In Berlin fehlen 55.000 Wohnungen – aber Investoren werden verprellt

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Es klingt beinahe wie ein Schildbürgerstreich. In Berlin fehlen in den nächsten fünf Jahren 55.000 Wohnungen. Jedes Jahr werden 11.000 Wohnungen nicht gebaut, obwohl sie laut diesjähriger Studie des Instituts für Wirtschaft Köln dringend in der Hauptstadt gebraucht würden.

Aber werden nun deswegen Investoren umschmeichelt, geworben und gefördert. Wohl nicht in ausreichendem Maße. Es gibt leider Beispiele, die das Gegenteil annehmen lassen. Ein paar Senats- und Bezirksfürsten haben Investoren gar verprellt. B.Z.-Kolumnist Gunnar Schupelius ist sogar der Meinung, dass Investoren in Berlin ausgebeutet und vergrault werden.

Als schlechtestes Beispiel gilt dafür das ehemalige und nun verwilderte Riesenradgelände direkt hinter dem Bahnhof Zoo an der Hertzallee und neben dem Busbahnhof der BVG. Laut Schupelius sei es eine Falle für den neuen Investor.

Keiner wollte das Gelände kaufen, nachdem ein Riesenradbau mit Gondeln gescheitert war. Seit 2007 lag das Gelände brach. Bis sich der Münchener Investor Oliver Reiß dafür erwärmte. Seine Firma baut Läden, Wohnungen und Gewerberäume. Das wollte Reiß auch am Zoo verwirklichen. Doch Reiß kannte die Berliner Verwaltung schlecht. Kaum hatte er das Grundstück erworben, da wurde ihm die Pistole auf die Brust gesetzt.

Auf der einen Hälfte der Fläche müssten Wohnungen entstehen, ein Viertel davon mit niedrigen Mieten. Auf der anderen Hälfte würden Gebäude für die Universitäten UdK und TU gebraucht und dazwischen lauschige Fußwege für die Studenten.

Wenn der Eigentümer diesen Wünschen nicht nachkäme, dürfe er nicht bauen, wurde ihm beschieden. Ob sich dieser Plan nun immer noch für ihn rechnet, interessiert weder die Senatsbauverwaltung noch die Bezirksämter Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte, macht Schupelius seinem Ärger Luft.

Leider ist der Umgang mit dem Münchner keine Ausnahme.

Im Falle des Dragoner-Areals am Mehringdamm in Berlin Kreuzberg will der Senat den Eigentümer sogar gezielt vergraulen. Ein Investor aus Wien hatte das Gelände meistbietend vom Bund erworben, um dort Wohn- und Gewerbebauten zu errichten.
Doch weder das Bezirksamt noch die Senatsbauverwaltung noch der Finanzsenator sollen sich für diese Pläne interessiert haben. Sie erklärten den Investor sozusagen zum unerwünschten Eigentümer.

Der Senat will das Grundstück nun nachträglich zum Sanierungsgebiet erklären, um die Baupläne des Eigentümers zu durchkreuzen. Ziel ist es, dass er irgendwann das Handtuch wirft und freiwillig vom Kauf zurücktritt. Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften sollen dann wohl das Geschäft machen.

Der B.Z.-Kolumnist lässt dazu Dampf ab: „Berlin hält sich für eine weltoffene Stadt, die fremde Menschen jederzeit willkommen heißt. Diese Gastfreundschaft gilt aber nicht für Menschen, die in dieser Stadt bauen wollen. Sie werden in den meisten Bezirksämtern und Senatsverwaltungen wie lästige, gierige Eindringlinge behandelt.“

Vielleicht hilft ja die neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln „In Deutschland wird‘s eng“ den Berliner Amtsträgern ein wenig auf die Sprünge.

(Foto: byteschieber via Flickr)

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3 KOMMENTARE

  1. Also bei der ganzen Kriminalität und den ganzen Punkern kann ich es verstehen, wenn die Investoren vorsichtig sind.

  2. Wie schrieb der CDU-Experte des Tagesspiegels so schön: „Die Südberliner-Beton CDU hat wieder zugeschlagen.“

    Es ist nur traurig, dass die verkorkste Wohnungspolitik in der Hauptstadt wieder einmal zu Lasten der Schwächsten geht.

  3. „Auf der einen Hälfte der Fläche müssten Wohnungen entstehen, ein Viertel davon mit niedrigen Mieten. Auf der anderen Hälfte würden Gebäude für die Universitäten UdK und TU gebraucht und dazwischen lauschige Fußwege für die Studenten.“
    Das ist doch mal eine Ansage. Ich find’s super!!!

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