Liegt es möglicherweise an zwei prominenten Dahlemer Villen in der Pücklerstraße 14 und am Käuzchensteig 8, dass zwei eher unscheinbare künstliche Gewässer Berlins, der Pücklerteich (ein Klärteich für Regenwasser) in der Pücklerstraße 48 und der Teich am Käuzchensteig (eine Hundebadestelle) in der Pücklerstraße 54 in diesem Jahr für die stattliche Summe von 1,2 Millionen Euro aus EU-Fördermitteln und kofinanziert durch das Land Berlin entschlammt und am Ufer neu gestaltet wurden?
Die Pücklerstraße in Dahlem verläuft vom Platz am Wilden Eber bis zur Bernadottestraße kurz hinter dem Goldfinkenweg. Sie ist nur 1,18 Kilometer kurz, braucht aber, da sie im Grunewald liegt, wohl zwei Regenteiche.
Das schien jedenfalls vor 100 Jahren unabdingbar gewesen zu sein. In jener Zeit legten die Anwohner zunächst einen Teich an – den Pücklerteich, der das Strassenwasser auffing. Da er wohl zu schnell volllief, folgte ein zweiter Teich – der Teich am Käuzchensteig, der nun das überlaufende Wasser aus dem Pücklerteich auffangen sollte. So blieb es bis heute.
Den Namen Pückler trägt die kurze Straße, die 1900/1901 von der Kommission zur Aufteilung der Domäne Dahlem angelegt wurde, seit dem Jahr 1905. Sie wurde nach dem Adligen Erdmann III. (Alexander Carl Ludwig) Graf von Pückler-Limpurg (1792-1869) benannt. Graf Pückler war von 1858 bis 1862 preußischer Landwirtschaftsminister.
In der Hausnummer Pücklerstraße 14 befindet sich die ehemalige Villa Wurmbach, der heutige Sitz des Bundespräsidenten.
Der Fabrikant Julius Wurmbach Junior (1860 – 1926) ließ die Villa 1912 errichten. Wurmbach besaß in Bockenheim bei Frankfurt am Main eine Eisengießerei, baute Pfannen und Herde für Privathaushalte und auch Pfannen und Kessel für chemische Fabriken. Der I. Weltkrieg brachte ihm den Ruin. Wurmbach erschoss sich 1926 in wirtschaftlicher Not in seiner Dahlemer Villa.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wohnte hier der AEG-Manager Hans Constantin Boden, den in dieser Villa unter anderem Konrad Adenauer mehrfach besuchte.
1962 kauft die Bundesrepublik die Villa Wurmbach als Gästehaus.
1998 erfolgte eine millionenteuere Renovierung der Villa Wurmbach. Von 1999 bis 2001 war sie Wohnsitz des Bundeskanzlers Gerhard Schröder. Seit 2004 war sie Wohnsitz der Bundespräsidenten Horst Köhler und Christian Wulff. Seit 2012 ist sie die Dienstvilla des derzeitigen deutschen Staatsoberhauptes Joachim Gauck (75).
Unweit davon im Käuzchensteig 8 bis 12 befindet sich das Haus der Kunst Berlin.
Es ist das landeseigene Ateliergebäude und Ausstellungshaus für deutsche Nachrkriegsmoderne und Sitz der Bernhard-Heiliger-Stiftung. Der Bildhauer und Maler Heiliger wirkte dort von 1949 bis 1995. Heute ist es ein Kunstdenkmal, die Stiftung vergibt Stipendien an Nachwuchskünstler.
Vor einer Woche gab die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt in einer sehr ausführlichen Pressmitteilung bekannt:
Der Pücklerteich und der Teich am Käuzchensteig im nördlichen Grunewald wurden in den vergangenen Monaten umfassend saniert und renaturiert.
Die vor mehr als 100 Jahren künstlich angelegten Gewässer haben wichtige Funktionen für die Versickerung von Regenwasser aus der Umgebung und sind beliebte Ziele im Erholungswald.
