Marken-Krieg: Götz Werner (dm) verklagt Schwager Götz Rehn (Alnatura)

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Alnatura-Gründer und Geschäftsführer Professor Dr. Götz Rehn (65) flog nach 30 Jahren beim eigenen Schwager (dm-Drogeriegründer Götz Werner, 71) raus und soll auch noch die Markenrechte dalassen, da der Schwager ihn groß gemacht habe. (Presse-Foto: Alnatura Produktions- und Handels GmbH, Fotografin Dorothee van Bömmel)
Alnatura-Gründer und Geschäftsführer Professor Dr. Götz Rehn (65) flog nach 30 Jahren beim eigenen Schwager (dm-Drogeriegründer Götz Werner, 71) raus und soll auch noch die Markenrechte dalassen, da der Schwager ihn groß gemacht habe. (Presse-Foto: Alnatura Produktions- und Handels GmbH, Fotografin Dorothee van Bömmel)

Da half es dem Wirtschaftsfprofessor Dr. Götz Rehn (65) und Alnatura-Gründer in Birkenbach in Hessen (2.530 Mitarbeiter, 760 Millionen Euro Jahresumsatz, 13 Filialen in Berlin) nicht einmal, dass er in die Drogeriefamilie von Milliardär Götz Werner (71) eingeheiratet hatte. Werner ist Gründer und Aufsichtsrat von dm aus Karlsruhe in Baden-Württemberg, dem größten Drogeriekonzern Europas (52.062 Mitarbeiter, davon 36.000 in Deutschland, Jahresumsatz 8,32 Milliarden Euro).

Nach mehr als 30 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit schmiss der Drogeriekönig Götz Werner Ende letzten Jahres nicht nur mal eben 200 Bio-Alnatura-Produkte von Schwager Rehn aus den dm-Bioregalen seiner 3.149 Filialen und ersetzte diese durch eine eigene Bioproduktmarke mit dem Namen dmBio.

dm-Gründer und Aufsichtsrat Götz Werner (71) will die Rechte seines Schwagers Professor Dr. Rehn an den Bioprodukten Alnatura. (Foto: Wikipedia, Flickr.com/CCBY2.0)
dm-Gründer und Aufsichtsrat Götz Werner (71) will die Rechte seines Schwagers Professor Dr. Götz Rehn (65) an den Bioprodukten Alnatura. (Foto: Wikipedia, Flickr.com/CCBY2.0)

Sondern mit der Begründung „Ich habe dich erst groß gemacht“ verlangt der Neuntreichste Deutsche (1,1 Milliarden Privatvermögen, Stand 2013) von seinem langjährigen Geschäftspartner und Verwandten auch noch die Herausgabe der Markenrechte.

Bis 1984 war Professor Rehn Schokoladen-Abteilungsleiter bei Nestle. Die gemeinsame Begeisterung für die Anthroposophie (Mensch und Welt als mystische Einheit) brachte die beiden Männer zusammen. Werner versprach, dem philosophischen Freund zu helfen.

Im Oktober 1984 gründete Rehn das Unternehmen Alnatura zunächst unter dem Namen Konzeption und Vertrieb natürlicher Lebensmittel Dr. Rehn, deren geschäftsführender Alleingesellschafter er seither ist. Ende Oktober 1984 folgte die Anmeldung von Alnatura als Wortmarke. Das Unternehmen startete mit einem „shop-in-shop“-Angebot in dm- und tegut-Läden, ehe am 1. Oktober 1987 in Mannheim der erste Alnatura-Supermarkt eröffnet wurde, in dem Dr. Götz Rehn aufgrund mangelnden Personals anfangs noch zusätzlich als Verkäufer arbeitete.

In den folgenden Jahren wurden 99 weitere Super Natur Märkte Filialen in 45 deutschen Städten, darunter 13 in Berlin, eröffnet.

Aus dem einstigen Biopionier Alnatura wurde laut einer Brandmeyer-Studie aus dem Jahr 2014 die „Beliebteste Lebensmittelmarke Deutschlands“. Professor Rehn ist heute Deutschlands Bio-Körner-König und leitet die zweitgrößte Biokette Deutschlands – nach denn’s Biomarkt (140 Filialen in Deutschland und Österreich) mit Sitz im oberfränkischen Töpen.

