Hohe Mieten: Berlin hat Wohnungsbau verschlafen

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Markus Gruhn, seit 2011 Landesvorsitzender des Rings Deutscher Makler Berlin-Brandenburg, macht auch die Privatisierung der landeseigenen GSW mit 85.000 Wohnungen für hohe Mieten verantwortlich. Die GSW wurde unter Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) und Senatskollegin Katrin Lompscher (DIE LINKE) 2004 teilprivatisiert und 2013 beim Börsengang von der Deutschen Wohnen aus Frankfurt/Main übernommen. Die Hauptaktionäre sind der US-Vermögensverwalter Blackrock, die kanadische Versicherung Sun Life und die Norwegische Zentralbank, die wiederum die Öl-Milliarden des nationalen Pensionsfonds möglichst gewinnbringend anlegen soll. (Foto: Youtube/tv.berlin)
Markus Gruhn, seit 2011 Landesvorsitzender des Rings Deutscher Makler Berlin-Brandenburg, macht auch die Privatisierung der landeseigenen GSW mit 85.000 Wohnungen für hohe Mieten verantwortlich.
Die GSW wurde unter Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) und Senatskollegin Katrin Lompscher (DIE LINKE) 2004 teilprivatisiert und 2013 beim Börsengang von der Deutschen Wohnen aus Frankfurt/Main übernommen. Die Hauptaktionäre sind der US-Vermögensverwalter Blackrock, die kanadische Versicherung Sun Life und die Norwegische Zentralbank, die wiederum die Öl-Milliarden des nationalen Pensionsfonds möglichst gewinnbringend anlegen soll. (Foto: Youtube/tv.berlin)

Berlin wächst bereits ohne die Flüchtlinge seit 10 Jahren um jährlich 10.000 Menschen. Gleichzeitig wurden nicht mal halb so viele Wohnungen gebaut, wie die vielen Neuberliner brauchen. Die Suche nach einer bezahlbaren Mietwohnung in Berlin wird für immer mehr Menschen zu einer nervenaufreibenden Dauerbeschäftigung. Mehrere Monate bringen sie inzwischen damit zu, einigermaßen akzeptable Angebote zu finden. Besonders dreist ein Fall aus dem Kreuzberger Bergmannkiez, wo vor kurzem für eine 10 Quadratmeter kleine Ein-Zimmer-Wohnung eine Monatswarmmiete von 749 Euro verlangt wurde.

Cathrin Böhme von der rbb Abendschau fragte: „Die SPD verspricht: Berlin bleibt bezahlbar. Für wen? Für die Berlinerinnen und Berliner? Für die gutverdienenden Zuzügler? Oder für Interessenten aus dem Ausland?“

Der Berliner Vorsitzende des Rings Deutscher Makler (230 Mitgliedsbetriebe), Markus Gruhn von Erwin Gruhn Immobilien aus dem Kaiserdamm 18 in Berlin-Charlottenburg, antwortete gestern: „Na, ich hoffe natürlich für alle. Aber Sie dürfen natürlich nicht vergessen: Berlin ist ja eine riesige Stadt. Und besteht nicht nur aus Prenzlauer Berg und Mitte und Charlottenburg, Wilmersdorf, wo die Mieten sehr hoch gestiegen sind. Sondern es gibt ja auch Bezirke wie Spandau und Reinickendorf oder Marzahn, Hellersdorf, Lichtenberg, wo die Situation eine ganz andere auch bei Besichtigungen ist. Wo ein Vermieter froh ist, wenn überhaupt zwei, drei Interessenten kommen, die eine gute Bonität haben, und dann tatsächlich den Mietvertrag abschließen.“

Cathrin Böhme: „Aber, was wir in der letzten Jahren mitgekriegt haben, ist, dass es immer nur nach oben ging mit den Mieten.“

Markus Gruhn: „Ja, das liegt natürlich daran, dass leider Gottes zehn Jahre lang in Berlin die Zeit ein bisschen verschlafen wurde. Man ist von völlig falschen Faktoren ausgegangen. Man dachte, die Stadt wird weniger. Die Deutschen sterben aus, gehen ins Umland. Und man wurde doch von der Wirklichkeit eingeholt. Man hat leider Gottes auch große Immobilienpakete unter ROT-ROT die GSW mit über 85.000 Wohnungen verkauft. Und nicht an die Mieter etwa, sondern an Finanzinvestoren. Und die wollen natürlich die höchsten Mieten herausholen. Und Berlin hat sich dann natürlich auch gut entwickelt. Es ist ja auch wichtig, dass Gott sei Dank die Arbeitslosigkeit radikal zurückgegangen ist, dass die Steuereinnahmen gestiegen sind. Und wenn eine Stadt sich entwickelt positiv, dann steigen auch die Mieten.“

