Ab Dezember 2015 sollen im 20-Minuten-Takt Wassertaxis der Reederei Riedel, die ihren Hauptsitz im Hafen an der Nalepastraße 10 in Oberschöneweide hat, Partygäste von der Innenstadt auflesen und zu einem neuen Klub in den Spreehöfen nach Oberschöneweide bringen.
Dort in der Wilhelminenhofstraße zwischen den gelben Spreehöfen (ehemals AEG und KWO) und den roten Spreehöfen (ADMOS Gleitlager GmbH) bauen die Eventkaufleute Kai-Uwe de Graf und Martin Koch gerade aus einem ehemaligen Parkhaus einer Kugellagerfabrik einen riesigen Eventklub.
Auf 1.000 Quadratmetern soll ein Klub mit dem Namen WEYDE entstehen, der seine Pforten im Dezember 2015 öffnen soll. Die Bauherren gehen dabei auf Nummer sicher und haben die Berliner Spezialisten für den Umbau von Fabrikbrachen in Klubs engagiert: das Studio Karhard. Karhard verwandelte erfolgreich das ehemalige Heizkraftwerk Am Wriezener Bahnhof in Friedrichshain in den heute schwer angesagten Klub Berghain, der von Berlin Journal als Nummer-1-Tipp zum Abtanzen für Youngsters in Berlin auserkoren wurde.
Der Klub in Oberschöneweide soll nun eine verglaste Front mit Blick auf die Spree bekommen und als Herzstück eine 230 Quadratmeter große Bar im Stil der 1950er Jahre. Zusätzlich wird ein 140 Quadratmeter großes Separee mit Bühne im Stil der 1920er gebaut – für Lesungen, Konzerte, Empfänge.
Die Betreiber des WEYDE werden zwei Österreicher sein, die das Konzept in Wien bereits erfolgreich praktizieren.
Der Name WEYDE wurde nicht zufällig gewählt.
„Schöne Weyde“ hieß die idyllische Uferwiese an der Spree, die 1598 in einer Reisebeschreibung des Kurfürsten Joachim II. Erwähnung fand. Anziehungspunkt war die Gaststätte Quappenkrug, in der Reisende auf dem Weg zwischen Köpenick und Berlin einkehrten. Im Jahr 1814 wurde der ehemalige Quappenkrug zum Wilhelminenhof ausgebaut.
Das kam daher, dass in jenem Jahr der Oberfinanzrat Johann Philipp Otto Reinbeck das Gebiet an der Spree kaufte und zu Ehren seiner Frau Schloß Wilhelminenhof nannte.
Seit 1871 heißt das Gebiet Oberschöneweide und entwickelte sich ab 1889 zu einem Industrievorort von Berlin. Die Anbindung über Wasser, Straße und Schiene lockte 1887 Emil Rathenau und seine Allgemeine Electricitäts-Gesellschaft (AEG) an. Weitere Betriebe entstanden auf mehr als drei Kilometern am Spreeufer: 1898 baute hier die Niles-Werkzeugmaschinenfabrik, ab 1899 stellten die Kabelwerke Oberspree Telefonkabel her.
Unter der sowjetischen Besatzungsmacht wurden Indutstrieanlagen abgebaut und als Reparation nach Russland gebracht, Großbetriebe wurden enteignet und als volkseigene Betriebe weitergeführt. Nach der deutschen Wiedervereinigung kam es zu Massenentlassungen.
Seit 1991 stehen alle Industrieanlagen in Oberschöneweide unter Denkmalschutz. Auf dem ehemaligen AEG-Gelände an der Wilhelminenhofstraße zog 2006 die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin) ein. Der Wilhelminenhof ist heute ein belebter Campus.
Und in dessen Nachbarschaft öffnet in wenigen Wochen der neue Event-Club WEYDE mit Wasser-Taxi-Service in die Innenstadt.