Wer hat bei Brexit gelogen?
Marcus J. Ball hat die Crowdfunding-Kampagne #BrexitJustice ins Leben gerufen. Das Ziel ist die Strafverfolgung von Politikern, die bei Brexit gelogen haben. Menschen aus der ganzen Welt spendeten ihr Geld für die Bezahlung von Anwälten und bürokratischen Hürden. Kann ein so großer Prozess mit Crowdfunding finanziert werden?
Im Juli hat die Kampagne von Marcus J. Ball zum ersten Mal Schlagzeilen gemacht. Damals war er bei 91.000 angelangt, nicht weit entfernt von seinem eigentlichen Ziel von 100.000 Pfund, schreibt Business Insider.
Sein Ziel sei es, ein Team von Anwälten zu engagieren. Sie sollten Politiker, die bei dem Wahlkampf für das EU-Referendum Brexit gelogen haben, rechtlich verfolgen.
Vor allem die Gruppe „Vote Leave“ ist wegen Heuchelei und schlechtem Benehmen in der Öffentlichkeit in der Weltpresse negativ aufgefallen. Außerdem wird ihnen vorgeworfen, rassistische Einstellungen zu vertreten. Jetzt sollen unabhängige Gerichte über die Vorwürfe entscheiden
160.000 Euro für Anwaltskosten
Marcus J. Ball hat 145.000 Pfund (160.000 Euro) gesammelt. Inzwischen hat er ein Team von Anwälten hinter sich und wartet auf den Start der Verhandlungen. #BrexitJustice wird nicht nur gegen Befürworter des Referendums vorgehen, sondern gegen alle britischen Politiker, die bei dem umstrittenen Brexit gelogen haben.
Wenn sich das Projekt wirklich der Wahrheit verpflichtet, dann müsse die Unaufrichtigkeit auf beiden Seiten untersucht werden. Befürworter und Gegner des EU-Referendums sollen nun für ihre Worte gerade stehen und für Unwahrheiten vor Gericht gebracht werden.
Am Anfang wollte Ball nur gegen „Vote Leave“, also Befürworter von Brexit, vorgehen. Ihm wurde aber schnell klar, dass wenn er vor Gericht eine ernste Chance haben möchte, keine Partei ausgeschlossen werden darf.
Für die rechtlichen Schritte ist jetzt die Kanzlei Edmonds Marshall McMahon (EMM) in London verantwortlich. Einer der Gründer, Andrew Marshall, wird die Verhandlungen persönlich übernehmen. Er hat bereits Erfahrung in Prozessen gegen Shell, Rolls Royce und Luton Airport.
Erfolg ist ungewiss
Allen Beteiligten seien sich der Ungewissheit auf Erfolg durchaus bewusst. Man müsse eng und gut zusammen arbeiten, um der immensen Herausforderung standzuhalten. Ball und sein Team können keinen Sieg garantieren, dennoch werden sie alle sehr hart an dem Fall arbeiten.
In einer Hinsicht hat Ball aber schon gewonnen. Er hat es geschafft, 160.000 Euro zu sammeln. Rechtlich gegen die Unehrlichkeit von Politikern vorzugehen, erfreut sich also einem breiten, öffentlichen Interesse.
Fast 5000 Menschen spendeten Geld an die Idee von Marcus J. Ball. 10 davon haben sogar mehr als 1.000 Pfund auf einmal dazu gegeben. Auch der ehemalige Premierminister von Großbritannien, David Cameron, wird sich gegen Vorwürfe der Unwahrheit wappnen müssen. Er soll während des EU-Referendums gelogen haben.
Noch fürchten sich die mächtigen Politiker aber nicht. In einem Rechtsstreit wie diesem sind 160.000 Euro nicht viel Geld. Man steht ganzen, politischen Parteien gegenüber, die weitaus mehr Geld zur Verfügung haben. Man schätzt, dass mindestens 2 Millionen Pfund nötig seien, um den Rechtsstreit zu bestehen.