Cathrin Böhme: „Jetzt haben Sie gesagt, bei vielen Sachen hat Berlin nicht mehr die Hand drauf. Wie groß ist denn momentan der Anteil von großen Investmentgesellschaften und Fonds, die hier als Vermieter in der Stadt auftreten?“

Markus Gruhn: „Ja, man muss leider sagen: In den letzten Jahren hat sich das Bild völlig gewandelt. Früher war es so, dass der Vermieter ein Fleischermeister oder Apotheker war, den Sie persönlich gut kannten, wo der Mieter mit ihm sprechen konnte. Heute sind das oft große Finanzinvestoren, die natürlich Gewinn machen wollen, deren Kassen stark gefüllt sind durch die EZB-Nullzinspolitik. Wo die Gelder vorhanden sind, die natürlich ihre Bestände modernisieren. Dadurch steigen auch die Mieten. Und in innerstädtischen Bezirken ist ja die Nachfrage da. Und da sind die natürlich interessiert, wie Sie schon gesagt haben, das legal rechtlich Zulässige an Miete zu verlangen. Und die bekommen sie auch.“

Cathrin Böhme: „Worin sehen Sie eine Lösung, um den Berliner Wohungsmarkt zu entspannen?“

Markus Gruhn: „Na das Klassische ist natürlich: Bauen, bauen, bauen. Das ist die eine Geschichte. Dann müssen auch wirklich Senat und Bezirke in der nächsten Legislaturperiode Hand in Hand arbeiten.“

Cathrin Böhme: „Was heißt das genau?“

Markus Gruhn: „Dass nicht der Bezirk sagt, wir wollen das Projekt nicht. Der Senat muss es dann an sich ziehen. Und dann dauert das alles wieder Jahre, bis dann eine Baugenehmigung da ist. Das nächste ist, wir brauchen auch einen Mentaliätswechsel von allen Berlinern. Ja, dass man sagt, bauen ist schön, ist heute so, aber bloß nicht in meiner Nachbarschaft. Da wird mir dann der Blick verbaut. Ich hab ja eine günstige Wohnung. Das geht natürlich nicht. Und ein letzter Punkt, den ich noch für sehr wichtig halte. Wenn dann Grundstücke eine Baugenehmigung haben, dann muss auch schnell gebaut werden. Wir erleben es leider bei großen Flächen, dass die immer wieder weiterverkauft werden und damit spekuliert wird.“

Cathrin Böhme: „Ja, der Faktor Schnelligkeit spielt eine große Rolle. Und jetzt die Frage: Wird es auf dem Niveau weiter gehen oder nicht?“

Markus Gruhn: „Es wird auf dem Niveau weitergehen, weil die EZB-Politik ihre Zinspolitik nicht ändert. Und das wird sie nicht tun, weil dann halb Europa pleite wäre.“

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14 KOMMENTARE

  1. Nun mal als Altberliner!!! Seit der Wende wird doch nur noch Luxussaniert um Mieten zu nehmen die sich kaum ein Berliner noch leistren kann, oder es wird wo es geht Wohneigentum für neureiche Möchtegern Berliner gebaut!!! So läuft die Scheisse hier seid Jahren!!! Kuckt mal nach m Prenzlauer Berg z.B.!!!! Wer wohnt da noch von den Alten??? Wenige!!! Hauptsächlich wohnen dort jetzt Schwaben!!! Und langsam kotzt es mir als Altberliner an, daß jeder karl arsch- möchtegern etc. hier her zieht, und Berlin immer mehr kaputt gemacht wird!!! Wir hätten garnicht mehr Hauptstadt werden dürfen, und die Regierungsbonzen hätten in Bonn bleiben sollen!!!

    • Das ist Ansichtssache!!! Wir alten Ostberliner haben viel AfD gewählt!!! Ick natürlich auch!!! SPD und Grüne werden hauptsächlich von den Rucksackberlinern gewählt!!! Die linke ist bei uns im Osten noch bei unverbesserlichen verbreitet!!! Aber auch nicht mehr so wie früher!!! Mann muß immer die Verhältnisse kennen!!!

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