Neukölln: Milieuschutz für Reuterkiez beschlossen

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Milieuschutz auch für die Weserstraße im Reuterkiez in Neukölln. Hier im Keller der Hausnummer 207 lädt täglich ab 17 Uhr (Wochenende ab 14 Uhr) die Tapas- und Livemusik-Cocktailbar "Fuchs & Elster" zu Kürbissuppe für 4 Euro oder Spaghetti mit Octopussragout für 10,20 Euro ein. Die Weserstraße rockt, eine Bar reiht sich hier an die andere. Die Angst vor Luxussanierung und steigenden Mieten ist groß. (Foto: googlestreetview)
Milieuschutz auch für die Weserstraße im Reuterkiez in Neukölln. Hier im Keller der Hausnummer 207 lädt täglich ab 17 Uhr (Wochenende ab 14 Uhr) die Tapas- und Livemusik-Cocktailbar „Fuchs & Elster“ zu Kürbissuppe für 4 Euro oder Spaghetti mit Octopussragout für 10,20 Euro ein. Die Weserstraße rockt, eine Bar reiht sich hier an die andere. Die Angst vor Luxussanierung und steigenden Mieten ist groß. (Foto: googlestreetview)

Aus Angst vor steigenden Mieten durch Luxussanierungen und vor Umwandlungen von Miet- in selbstgenutzte Eigentumswohnungen hat die Bezirksveordnetenversammlung von Neukölln beschlossen, den dicht bebauten Reuterkiez aus der Gründerzeit zwischen Kottbusser Damm, Maybachufer, Weichselstraße und Sonnenalle mit einem Milieuschutz zu belegen.

Das heißt: Der Reuterkiez, in dem die Angebotsmieten auf ImmobilienScout24.de im Internet seit dem letzten Jahr um 70 Prozent gestiegen sind (davor von 2008 bis 2014 bereits um 80 Prozent) und mit 10 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche fast das Niveau im feinen Dahlem (10,92 Euro) erreicht hat, Berlin Journal berichtete, wird eine soziale Erhaltungsverordnung bekommen.

Das bedeutet Einschränkungen für Hausbesitzer, wen sie umbauen oder modernisieren wollen.

Wie die Auflagen aussehen soll, will das Bezirksamt Neukölln nun konkret erarbeiten. Vorbild könnten andere Milieuschutz-Kieze sein. In Berlin gibt es 20. Die Hälfte davon in Pankow. Der Bezirk gibt immer mehr Altbauquartieren diesen Status. Ebenso verfährt Friedrichshain-Kreuzberg, das bereits sieben solcher Gebiete hat.

In einigen bereits bestehenden Milieuschutz-Kiezen dürfen beispielsweise keine kleineren Wohnungen zu einer großen zusammengelegt werden. Auch ein zweiter Balkon ist verboten.

Hieran könnte sich Neukölln orientieren. „Eigentlich ist es schon fast zu spät für den Reuterkiez“, sagt Jochen Biedermann (Grüne), Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses in Neukölln, der im Reuterkiez wohnt.

Laut einer sozialen Untersuchung liegen die Kaltmieten in Altbauten schon jetzt über den Vergleichswerten des Mietspiegels. Haushalte von Geringverdienern geben 40 bis 50 Prozent ihres Monatseinkommens dafür aus. Langjährige Bewohner mit niedrigem Einkommen verlassen den Reuter-Kiez.

Der Studie zufolge haben 80 Prozent der Bewohner, die seit 2011 in den Reuterkiez gezogen sind, einen Fach- oder Hochschulabschluss. Auch dies zeige den Bevölkerungsaustausch, meint Biedermann gegenüber der Berliner Morgenpost.

Dennoch, der mit den Stimmen von SPD, Grünen, Piraten und Linke gefasste Beschluss steht. Und beim Reuterkiez soll es nicht bleiben: Auch der Schillerkiez, der den Milieuschutz schon einmal bis 2001 hatte, sowie Rixdorf, Körnerpark und Silbersteinstraße sollen auf Vorschlag des Bezirksamtes folgen.

Auch in Charlottenburg-Wilmersdorf ist das Thema aktuell. Sechs Gebiete werden in Hinblick auf Milieuschutz geprüft, darunter Kaiserin-Augusta-Allee, Karl-August-Platz und Brabanter Platz. Tempelhof-Schöneberg hat zum Juli 2015 für die Schöneberger Insel eine soziale Erhaltungsverordnung erlassen, für drei andere Gebiete gilt sie bereits seit Herbst 2014. In der BVV Steglitz-Zehlendorf sind mehrere Wohnviertel im Gespräch, darunter die Bruno-Taut-Siedlung, Lauenburger Platz und Augustaplatz.

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