Müllchaos und Klärwerke Stillstand – droht Deutschland ein Entsorgungschaos?

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Müllchaos und Klärwerke Stillstand – Bekommt Deutschland ein Müllproblem? Die Energiekrise in Deutschland hat auch Auswirkungen auf die Ammoniak-Produktion. Ammoniak wird dringend bei der Rauchgasreinigung in der Müllverbrennung benötigt. Durch bestehende Gesetze gelten hier strenge Grenzwerte die einzuhalten sind. Es könnte ein Stillstand bei den Müllverbrennungsanlagen drohen – dies hätte auch weitreichende Folgen für Millionen von Haushalten.

Müllchaos und Klärwerke Stillstand - droht Deutschland ein Entsorgungschaos?
Müllchaos und Klärwerke Stillstand – droht Deutschland ein Entsorgungschaos?

Müllchaos – Deutschlands Müllverbrennungsanlagen droht der Stillstand

Deutschlands Müllverbrennungsanlagen (MVA) könnte durch die bestehende Gas- und Energiekrise ein Stillstand drohen. Das Problem hierbei ist der akute Mangel an Ammoniak, das für die Filter zur Rauchgasreinigung in den Müllwerken gebraucht wird.Deutschland hat, durch die hohen Gaspreise bedingt, die energieintensive Herstellung von Ammoniak bereits deutlich heruntergefahren. Der norwegische Branchenriese Yara weist darauf hin, dass die europaweite Kapazitätsauslastung bereits Ende August bei gerade noch 35 Prozent der Gesamzmenge lag.

Carsten Spohn, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland (ITAD), in einem Gespräch mit der Tageszeitung „WELT„: „..Die direkte Folge sind nun Lieferausfälle bei den Müllverbrennungsanlagen. Viele Anlagenbetreiber bekommen derzeit nur noch kurzfristige Zusagen. Früher konnte man Bestellungen von ammoniakbasierten Reduktionsmitteln wie Ammoniakwasser oder Harnstofflösung bis zu ein Jahr im Voraus einplanen, mittlerweile werden sie von den Herstellern und Lieferanten oft nur noch von Woche zu Woche garantiert. Wenn die Reduktionsmittel aber nicht mehr zur Verfügung stehen, dann haben wir ein Problem in Deutschland. Denn wir brauchen diese Stoffe dringend zur Entstickung der Abgase, um die gesetzlichen Grenzwerte bei der Rauchgasbehandlung einhalten zu können“.

Ausnahmegenehmigungen und Sondergenehmigungen notwendig

Der Sprecher von EEW Energy from Waste – dem Unternehmen mit den meisten Müllverbrennungsanlagen in Deutschland – weist auf das Problem hin und sagt: „Im Durchschnitt über die 15 Anlagen (die das Unternehmen in Deutschland betreibt) der EEW-Gruppe in Deutschland reicht die maximal zulässig zu bevorratende Menge Ammoniak zwischen acht und 15 Tage. Fallen also Lieferungen aus, wäre dieser Puffer schnell aufgebraucht. Und das ist den zuständigen Stellen auch bekannt. Also werden die Standortleiter der Verbrennungsanlagen bei einer Grenzwertüberschreitung die Kessel sofort abfahren“.

Ein Verstoß gegen die strengen Vorgaben der sogenannten 17. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchV) ist aber strafbewehrt. Peter Kurth – Präsident des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser und Kreislaufwirtschaft (BDE) wird deutlich: „Die Politik steht vor der Abwägung, ob der Müll in Deutschland liegen bleibt oder ob sie vorübergehend mehr Emissionen zulässt“.

Auch Fernwärme und Strom betroffen

Übrigens würde ein Stillstand bei den Müllverbrennungsanlagen noch ganz andere Probleme mit sich bringen, denn viele der Anlagen (66 Anlagen Deutschlandweit) produzieren zusätzlich Strom, oder Fernwärme. Das würde die aktuelle Energiekrise eher noch verschärfen.

Klärwerk

Klärwerken droht ebenfalls ein Stillstand

Auch den Klärwerken in Deutschland gehen notwendige Chemikalien zur Reinigung der Abwässer aus. Auch in diesen Fällen ist die Produktion – nicht nur in Deutschland – der benötigten Chemikalien stark zurückgegangen. Der Vertreter des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) bringt es gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ auf den Punkt: „Die Lieferengpässe bei Fällmitteln und Flockungsmitteln .. spitzen sich weiter zu. Eine Ersatzbeschaffung von Fällmitteln ist kurzfristig weder im europäischen noch im sonstigen Ausland realistisch“.

Laut VKU haben aber nicht nur Klärwerke Probleme, an notwendige Chemikalien zu gelangen. Auch Trinkwasserversorger seien betroffen, vor allem solche, die ihr Wasser etwa aus Talsperren gewinnen.

(AH)

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