Immer wieder wird nun behauptet, der Anschlag von Istanbul vor einer Woche sei auch ein Angriff der Dschihadisten-Terrormiliz Islamischer Staat IS auf den Westen, da überwiegend Deutsche getötet wurden. Die Meinungen sind geteilt.
Zwar sieht das Bundeskriminalamt BKA aus Wiesbaden in Hessen keine Verbindung des Täters nach Deutschland und keinen gezielten Anschlag auf deutsche Staatsbürger: „Es war ein gezielter Anschlag auf Touristen in der Türkei. Der Täter hat sich eine größere Reisegruppe ausgesucht, aber nach derzeitigen Erkenntnissen offenbar nicht gezielt eine deutsche“, sagte BKA-Präsident Holger Münch (54) der BILD am Sonntag.
Hintergrund: Die Türkei liegt nach eigenen Angaben zur Zeit auf Platz 6 der beliebtesten Touristenziele der Welt und zieht jährlich über 30 Millionen Touristen an. Reisende aus Deutschland bilden mit 5 Millionen die größte Gruppe.
Doch der promovierte Islamwissenschaftler Dr. Wilfried Buchta (54, Lehrbeauftragter für Islamwissenschaft am Institut für Asien- und Afrikawissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Orient-Institut DOI in Hamburg) und Autor des Buches „Terror vor Europas Toren. Der Islamische Staat, Iraks Zerfall und Amerikas Ohnmacht“ sagte letzten Donnerstag dem SPIEGEL Online: „Ohne Bekennerschreiben des IS fehlen dafür noch belastbare Belege. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass es ein gezielter Angriff auf Deutsche war, weil Deutschland die Anti-IS-Allianz mit Aufklärungsflügen und mit der Marine im Mittelmeer unterstützt. Es würde mich nicht wundern, wenn Deutschland in Zukunft verstärkt ins Visier von IS-Kämpfern geriete.“
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Das deutsche Bundesinnenministerium (BMI) aus Berlin Alt-Moabit hält die Anschlagsgefahr auch hierzulande für groß, wie letzte Woche aus einem Geheimbericht des Innenministeriums zur Sicherheitslage hervorgeht.
„Deutschland ist erklärtes und tatsächliches Ziel dschihadistisch motivierter Gewalt“, zitiert BILD aus dem Bericht. Anschläge könnten sich demnach „jederzeit in Form von Gewalttaten gegen staatliche und zivile Einrichtungen sowie Staatsbedienstete und Zivilpersonen konkretisieren“.
Vorigen Dienstag (12. Januar 2016) hatte sich ein 28jähriger syrischer IS-Selbstmordattentäter auf dem Sultanahmet-Platz in Istanbul in die Luft gesprengt und zehn deutsche Touristen mit in den Tod gerissen und sieben weitere deutsche Touristen verletzt.
Die deutschen Toten sind heimgekehrt
Am Samstag (16. Januar 2016) wurden die zehn deutschen Todesopfer, die am Dienstag (12. Januar 2016) bei dem Selbstmordattentat auf dem Sultanahmet-Platz zwischen der Hagia Sophia und der Blauen Moschee ums Leben kamen, mit einem Militärflieger von Istanbul nach Berlin Tegel überführt.
Es handelt sich um ein 71 und 73 Jahre altes Ehepaar aus Falkensee (Havelland) im Land Brandenburg und einen Mann aus Berlin-Köpenick. Er war 72 Jahre alt.
Auch ein Ehepaar aus Mainz-Bretzenheim in Rheinland-Pfalz, 61 und 59 Jahre alt, gehört zu den Opfern. Ums Leben kam auch ein 73jähriger Mann aus Bad Kreuznach im selben Bundesland. Seine Ehefrau erlitt schwere Verletzungen.
Ebenso wurde ein 67 Jahre alter Mann aus dem mittelhessischen Stadtallendorf (Marburg-Biedenkopf) und dort aus der Kernstadt getötet, seine 50 Jahre alte Frau wurde verletzt.
Zu den Todesopfern gehören weiter eine 70 Jahre alte Frau aus Leipzig sowie zwei 51 und 75 Jahre alte Männer aus Dresden im Bundsland Sachsen.
Vom Auswärtigen Amt hieß es, die sieben deutschen Verletzten würden derzeit in Krankenhäusern behandelt, fünf davon auf der Intensivstation. Unter den Verletzten befinden sich auch zwei Berliner. Eine 63-jährige Frau aus Köpenick war schwer verletzt worden. Ein 75jähriger Pankower erlitt leichtere Verletzungen.
BKA geht von IS-Tat aus
Das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden (Hessen) geht inzwischen davon aus, dass der Anschlag auf den IS zurückgeht. „Es gibt zwar kein Bekennerschreiben, aber Hinweise auf einen IS-Bezug des Attentäters“, sagte der BKA-Präsident Holger Münch der „Bild am Sonntag“. Jetzt gehe es darum herauszufinden, „ob es weitere Verbindungspersonen gibt und ob diese unter Kontrolle sind oder europaweit nach ihnen gefahndet werden muss“.
Die türkischen Behörden identifizierten den Selbstmordattentäter Nabil Fadli (28) als einen syrischen Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat. Laut einem Sprecher des türkischen Innenministeriums wurde Nabil Fadli 1988 in Saudi-Arabien geboren, habe das Königreich aber bereits im Alter von acht Jahren verlassen und die syrische Staatsbürgerschaft besessen.
Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte am Mittwoch (13. Januar 2016), Fadli sei als Flüchtling von Syrien in die Türkei eingereist. Er sei aber nicht beobachtet worden, weil er auf keiner Gefährderliste gestanden habe. Nun würden alle seine Verbindungen untersucht. Die Nachrichtenagentur DHA meldete unter Berufung auf die Polizei, dem mutmaßlichen Attentäter seien bei der Registrierung am 5. Januar 2016 in Istanbul Fingerabdrücke abgenommen worden. Diese hätten dabei geholfen, ihn jetzt zu identifizieren.
Am Samstag (17. Januar 2016) hat die türkische Justiz zehn Verdächtige inhaftiert und Strafverfahren gegen sie eröffnet.
Wie die Nachrichtenagentur Dogan meldete, wird ihnen „Zugehörigkeit zu einer terroristischen Organisation“ vorgeworfen. Sechs weitere Verdächtige, die ebenfalls einem Richter vorgeführt worden waren, wurden demnach wieder auf freien Fuß gesetzt. Gegen einen minderjährigen Verdächtigen laufe ein gesondertes Verfahren.
Dr. Buchta: Künftig mehr Anschläge in der Türkei
Doch woher rührt der Hass der Dschihadisten-Terrormiliz Islamischer Staat auf die Türkei?
Immerhin hat die Türkei den IS auf ihrem Territorium geduldet, weil sie einen gemeinsamen Feind haben: die Kurden. Ankara soll die Terrormiliz sogar heimlich unterstützt haben. Islamwissenschaftler Wilfried Buchta erinnerte letzte Woche gegenüber SPIEGEL Online: „Es gab Hinweise über Verbindungen zwischen Teilen der Regierung und dem ‚Islamischen Staat‘. Ziel war es, jene Kräfte in Syrien zu stärken, die gegen den dortigen Präsidenten Baschar al-Assad sind. In diesem Zusammenhang hat die Türkei den IS möglicherweise heimlich unterstützt, zumindest logistisch.“
Der jetzige IS-Angriff auf die Türkei habe laut Buchta folgende Ursache: „Die Türkei engagiert sich neuerdings aktiver in der Anti-IS-Allianz. Das macht sie zu einem bevorzugten Ziel […] Da spielen die Anschläge im vergangenen Jahr, vor allem auf kurdische Aktivisten, eine Rolle. Inzwischen weiß man, dass sie vom IS verübt wurden. Der Türkei blieb also nichts anderes übrig, als sich nach und nach vom IS zu distanzieren. Nach wie vor hat der Sturz des Assad-Regimes die höchste Priorität für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Aber spätestens seit Oktober 2014 entzieht sich der Zauberlehrling IS der Obhut Ankaras und geht seinen eigenen Weg, weil die Türkei sich nicht dem Druck der USA und Europas widersetzen konnte, nachhaltiger und aufrichtiger gegen diese Extremisten vorzugehen.“
SPIEGEL ONLINE hält dem Islam-Wissenschaftler vor: „Aus Sicht extremistischer Muslime beweist die Türkei damit aber, dass sie wieder auf der falschen Seite steht.“
Buchta antwortete darauf: „Bis zur Regierungsübernahme der islamisch-konservativen AKP im Jahr 2002 war die Türkei ein laizistischer Staat, oft nationalistisch, halbwegs demokratisch. Das hat den konservativen Muslimen in der Türkei wie in anderen Ländern nicht gefallen. Aber seitdem die AKP regiert, gibt es Bemühungen, die Türkei von innen zu islamisieren. Diese Entwicklung ist fortgeschritten, die demokratischen Aspekte sind ja mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt worden. Aber die heutige Türkei geht zurück auf den Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk, und zentrale Ereignisse damals, in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts, waren die Abschaffung des Kalifats und die Ausrufung einer laizistischen Republik. Das galt jahrzehntelang als Ursünde, weshalb die Türkei unter radikalen Muslimen als Feind galt. Ob das unter Erdogan immer noch so gesehen wird, ist schwer zu sagen. Jedenfalls trauern die Islamisten dem untergangenen Kalifat nach und wollen es restaurieren. Den ersten Schritt dazu hat der IS in den Nachbarländern getan. Es zu erweitern auf die Türkei, führt zwangsläufig zum Konflikt. Vermutlich wird es künftig mehr Anschläge in der Türkei geben.“
Die sind schon drin und keiner kann was dagegen tun . Macht noch weiter die grenzen auf , dann werden wir noch überrannt
Nix Neues!…
Wir schaffen das!!!
Hahahah
Na zum Glück brauchen die nicht weit reisen, wohnen ja gleich nebenan B-)
ahr doch klar
Frau Merkel sie schaffen das schon
Um das zu wissen muss man kein so genannter Experte sein.
Um das zu wissen brauch man keinen is Berater
Na so etwas, was stört es diese Regierung.
Personenschutz rund um die Uhr, große (sparen soll ja nur der Kleine) gepanzerte Limousinen, bewachte Wohnungen.
Kommt doch mal raus Ihr Feiglinge, wohnt Wohnungstür an Wohnungstür mit Euren Bereicherern und fährt mit der U-Bahn zum Job, den Ihr auch noch schlecht macht.
Ja, ja, diese Experten…. Lag jemals ein Experte richtig? Viele sind gar nicht in der Lage komplexe Dinge zu durchschauen. 🙂
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