Pirat Claus-Brunner: Vor Freitod Mann missbraucht und getötet?

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"Frei von Filz und Korruption". Mit diesem Credo ging Piraten-Politiker Gerwald Claus-Brunner in die Berliner Abgeordnetenhauswahl. Seine Partei fiel durch. Gestern fand die Polizei den Politiker tot in seiner Steglitzer Wohnung. (Foto: Youtube/ZDF Markus Lanz)
„Frei von Filz und Korruption“. Mit diesem Credo ging Piraten-Politiker Gerwald Claus-Brunner in die Berliner Abgeordnetenhauswahl. Seine Partei fiel durch. Gestern fand die Polizei den Politiker tot in seiner Steglitzer Wohnung. (Foto: Youtube/ZDF Markus Lanz)

Die Piratenpartei flog mit nur 1,7 Prozent der Wählerstimmen am Sonntag aus dem Berliner Abgeordnetenhaus. Einen Tag später fand die Polizei die Leichen des Berliner Piratenabgeordneten Gerwald Claus-Brunner (44) und des Wahlkampfhelfers und Buddhisten Jan L. (29) aus dem Soldiner Kiez in Wedding in Claus-Brunners Wohnung in der Schönhauser Wohnug in Steglitz. Die Piratenpartei hatte die Wohnung aufgrund eines Hinweises öffnen lassen. Es war „weder ein Unfall noch Fremdverschulden“, teilten die Beamten der Piratenpartei mit.

Update: In einer gemeinsamen Presseerklärung gaben Polizei und Staatsanwaltschaft Berlin am 20. September 2016 bekannt:

„Der Abschiedsbrief eines 44-Jährigen führte gestern Mittag gegen 14 Uhr in Steglitz zu einer Wohnungsöffnung durch die Polizei und Feuerwehr. Den Einsatzkräften bot sich in der Wohnung in der Schönhauser Straße ein schauriges Bild, sie entdeckten dort die Leichname von zwei Männern. Die Auffindesituation ließ ein Tötungsdelikt vermuten, so dass eine Mordkommission des Landeskriminalamts die Ermittlungen übernahm. Die heutigen durchgeführten Obduktionen ergaben, dass der 44-jährige Wohnungsmieter sich selbst das Leben genommen hatte. Bei dem anderen Toten, einem jüngeren Mann, bei dem die Identität noch nicht abschließend geklärt ist, stellte man bei der Autopsie fest, dass er einige Tage zuvor durch stumpfe Gewalt gegen den Oberkörper getötet wurde. Die Ermittlungen der 2. Mordkommission und der Staatsanwaltschaft Berlin dauern an.“

Nach Informationen des Tagesspiegel soll der jüngere Mann (1987 geboren) sexuell missbraucht worden sein und sei anschließend getötet worden. Bei dem zweiten Mann handelt es sich um den Wahlhelfer Jan L. Die Polizei fand ihn nackt, mit Kabelbindern gefesselt und erwürgt im Zimmer neben dem toten Claus-Brunner. Die Leiche von Jan L. war schon stark verwest. Nachbarn hatten am 15. September 2016 ein Poltern im Treppenhaus gehört. Claus-Brunner hatte vermutlich an dem Tag, die Leiche von Jan L. mit einer Sackkarre in seine Wohnung gebracht. In der Einzimmer-Wohnung von Jan L. fand die Polizei Blutlachen. Nach B.Z.-Informationen soll Claus-Brunner dem Wahlhelfer nachgestellt haben. Der habe die Annäherungsversuche aber nicht erwidert. Es habe sogar im Juni 2016 eine Anzeige wegen Stalkens gegeben. Am Freitag vor der Wahl, dem 16. September 2016, twitterte Claus-Brunner noch unter seinem Twitter-Namen RealDeuterium: „Meine Liebe, mein Leben, für dich lieber Wuschelkopf, für immer und ewig!“ Da war Wuscheliopf Jan L. längst tot. In einem Brief an ein Piratenpartei-Mitglied soll Gerwald Claus-Brunner den Mord an Jan L. gestanden haben.

Brunner selbst soll sich durch einen Stromschlag das Leben genommen haben.

Claus-Brunner habe schon lange an einer chronischen Krankheit (Hämophagozytischer Lymphohistiozytose) gelitten, die zu Organversagen führt, erklärte der Vorsitzende der Berliner Piraten, Bruno Kramm, dem rbb. Ein Arzt habe ihm noch ein Jahr zu leben gegeben. Brunner habe zudem unter der Trennung von seinem langjährigen Lebenspartner gelitten und sich in der Fraktion isoliert gefühlt, berichtete Kramm. Am Montag sei nun ein Brief in seinem Abgeordnetenbüro angekommen. Darin habe Claus-Brunner geschrieben, dass er bereits tot sei, wenn der Brief geöffnet werde. Ein Mitarbeiter habe daraufhin die Polizei alarmiert, so Kramm.

Die Piratenpartei schloss daraus: Claus-Brunner habe „wohl selbst seinem Leben ein Ende gesetzt.“

Der Pirat hatte versteckt mit seinem Freitod gedroht, sollten die Piraten am 18. September 2016 abgewählt werden.

