Kanada: Walbrände vernichteten Ölförderstadt Fort McMurray

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Aus Fort McMurray und den umliegenden Gemeinden mussten alle 90.000 Bewohner fliehen, 1.600 Gebäude wurden zerstört. Eine Rückkehr ist vorerst ungmöglich. Es gibt kaum Strom, gar kein Trinkwasser mehr. (Foto: Youtube)
Aus Fort McMurray und den umliegenden Gemeinden mussten alle 90.000 Bewohner fliehen, 1.600 Gebäude wurden zerstört. Eine Rückkehr ist vorerst unmöglich. Es gibt kaum Strom, gar kein Trinkwasser mehr. (Foto: Youtube)

Gestern um 17:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit setzte der Regen in der kanadischen Provinz Alberta ein. Er kommt zu spät und reicht auch nicht aus, um die seit einer Woche wütenden Waldbrände zu löschen – auf einem Gebiet, das zwei Mal so groß ist wie Hamburg. Das wird Monate dauern.

Die Feuersbrunst, genannt „The Beast“ (das Biest), brach am vorletzten Wochenende an 50 Stellen gleichzeitig aus, nachdem es im letzten Jahr eine Dürre gab wie schon seit 50 Jahren nicht mehr, gefolgt von einem mildem Winter und einem nun verfrühtem Frühling mit ungewöhnlicher Hitze und trockenen Winden.

Am Dienstag erreichten die Flammen die Stadt Fort McMurray. 90.000 Menschen wurden seitdem evakuiert. 25.000 Menschen flohen in die falsche Richtung nach Norden, wohin ihnen die Flammen wegen des Windes folgten. Sie mussten von 1.000 Feuerwehrmännern und 145 Hubschraubern nach Süden geleitet oder gebracht werden. Wie durch ein Wunder, kam niemand trotz Benzinknappheit und Staus ums Leben oder wurde ernsthaft verletzt.

Es sei so heiß in den Flammen, dass der Sog immer wieder brennende Bäume aus der Erde rausreißt und teilweise kilometerweit entfernt wieder ablädt.

So wird immer wieder ein neues Feuer entfacht. Die Feuerwehr ist machtlos. Kanadas Premierminister Justin Trudeau (44) sagte den 90.000 Menschen, die durch das Feuer möglicherweise Hab und Gut verloren haben, über Twitter seine Unterstützung zu: „Die Stadt, die jahrelang so viel zu Kanadas Wirtschaft beigetragen hat, braucht jetzt unsere Hilfe. Wir werden für Fort McMurray da sein.“

Die Ölförderstadt wurde dem Erdboden gleichgemacht. 1.600 Gebäude wurden laut der Regierungschefin der Provinz Alberta, Rachel Notley, zerstört. Die Bewohner von Fort McMurray werden wohl länger nicht zurückkehren können: Es gibt kaum Strom und kein Trinkwasser.

Kanadische Medien sprechen von der teuersten Katastrophe in der Geschichte des Landes.

Im Gebiet um Fort McMurray wird Öl aus Ölsand gewonnen.

Die teerartige Substanz, die ähnlich aussieht wie klebriger Asphalt, lagert dort in riesigen Mengen etwa 30 Meter unter der Erdoberfläche. Das stark ölhaltige Produkt wird im Übertagebau abgebaut.

Wegen der Waldbrände fuhren Unternehmen wie Suncor, Syncrude und Shell die Förderung in der Region stark zurück. Mehrere Förderstätten wurden inzwischen ganz geschlossen.

Wie lange das Feuer die Ölsandgewinnung lahmlegen wird, ist unklar. Zu den geschätzten Verlusten von bereits neun Milliarden kanadischen Dollar (etwa sechs Milliarden Euro) zählt vor allem der Ausfall der Öleinnahmen. Eine Million Barrel kamen täglich aus der Region, schrieb die Zeitung „Globe and Mail“. Das sei ein Viertel von Kanadas gesamter Ölproduktion. Die nun fehlen. Kanada gehört zu den wichtigsten Ölproduzenten der Welt.

Die gewaltigen Waldbrände in Kanada wirken sich auch auf die Ölpreise aus.

Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der US-Marke WTI erhöhte sich am heutigen Montag um 1,9 Prozent auf 45,52 Dollar (33,05 Euro), die Nordseesorte Brent kostete mit 46 Dollar (33,40 Euro) 1,4 Prozent mehr. Anfang des Jahres war der Ölpreis wegen eines Überangebots weltweit von 130 Dollar (94,4 Euro) auf 30 Dollar (21,8 Euro) gefallen.

 

 

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