Der Mittelfeldspieler von der U23 des Berliner Fußballbundesligisten Hertha BSC trauert um seinen Bruder. Der 18jährige Rich Owusu war seit dem 12. Oktober verschwunden. An diesem Tag kam er nicht nach Hause. Zuletzt wurde der Deutsch-Ghanaer am 13. Oktober um 15 Uhr am U-Bahnhof Bismarckstraße in Berlin-Charlottenburg gesehen. Die Familie lebt in der Nähe. Eine Woche später dann die Schocknachricht.
Am Montagmittag, dem 19. Oktober 2015, wurde die Polizei alarmiert, dass ein Toter im Schlachtensee ist. Er wurde aus dem Wasser gezogen. Die Polizei ermittelte schnell die Identität. Es war Mikes Bruder Rich.
Die Todesursache ist noch unklar. Nach ersten Erkenntnissen soll es kein Fremdverschulden gegeben haben.
Mike gab am 15. Oktober 2015 nach einer ersten erfolglosen Eigensuche mit der Familie eine Vermisstenanzeige bei der Polizei auf. Da die Polizei den Bruder nicht fand, machte Mike die Suche öffentlich.
Bekannte des vermissten Jugendlichen hatten zahlreiche Plakate gefertigt und an zentralen Stellen in der Stadt ausgehängt, so auch rund um den Bahnhof Zoo. Auch in den sozialen Netzwerken wurde die Vermisstenanzeige veröffentlicht.
Die Hertha-Profis Fabian Lustenberger und Marius Gersbeck teilten auf Facebook die Vermisstenanzeige. Die Team-Kollegen (Mike spielt seit zehn Jahren im Verein) machten sich Sorgen. Hertha-Kapitän Fabian Lustenberger aus der Schweiz teilte einen Facebook-Aufruf von Torhüter Marius Gersbeck. Lustenberger schrieb: „Hallo Leute!! Bitte helft mit, teilt diesen Beitrag von Marius weiter und haltet die Augen offen!! Es geht um den Bruder eines U-23 Spielers!!!!! Vielen Dank für eure Hilfe!! Lusti“.
„Wir sind in großer Sorge. Von einem Tag auf den anderen ist er wie vom Erdboden verschluckt. Das kann doch nicht sein, dass so etwas passiert“, erzählte Mike dem Berliner Kurier. „Ich habe alles abgecheckt. Zu Hause gab es mit unseren Eltern keine Probleme. Auch in der Schule war alles in Ordnung. Also gibt es keinen Grund, dass er irgendwie abgehauen ist“, erklärte Mike Owusu.
Rich machte gerade sein Abitur am Schiller Gymnasium (830 Schüler) in der Schillerstraße 125 in Charlottenburg, hatte gerade Ferien. Mike weiter: „Rich hat einen normalen Freundeskreis. Er zieht auch nicht um die Häuser. Dass er irgendwo mit Kumpels versumpft ist, kann also auch nicht sein.“
Am 12. Oktober 2015 war Rich von zu Hause losgegangen. „Einen Tag später hat ihn eine Freundin um 15 Uhr noch mal in der Bismarckstraße gesehen. Ich habe alle seine Freunde abgeklappert und nachgefragt.“
Doch auch das blieb ohne Erfolg. Nun das traurige Ende im Schlachtensee im Grunewald in Zehlendorf. Der durchgehende 5 Kilometer lange Uferweg wird ganzjährig zur Naherholung von Spaziergängern, Läufern und Radfahrern genutzt. Der See ist von Fischern gepachtet. Sichtbar sind oft die großen Silberkarpfen und Welse. Wie lange Rich Owusu dort schon im Wasser lag, wird von der Polizei untersucht.
„Wenn einer weiß, wie sich Mike Owusu jetzt fühlt, dann bin ich das. Worte helfen da nicht – leider“, sagte Hertha-Cheftrainer Pal Dardai einen Tag nach dem Auffinden der Leiche von Rich Owusu der Berliner Morgenpost. Im Juli 2002 verstarb Dardais jüngerer Bruder Balasz auf dem Fußballplatz. Er hatte seine Zunge nach einem Zusammenprall mit einem Gegenspieler verschluckt. Dardai erfuhr das damals direkt nach einer Auswechslung in einem Testspiel.
Hertha BSC gab folgende Stellungnahme ab:
Mit Bestürzung haben wir bei Hertha BSC erfahren müssen, dass der Bruder unseres U23-Spielers Mike Owusu, Rich Owusu, unter überaus tragischen Umständen um sein noch so junges Leben gekommen ist.
Es gibt Momente, in denen man einfach nur sprachlos ist vor großem Unverständnis, ungläubigem Schmerz und tiefer Trauer – unsere Welt steht still.
Auch wenn Worte oder Taten nach so einem Schicksalsschlag niemals helfen, ja kaum trösten können, sind wir von Hertha BSC – Geschäftsführung, Präsidium, Teams und Trainer, Mitarbeiter, Mitglieder und Fans – in unseren Gedanken und Gebeten in dieser Zeit bei unserem Spieler, seiner Familie und den Freunden: Ihr seid nicht allein!
(Hertha BSC)