Am 23. Juni 2016 sagte Claus-Brunner bei seiner letzten Rede im Abgeordnetenhaus: „Ihr werdet ab dem 18.9. es noch bereuen, dass es diese Fraktion, der ich angehöre, nicht mehr geben wird. Das werde ich euch so sagen. Und ihr werdet auch in der laufenden Legislatur für mich am Anfang irgendeiner Plenarsitzung mal aufstehen dürfen und eine Minute still schweigen.“

Der gelernte Mechatroniker Claus-Brunner wurde am 19. Mai 1972 in Harrislee/Nordschleswig geboren, lebte sein 1997 in Berlin und studierte ab Oktober 2011 Maschinenbau an der  Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Er gehörte zur Berliner Piratenfraktion, die 2011 als erste in einen Landtag einzog. Schwerpunkt seiner Arbeit im Berliner Abgeordnetenhaus war der Petitionsausschuss sowie zuvor der Sonderausschuss Wasserbetriebe. Er trat für den fahrscheinlosen öffentlichen Nahverkehr ein und forderte die Offenlegung der Verträge mit den Berliner Wasserbetrieben.

In einer persönlichen Erklärung zum Gesetz zur Zusammenführung der Berliner Planetarien und Sternwarten sprach Claus-Brunner von „Filz und Korruption“. Seit über zwei Jahren habe er mit Anfragen versucht, Licht ins Dunkel zu bringen. Dafür sei er in der eigenen Fraktion angegriffen worden. Der Senat habe nur ungenügende Antworten geliefert.

Claus-Brunner war von Anfang an eine sehr auffällige Erscheinung, weil er sehr groß war und grundsätzlich immer in Latzhose und mit einem Kopftuch auftrat. Um das Kopftuch gab es anfangs einigen politischen Aufruhr, weil Brunner auch Palästinensertücher im Parlament verwendete.

Die Piraten des Bezirks Lichtenberg ebenso wie die Berliner Partei veröffentlichten auf ihren Seiten Trauerbekundungen. Darin heißt es, „Faxe“, wie er von Vertrauten und Freunden genannt wurde, sei häufiger und spontaner Besucher der Partei-Veranstaltungen im Bezirk gewesen: „Lichtenberg und seine Piraten lagen ihm am Herzen. Wir werden ihn in guter Erinnerung behalten und fühlen mit denen, die ihm nahe standen.“ Und die Landespartei postete: „Gerwald war nicht nur Mitglied der Piratenfraktion, mit vielen von uns war er freundschaftlich verbunden. Sein Tod trifft uns alle.“

In einer Presseerklärung der Piratenpartei von gestern abend teilte die Piratenpartei mit: In seinem Bezirk Steglitz-Zehlendorf sei Gerwald Claus-Brunner „der unermüdliche Wahlkämpfer für die Piraten“ gewesen. „Er hat stets mit den Menschen in seinem Bezirk gesprochen und damit den Piraten ein Gesicht gegeben. Sein Stand am Hermann-Ehlers-Platz wird nun leer bleiben. Lebwohl, Faxe! Wir werden dich vermissen.“

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13 KOMMENTARE

  1. Bei jemanden der sich zu Lebzeiten so äußert hält sich meine Trauer beim Ableben in ganz, ganz engen Grenzen. Einfach bei Google Gerwald Claus-Brunner und die Panzer eingeben. Sogar seine eigene Partei wollte ihn loswerden. Mit zwei Aufrufen zu massenmörderischer Gewalt gegen Deutsche, die gegen die rollende Massenansiedlung von Fremden protestieren, machte der Berliner Abgeordnete Gerald Claus-Brunner („Die Piraten“) von sich reden.

    https://indexexpurgatorius.wordpress.com/2015/09/02/abgeordneter-der-piraten-empfiehlt-den-einsatz-von-panzern-und-bombern-gegen-protestierende-buerger/ Immer wieder hatte der gelernte Kommunikationselektroniker Partei-Kollegen in der Vergangenheit brüskiert. Nach der Nominierung der Listenplätze für die nächste Bezirkswahl in Friedrichshain-Kreuzberg beschimpfte Claus-Brunner im vergangenen Dezember die Kandidaten auf Twitter als „Vollhonks und „Deppen“.

    Ein anderes Mal bezeichnete er die Frauenquote als „Tittenbonus“ oder verglich die B.Z. mit der Nazi-Zeitung „Völkischer Beobachter“.

  2. Der hatte doch gar keine lebensbedrohliche Erkrankung. Er ist auch nicht am Harrisleer Straßenrand geboren, sondrn ganz normal im Krankenhaus der Heimatstadt am Teutoburger Wald. Kurz, er war ein krankhafter Lügner, der Aufmerksamkeit erheischen wollte.
    Ich sehe das übrigens nicht als ’schlecht über Tote reden‘, das sage ich besser gleich. Für mich gehört das zum Bild.
    Der andere junge Mann da war, wie man so hört, sehr gutmütig. Vermutlich tat ihm dieser irgendwie unglücklich auftretende Kerl leid, und er hat sich ihm gegenüber freundlich verhalten wollen. Das wurde sein Todesurteil.

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