In Wedding: Die Zentrale der Bettelclans

2855
23
TEILEN
Wo kommen die Bettelfrauen mit Pappbechern her, die jeden Tag an den Touristen-Hot-Spots Berlins mit Pappbechen auf Betteltour gehen? Die Spur führt zu vier Wohnblocks in einer Weddinger Seitenstraße (Foto: Youtube/rbb)
Wo kommen die Bettelfrauen mit Pappbechern her, die jeden Tag an den Touristen-Hot-Spots Berlins auf Betteltour gehen? Die Spur führt zu vier Wohnblocks in einer Weddinger Seitenstraße (Foto: Youtube/rbb)

Berlin leidet täglich unter 4.000 Bettlern, die vor allem am Alex, Ku’damm oder Checkpoint Charlie meist auf Pappen sitzend ihre Becher den Touristen entgegenstrecken. Oft wird für einen Verein gesammelt, der Taubstumme unterstützt, den es aber gar nicht gibt. Manchmal wird um eine Unterschrift zur Unterstützung des Vereins gebeten. Lässt man sich darauf ein, fehlt hinterher das Handy oder Portemonnaie.

Ein Großteil sind Roma. Frauen mit Kindern oder Frauen allein. Doch wo kommen sie her? Wo sind sie in Berlin untergebracht. Wer schickt sie jeden Tag auf die Straße zum Betteln?

Im Sommer vorigen Jahres ließ der Eigentümer das wegen vieler Polizeieinsätze sogenannte Horrorhaus in der Grunewaldstraße 87 in Schöneberg von 200 Roma räumen. Drei Jahre zuvor wurde die Turmstraße 64 in Wedding von 40 Roma geräumt. Die Großamilie zog daraufhin zum Leopoldplatz in Wedding.

Ist dort die Zentrale der Bettelclans? Nein. Aber ganz in der Nähe.

Der Berliner Kurier hat von einem Mieter einen Tipp bekommen und die Bettelfrauen beobachtet. Die Spur zu den Bettelcans führt zu vier großen Mietshäusern, die in einer Seitenstraße in U-Bahnnähe in Wedding nebeneinander stehen.

Vor der Tür parken ein paar wenige Nobelkarossen, darunter ein weißes Mercedes-Coupe und ein schwarzer Audigeländewagen Q5.

Der Informant berichtete dem KURIER vorab, dass jeden Morgen gegen 9 Uhr Bewegung in die Häuser komme. Die Reporter legten sich auf die Lauer. Lange mussten sie nicht warten: „Innerhalb einer halben Stunde kamen aus den Aufgängen mehrere Dutzend Frauen und Kinder. Ihr erster Anlaufpunkt: Ein Gespräch mit den Männern, die auf der Straße vor ihren abgedunkelten Transportern warteten.

Sind sie die Schlepper? Das Prozedere der Bettelmafia ist immer gleich. In Vans bringen Männer ganze Familien, alle verarmt, meist Sinti und Roma, nach Berlin. Hier müssen diese erst einmal das Geld für Fahrt- und Organisationskosten erstatten. Die weiblichen Familienmitglieder gehen betteln, die Männer werden zu Straftaten gezwungen, zu Trickbetrug, Handtaschenraub oder Einbruch.“

Das Bettelwerkzeug – Pappbecher und Pappkartons zum Draufsetzen  – besorgen sich die Frauen aus einem Späti im Erdgeschoss einer der Häuser und einem nahegelgenen Supermarkt. An den Touristen-Hot-Spots wie Checkpoint Charlie liegen an Verstecken in der Nähe von Mülltonnen Zettel bereit. Auf denen steht: „Ich bin taubstumm.“

Nahezu alle Bewohner stammen aus Bulgarien und Rumänien.

Seit dem Beitritt Bulgariens und Rumäniens zur EU im Jahr 2007 zählte das Statistische Bundesamt bis 2013 mehr als 190.000 Einwanderer, aus diesen Ländern nach Deutschland, die hier ein besseres Leben suchen. Neuere Zahlen liegen nicht vor. Meist sind die Zuwanderer Roma, denen in den Balkanländern teilweise systematisch der Zugang zu Wohnraum, Schulbildung und Krankenversorgung verwehrt wird.