Streitpunkt Handels-Marge

Branchenkenner gehen davon aus, dass sich der Karlsruher Drogeriewarenhändler dm durch die Eigenmarke dmBio offenbar eine höhere Marge verspricht, dm selbst kommentiert dies nicht.

Nun landete Alnatura-Chef Professor Rehn nach der dm-Auslistung nicht auf der Straße. Seit Oktober 2015 werden die 200 Produkte bei Edeka als neuen Großvertriebler gelistet.

Mit Edeka hat Alnatura einen starken Ersatz gefunden – immerhin ist die Edeka-Gruppe einschließlich Netto mit einem Umsatz von rund 47 Milliarden Euro im Jahr 2014 der größte Lebensmittelhändler in Deutschland. Die Märkte der 4.000 selbstständigen Kaufleute unter dem Namen Edeka zeichneten dabei für eine Steigerung der Erlöse um 3,6 Prozent auf 23,4 Milliarden Euro verantwortlich.

Doch Götz Werner lässt den Schwager nicht so einfach ziehen.

Götz Werner will die Rechte an der Marke Alnatura und außerdem noch ein Mitspracherecht, mit wem der Bioprodukthersteller Alnatura künftig Kooperationsbeziehungen eingeht.

Doch so einfach ist das nicht. Wegen der Markenrechte hat dm in erster Instanz vor dem Landgericht Frankfurt am Main eine Schlappe erlitten (Aktenzeichen 2-06044/15). Doch Götz Werner gibt nicht auf, zieht nun vor das Oberlandesgericht Frankfurt.

Parallel hat dm gegen Alnatura Klage am Landgericht Darmstadt eingereicht. In diesem Verfahren geht es um einen Vertrag zwischen den beiden Unternehmen, an den sich Alnatura nach der Auslistung seiner Produkte bei dm nicht mehr gebunden fühlt. dm pocht dagegen auf Einhaltung des Vertrags, der der Drogeriekette unter anderem Mitspracherechte bei der Auswahl neuer Vertriebspartner zusichert. Hier ist noch keine Entscheidung gefallen.

Laut Alnatura werden bis April diesen Jahres 70 Prozent der Produkte bei dm ausgelistet. Platz machen musste Alnatura aber wohl nicht nur für die dm-Eigenmarke, sondern auch, wie die taz berichtete, für eine Kooperation mit dem veganen Großhändler Veganz GmbH aus der Warschauer Straße 32 in Berlin Friedrichshain. Das Unternehmen ist vor allem für seine veganen Supermärkte bekannt und verkauft seit August 2015 über dm Sportlernahrung wie Energieriegel und Lebensmittel, die sogenannte Superfoods beinhalten. Diese meist exotischen Inhaltsstoffe wie die brasilianische Açai-Beere sollen besonders gesundheitsfördernde Eigenschaften haben.

Unternehmer Götz Werner setzt sich seit 2005 öffentlich für ein Bedingungsloses Grundeinkommen für jeden Deutschen von 1.000 Euro pro Monat ein. Dafür sollte die Einkommenssteuer abgeschafft und die Konsumsteuer (Mehrwertsteuer) auf 100 Prozent erhöht werden. Befürworter errechneten, dass es genüge, wenn man den Wasserkopf der Hartz-IV-Bürokratie mit Begutachtungsmanie und Beschäftigungsindustrie abschaffe.

Für sein Lebenswerk erhielt Götz Werner bereits 2003 den Fairness-Ehrenpreis der gemeinnützigen Fairness-Stiftung aus Frankfurt. 2008 zeichnete ihn die Bundesrepublik mit dem Bunesverdienstorden I. Klasse aus. Mit dieser Auszeichnung steht der Drogerie-König in einer Reihe mit der reichsten Frau Deutschlands,  Maria-Elisabeth Schaeffler von der Schaeffler AG (Maschinen, Autoteile) aus Herzogenaurach in Bayern, oder dem Privatbankier Alfred Freiherr von Oppenheim, der Mäzenin Tatiana von Metternich-Winneburg oder dem Oberhaupt des Hauses Hohenhollern,  Friedrich Wilhelm von Hohernzollern. Aber auch mit Lothar Lammers aus Münster (NRW), dem Miterfinder des Lottospiels 6 aus 49.

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