Kreuzberg: Spät-Kiosk-Betreiberin schlägt alle Räuber in die Flucht

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Blick in die Mariannenstraße in Berlin Kreuzberg. (Foto: googlestreetview)
Blick in die Mariannenstraße in Berlin Kreuzberg. (Foto: googlestreetview)

Bei Späti-Betreiberin Nokta Halacoglu (62) aus der Mariannenstraße in Kreuzberg haben Räuber keine Chance.

Schon vier Mal wehrte die an der Schwarzmeerküste in der Türkei geborene Berlinerin in den zwölf Jahren, in denen sie den Spätverkaufsladen im Kreuzberger Kiez führt, Räuber erfolgreich ab. Die ersten beiden Male mit bloßen Fäusten, das dritte Mal mit einem metallenen Etikettiergerät und einer Flasche und letzten Montag mit einem 130 Jahre alten Krückstock, den sie von ihrem Ur-Großvater geerbt hat.

Der Hartholz-Krückstock ging dabei leider zu Bruch. Doch gestohlen wurde zum Glück wieder einmal nichts.

Gegen 16:30 Uhr betrat am 19. Oktober 2015 ein Mann den Spätkauf von Nokta Halacoglu. Er verwickelte die 62-Jährige in ein kurzes, freundliches  Gespräch, um wohl die Lage auszuspionieren. Dann verließ er den Laden wieder.

Etwa fünf Minuten später kehrte der Mann wieder zurück. Diesmal bewaffnet mit einem Messer forderte er von Nokta Halacoglu Geld. Die Betreiberin des Geschäfts griff daraufhin nach ihrem Krückstock und schlug damit mehrmals den Räuber, woraufhin dieser ohne Beute die Flucht ergriff. Die Überfallene blieb unverletzt. Das Raubkommissariat der Polizeidirektion 5 sucht jetzt nach dem Täter.

„Am liebsten hätte ich eine richtige Waffe“, sagte Nokta Halacoglu der Berliner Zeitung.

Da sie die nicht bekommen kann, will sie sich jetzt einen Hund und eine Überwachungskamera anschaffen. Ob sie Angst vor Räubern hat? „Nein, vor solchen Verrückten habe ich keine Angst“, sagt Nokta Halacoglu. Zur Sicherheit bleibt ab sofort einer ihrer beiden Söhne, 35 und 40 Jahre alt, bei ihr im Laden, sobald es dunkel wird. Alle in ihrer Familie sind überzeugt, dass der Täter nicht aus dem Kiez stammt: „Wir kennen hier jeden.“

Das letzte Mal, dass sie zwei Täter in die Flucht schlug, war am 19. Dezember 2009. Es war ein Samstag, gegen 19:30 Uhr. Draußen war es schon dunkel. Nokta Halacoglu hatte den Laden gerade geöffnet. Dann kamen zwei Halbstarke herein.

„Der eine hielt ein großes Küchenmesser in der Hand und kam auf mich zu“, erinnerte sich die Betreiberin. „Gib mir Geld!“, habe er gefordert und ihr das Messer entgegengehalten.

Halacogul zeigte nur auf die Kasse, die der Täter zu öffnen versuchte. „Er hat aus Versehen eine Sperrtaste gedrückt“, berichtete die Ladenbesitzerin nicht ohne Schadenfreude – die Kasse blieb verschlossen.

Doch sein Missgeschick machte den Täter nicht weniger gefährlich. Er wurde aggressiver, fuchtelte mit dem Messer herum, während sein Komplize an der Tür Schmiere stand. Halacogul, die von sich selbst sagt, sie habe nie Angst, ergriff im nächst besten Moment ein Etikettiergerät und schlug es dem Mann auf den Kopf. „Als dann sein Komplize hinter die Theke kam, wehrte ich ihn mit einer Flasche ab“, erzählte die Ladenbesitzerin.

Noch ein paar Schläge mit der Flasche habe es bedurft, bis die Jugendlichen flüchteten. Zwei Minuten später sei die Polizei vor Ort gewesen, aber die Täter waren schon in der Dunkelheit verschwunden.

Damals sagte die Kioskbesitzerin der Berliner Morgenpost: „Ich glaube nicht, dass so etwas noch mal passiert.“ Halacogul schlug die Räuber in die Flucht, noch ehe sie etwas erbeuten konnten. „Das spricht sich rum.“  Die damalige Abschreckung hat immerhin sechs Jahre gewirkt.

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