Doch auch in Berlin wohnen hunderte Roma unter katastrophalen Bedingungen – in heruntergekommenen Mietshäusern, Elendsquartieren oder auf der Straße. Der Senat und die Bezirke sind auf diese Zuwanderergruppe nur unzureichend vorbereitet.

Wie das Mieterecho mit Sitz in Kreuzberg schreibt, sind Romafamilien auf Angebote von unseriösen Vermietern angewiesen, die Miet- oder Untermietverträge zu weit überhöhten Preisen abschließen. Die Roma-Selbstorganisation Amaro Drom berichtet von Fällen, in denen zwei Familien mit insgesamt zwölf Personen auf 65 Quadratmetern wohnen. Mittlerweile gibt es nach Erkenntnissen von Senat und Bezirken 35 überbelegte Mietobjekte in Mitte (wozu auch Wedding gehört), 30 in Neukölln, vier in Lichtenberg und zwei in Reinickendorf.

Weil die Roma auf dem Berliner Arbeitsmarkt kaum Chancen haben, müssen sie, um die horrenden Mietkosten bezahlen zu können, für osteuropäische Mafiabosse betteln gehen.

Es ist für die Frauen ein 11-Stunden-Arbeitstag, der um 9 Uhr beginnt und um 20 Uhr endet. Für die Bosse ist es ein einträgliches Geschäft. Pro Tag erbettelt ein Familien-Clan (bis zu 60 Mitglieder) im Durschnitt 3.000 Euro.

Berlin hat letztes Jahr zumindest das Betteln mit Kindern verboten. Erwischte Mütter oder Väter müssen ein Bußgeld von 500 Euro bezahlen. Können sie nicht zahlen, müssen sie ersatzweise in Haft.

Ausdrücklich ausgenommen von dem Verbot sind dabei Spendenaktionen, wie beispielsweise die Sternsinger, zur Aufbesserung von Klassenkassen oder Halloween. In Deutschland ist Betteln seit 1974 legal.

Comments

comments

TEILEN

23 KOMMENTARE

  1. Mir tun die Kinder immer so leid wenn die mit den Müttern auf dem eiskalten Boden sitzen und betteln 🙁 Man würde so gern helfen aber das geht ja leider nicht.

    • Richtig aber den Frauen und Kindern geht es gut damit oder was Sven Edelstein? Das mein ich mit helfen…die werden nach Deutschland gelockt mit sonst was für versprechen und dann müssen die betteln gehen um irgendwelche kriminelle noch reicher zu machen.

    • Dietmar Wittler und deshalb dürfen mir Kinder nicht leid tun die für so etwas herhalten müssen? In Deutschland muss kein Kind hungern oder zum betteln missbraucht werden. Aus eigener Erfahrung und Mutter eines Kindes weiß ich das Geld reicht um ein kind ausgewogen zu ernähren einzukleiden und am sozialen leben teilnehmen zu lassen! Und wir leben knapp unter hartz vier! Da sind sie Eltern in der Pflicht das Geld für die richtigen Dinge auszugeben

  2. Die benutzen ihre Kinder nur. War mal schlimm hier. Sie setzten die Kinder hin und machten ein Gipsbein drum. Wenn der Markt sich leerte, dann Gips weg und ab ins Auto. Das sprach sich so schnell rum und dann lohnte es sich hier nicht mehr.

  3. Vor fast jedem Discounter in Berlin lungern diese Asseln rum .Wenn in Lichterfelde am Kranoldplatz Markt ist kannst du keine 20 Meter laufen ohne abgwschnort zu werden. Zum Kotzen ist aber das genug bekloppte Deutsche dieses Pack auch noch füttern. Wahrscheinlich um mal den Gönner raus hängen zu lassen.Das sind alles Leute die wir im Schnitt mit ca 1000/Euro im Monat unterstützen. Will damit ausdrücken das diese Personen nicht betteln müssen.Alles gewerblich aufgezogen und das schon seit Jahrzehnten.

  4. Inzwischen sitzen sie bereits an Ampelübergängen und verstärkt an U- und S-Bahneingängen. Erst gestern gab es einen TV Bericht über Taschendiebe dieser Kattegorie

Comments are closed.