Der Zustand der beiden Kleingewässer und deren Umgebung hat sich in den letzten Jahren zunehmend verschlechtert. Der Gewässergrund wurde mit anwachsenden Schlämmen belastet, das Wasser roch zeitweise faulig und Flora und Fauna waren stark zurückgegangen. Außerdem wurden die südlich der Teiche liegenden Versickerungsflächen im Wald durch die im Überlauf aus den Teichen verbliebenen Inhaltsstoffe belastet. Ursache dafür war das verschmutzte Regenwasser aus dem Straßenraum (ca. 140 ha), welches ungereinigt in die Teiche fließt.
Im Rahmen eines durch die EU mit 1,2 Millionen Euro finanzierten Renaturierungsprojektes wurden daher im Frühjahr 2015 umfangreiche Entschlammungsarbeiten des belasteten Teichsystems durchgeführt.
Der Pücklerteich wird zukünftig in einem neu konzipierten Reinigungssystem vor allem eine Pufferfunktion zur zeitweisen Rückhaltung von Abflussmengen aus Regenereignissen übernehmen, die dann durch eine Drosselung des Überlaufs nach und nach an einen Bodenfilter im Zulaufbereich des Teiches am Käuzchensteig abgegeben werden. In dieser naturnahen Pflanzenreinigungsanlage werden anorganische Bestandteile gefiltert und organische biologisch abgebaut.
Dadurch wird der Teich am Käuzchensteig (also die Hundebadestelle – Anmerkung der Redaktion) zukünftig überwiegend mit gereinigtem Regenwasser beschickt und wird sich auf einen zukünftig verbesserten Zustand regenerieren.
Weiterhin werden die Uferbereiche der beiden Teiche naturnah und vielfältig gestaltet werden. Durch die geplanten Maßnahmen soll das Ökosystem um die Teiche aufgewertet werden, so dass sich zukünftig wieder standortgerechte Tier- und Pflanzenarten in und an den Gewässern niederlassen können. Durch Besucherlenkung werden Schutzzonen geschaffen, in denen sich Flora und Fauna ungestört entwickeln können.
Die 1. Bauphase ab März 2015 umfasste die Entschlammung der beiden Teiche und wurde im Juli 2015 abgeschlossen. In der 2. Bauphase wurden die Uferbereiche beider Gewässer naturnah umgestaltet und eine Pflanzenkläranlage am Teich am Käuzchensteig gebaut. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich im November des Jahres 2015 abgeschlossen sein.
Das Vorhaben wird im Rahmen des Umweltentlastungsprogramms Berlin (UEP II) unter dem Förderkennzeichen 11264UEPII/7 aus Mitteln der Europäischen Union (Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung) gefördert und vom Land Berlin kofinanziert.
Der ortsansässige Firma Besserdich Sustainable IT Solutions GmbH aus der Hans-Böhm-Zeile 30 in Zehlendorf beschreibt auf ihre Seite Zehlendorf.de die beiden Teiche Pücklerteich und Teich am Käuzchensteig so:
Pücklerteich (Pücklerstraße 48)
Der Pücklerteich wurde wahrscheinlich Ende des 19. Jahrhunderts in einer natürlichen Senke zur Aufnahme von Straßenregenablauf am Rand des Grunewalds künstlich angelegt. Die Ufergehölze bestehen aus alten Forstbäumen. Der Gewässergrund ist stark schlammig und das Wasser riecht faulig, wodurch der zirka 3.400 Quadratmeter große Teich den Charakter eines Klärteiches erhält.
Teich am Käuzchensteig (Pücklerstraße 54)
Der Teich am Käuzchensteig wurde in einer natürlichen Senke künstlich angelegt. Bereits um 1900 sind die Umrisse des Gewässers im Bereich des heutigen Pücklerteichs zu erkennen. Er dient der Aufnahme von Regenwasser und nimmt den Ablauf des Pücklerteichs auf. Am Gewässerrand befinden sich überwiegend alte Forstbäume, der Grund ist teils schlammig, teils sandig. Der zirka 1.710 Quadratmeter große Teich hat eine maximale Tiefe von zirka 1,8 Metern und wird häufig als Hundebadestelle genutzt.