Österreich: Hitlers Geburtshaus in Braunau enteignet

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Österreich zahlt der Eigentümerin von Hitlers Geburtshaus in Braunau jeden Monat 5.000 Euro Miete, ein Kaufangebot lehnt sie ab. Weil das Haus seit 2011 leer steht und dringend saniert werden müsste, leitete das Österreichische Innenministerium nun die gesetzliche Zwangsenteignung ein (Foto: Youtube/AFP)
Österreich zahlt der Eigentümerin von Hitlers Geburtshaus in Braunau jeden Monat fast 5.000 Euro Miete, ein Kaufangebot lehnt sie ab. Weil das Haus seit 2011 leer steht und dringend saniert werden müsste, leitete das Österreichische Innenministerium nun die gesetzliche Zwangsenteignung ein (Foto: Youtube/AFP)

Weil die Eigentümerin Hitlers Geburtshaus in der Salzburger Vorstadt Nummer 15 in Braunau am Inn in Österreich seit 2011 leer stehen und verfallen lässt, aber von der österreichischen Regierung jeden Monat fast 5.000 Euro Miete kassiert und ein Kaufangebot ablehnt, hat das österreichische Innenministerium die Eigentümerin gesetzlich zwangsenteignet.

Der österreichische Staat wollt das Gebäude erwerben, damit es nicht in die Hände von Neonazis fällt. Doch die Eigentümerin stellte sich stur. Früher wurde das Haus als Behindertentagesstätte genutzt. Seit 2011 steht es leer und müsste dringend renoviert werden. Inzwischen gilt es als Schandfleck. Wie das historische Gebäude genutzt werden soll, darüber wird in Österreich seit Jahren gestritten. Doch nun hat die rot-schwarze Koalition die bisherige Besitzerin enteignet. Das Parlament muss noch zustimmen. Und die Zukunft des Hitlerhauses bleibt ungewiss.

Eine Kommission aus 12 Historikern soll im Herbst entscheiden, ob das mehr als 120 Jahre alte denkmalgeschützte Haus abgerissen wird, damit beispielsweise an der Stelle ein Supermarkt gebaut werden kann, oder ob das Haus zu einer Mahnstätte für die junge Generation umgestaltet wird.

Am 20. April 1889 erblickte Adolf Hitler in der Nummer 15 der Salzburger Vorstadt das Licht der Welt. Hitler verbrachte nur seine ersten Wochen in der von seinen Eltern gemieteten Wohnung im Erdgeschoss. Doch er hat der Stadt seinen Stempel aufgedrückt. Hitler sollte als wohl größter Massenmörder in die Menschheitsgeschichte eingehen. Er nahm sich am 30. April 1945 in Berlin mit 56 Jahren das Leben.

Die Nazis nutzten Hitlers Geburtshaus für Veranstaltungen (Quelle: Stadtverein Braunau)
Die Nazis nutzten Hitlers Geburtshaus für Veranstaltungen (Quelle: Stadtverein Braunau)

Sein Geburtshaus wurde zur Pilgerstätte für Ewiggestrige. Für die Anwohner ein eher unangenehmes Thema. „Das Haus kann nichts dafür. Braunau kann nichts dafür“, sagte eine Frau den ARD-Tagesthemen. „Es muss endlich Ruhe einkehren, ergänzt eine zweite Frau.“ Immer wieder versammeln sich in- und ausländische Neonazis, zum Beispiel Gruppen aus Ungarn, vor dem Haus. Nur ein massiver Polizeieinsatz verhindert jedes Jahr am 20. April, dem Geburtstag Adolf Hitlers, einen Aufmarsch vor dem Haus. Touristen lassen sich hier gerne fotografieren. Und wenn keine Polizei oder Reporter in der Nähe sind, auch schon mal mit erhobenem rechten Arm, dem Hitlergruß.

Während der NS-Zeit nutzten die Nazis das Gebäude unter anderem für Veranstaltungen. Auch Hitlers Kinderbilder wurden zu Propagandazwecken gezeigt.

Hitlers Kinderfotos wurden in der NS-Zeit von den Nazis auf Veranstaltungen in seinem Geburtshaus zu Propagandazwecken gezeigt (Quelle: Stadtverein Braunau)
Hitlers Kinderfotos wurden in der NS-Zeit von den Nazis auf Veranstaltungen in seinem Geburtshaus zu Propagandazwecken gezeigt (Quelle: Stadtverein Braunau)

Nach dem Krieg zog dann ein Heim für behinderte Menschen in die Räume. Doch seit 2011 Leerstand. Offiziell war das österreichische Innenministerium bislang der Hauptmieter. An die Familie der bisherigen Eigentümerin war das einstige Gasthaus in den 1950er Jahren rückübereignet worden. Aber die Verhandlungen über eine Verwendung scheiterten immer wieder. Typisch österreichisch habe man die Dinge einfach laufen lassen, sagen Kritiker. Nun eine Radikallösung.

Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Bundesministeriums für Inneres Österreich, sagte den ARD-Tagesthemen: „Um ausschließen zu können für alle Zukunft, dass es zu einer fragwürdigen Nutzung kommen könnte, um das ausschließen zu können, sehen wir dabei eine Möglichkeit – nämlich die gesetzliche Enteignung.“

Der österreichische Innenminister Wolfgang Sobotka (60, ÖVP) befürwortet einen Totalabriss. Dann könnte dort ein Supermarkt entstehen.

Historiker sehen darin den falschen Weg, fordern einen Ort der Mahnung und des Gedenkens. Historiker Andreas Maislinger: „Und mein Kontext vom Haus der Verantwortung wäre: Internationale Verständigung und vor allem, junge Menschen nach Braunau bringen.“

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