten Jahresabschlüssen seit Jahren ein immer größer werdendes negatives Betriebs- und Finanzergebnis, zuletzt rund minus 9,3 Millionen Euro.

Die finanzielle Instabilität und die negativen Bilanzen dieser Unternehmen lassen die Integrität des gesamten Geschäftsmodells in Frage stellen.

Angesichts dieser Enthüllungen müssen sich Fußballfans fragen, ob sie einem Unternehmen vertrauen können, das von fragwürdigen Persönlichkeiten geleitet wird.

Die Preise für VIP-Tickets zur UEFA EURO 2024 werfen ein grelles Licht auf die Schattenseiten des Fußballgeschäfts und lassen den Traum von einem fairen und zugänglichen Fußballerlebnis auf allen Stadionplätzen in weite Ferne rücken.

Fanproteste mit Tennisbällen gegen Wettbewerbsverzerrung

Mit geworfenen Tennisbällen auf den Fußballrasen in mehreren Stadien haben die Fußballfans seit Wochen gegen den milliardenschweren Einstieg eines globalen Investors in die Bundesliga protestiert und am 21. Februar 2024 ihr Ziel erreicht. Der Deal ist geplatzt.

Die DFL Deutsche Fußball Liga aus Frankfurt am Main hatte im Dezember 2023 ganz knapp dafür abgestimmt, einen Investor ins Boot zu holen: Die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit wurde mit 24 von 36 Stimmen exakt erreicht. Bei dem Deal ging es vor allem darum, die Auslandsvermarktung zu stärken. Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen der DFL sollte der Investor eine Milliarde Euro zahlen.

Diesen Milliarden-Deal unterstützen viele Fans nicht. Schon vor und direkt nach der Abstimmung hatten sie dagegen protestiert, weil sie durch den Investoreneinstieg eine Wettbewerbsverzerrung befürchten. Jetzt hat die DFL den Deal abgesagt.

Wer verkauft da eigentlich die VIP-Tickets in den Fußballstadien zur EM 2024 in Deutschland? © pixabay.com
Wer verkauft da eigentlich die VIP-Karten in den Fußballstadien zur EM 2024 in Deutschland? © pixabay.com

Schon 2016 Tennisbälle gegen zu hohe Preise

Neu ist der Protest mit Tennisbällen im Fußball übrigens nicht, erinnerte der Sender SWR3: Schon 2016 flogen Borussia Dortmund im Pokalspiel in Stuttgart Tennisbälle um die Ohren. Damals ging es auch um Geld – allerdings um die Kohle der Fans. Das Bündnis „Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein“ hatte zu dem Protest aufgerufen und wollte damit gegen die seiner Ansicht nach zu hohen Ticketpreise demonstrieren.

Es scheint an der Zeit, dass nun auch die Verantwortlichen der UEFA für deren Privatisierung des VIP-Tickets-Verkaufs zur Rechenschaft gezogen werden und transparente und ethische Praktiken im Fußballgeschäft durchsetzen.

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