Die Genussrechte der Proindex Capital AG aus Bayern fielen nach Verzögerungen in Paraguay wohl doch am Ende auf fruchtbaren Boden.
Vorstand Andreas Jelinek (59), der seit 13 Jahren mit seiner paraguayischen Partnerin in dem südamerikanischen Land lebt und dort gerade eine Siedlung „Viva Paraguay“ für Auswanderer aus Deutschland und ganz Europa baut, konnte am 3. Mai 2023 am Business Leaders-Telefon ziemlich entspannt verkünden: „Jeder wird sein Geld bekommen.“
Über Proindex Capital
Eine Wirtschaftsauskunft bestätigte auf Nachfrage von Business Leaders für die Proindex Capital AG aus Wülfershausen an der Saale ein „Niedriges Risikoprofil. Beurteilung: Das Ausfallrisiko wird als gering eingeschätzt. Die Geschäftsverbindung wird als zuverlässig eingestuft.“
Das unterstreicht auch das ausführliche Profil mit Substanz-Report und Referenzprojekten auf SQUAREVEST.ag.
Und die Scoredex GmbH hat das Unternehmen am 21. April 2023 neu eingewertet und schreibt: „Bei den folgenden Merkmalen erreicht der/die Unternehmer exzellente Ergebnisse: Finanzielle Situation des Unternehmens, Kontinuität, Bonität Unternehmen, Juristische Merkmale.“
Die Scoredex GmbH verhehlt dabei aber auch nicht: „Achtung: Es liegen Negativmerkmale zum Unternehmer vor.“
Genussrechte der Proindex Capital AG – Klageverfahren am LG Schweinfurt
Zweifel am Genussrecht der Proindex Capital AG waren aufgekommen, weil im Jahr 2020 und im Jahr 2022 drei Genussrechte-Inhaber am Landgericht Schweinfurt auf die sofortige Auszahlung ihrer gekündigten Genussrechte geklagt hatten und die Proindex Capital AG auch zahlen musste beziehungsweise freiwillig zahlte (LG Schweinfurt, Urteil vom 26.10.2020, Az.: 23 O 314/20, Beschluss vom 29.11.2022, Az. 21 O 598/22 und Beschluss vom 01.12.2022, Az. 24 O 630/22).
Business Leaders hakte bei Andreas Jelinek in Villarica in Paraguay nach: „Herr Jelinek, in der letzten veröffentlichten Bilanz der Proindex Capital AG waren zum Stichtag 31. Dezember 2021 noch rund 3,9 Millionen Euro an Genussrecht mit Fremdkapitalcharakter offen, davon rund 2,1 Millionen Euro mit einer Laufzeit von bis zu 1 Jahr und rund 1,8 Millionen Euro mit einer Laufzeit von bis zu 5 Jahren. Bekanntlich sind ja Genussrechte vom Gewinn abhängig. Die Proindex Capital AG hatte 2021 noch keinen Gewinn. Sie hat allerdings ihren Bilanzverlust von rund 3,5 Millionen Euro im Jahr 2020 auf rund 3,25 Millionen Euro im Jahr 2021 gesenkt.
Wieso gibt es da überhaupt Unklarheiten und Ärger?“
Andreas Jelinek: „Nun ja, man muss noch mal ein Stück zurückgehen. Um den Anlauf der Firma und das Wachstum zu beschleunigen und zu finanzieren, haben wir in den ersten Jahren (die Proindex Capital AG wurde 2008 gegründet – Anmerkung der Redaktion) bis etwa zum Jahr 2015 Genussrechte begeben. Diese haben wir als Einmalanlage und als ratierliche Anlage angeboten, in unterschiedlicher Ausführung.
Ein Teil davon hat Genussrechte mit Eigenkapitalcharakter und mit Verlustbeteiligung. Bei Verlusten wird der Nominalwert abgeschrieben. Und dadurch, dass wir so stark emittiert und investiert haben, ist der Verlustvortrag entstanden. Wir haben zuerst in die Infrastruktur investiert. Das hat auch länger gedauert, als wir erwartet hatten. Dadurch sind die Rückflüsse erst später gekommen, ab den Jahren 2019/2020. Ab diesem Zeitpunkt hat sich das komplett gedreht. Aber das hatten wir ursprünglich früher erwartet.“
Genussrechte der Proindex Capital AG mit Eigenkapitalcharakter – mit Hilfe eines Anwalts aus der Affäre stehlen
Andreas Jelinek weiter: „Jetzt gibt es natürlich Anleger, die wollen ihre Verträge beenden. Es gibt 2, die ordentlich gekündigt haben. Sie bekommen ihr Geld. Je nach Liquiditätslage, das ist ja Nachrangkapital, werden die Rückzahlungen getätigt. Dann gibt es aber auch eine Reihe von Kunden, die sich vertragswidrig mit Hilfe eines Anwalts sozusagen aus der Affäre stehlen wollen.
Und dabei sehen die Bedingungen natürlich deutliche Sanktionen vor. Und leider haben wir teilweise Prozesse verloren, weil Richter der Meinung sind, der Kunde darf nicht sanktioniert werden, wenn er vertragsuntreu ist. Das ist natürlich eine bittere Sache gewesen. Mit diesen Dingen wirbt der Anwalt unter anderem auch.
Wir haben den Anlegern mitgeteilt, wir können nur soviel auszahlen, wie es unsere Liquidität ermöglicht. Deshalb hatten wir diese Genussrechte langfristig ausgestaltet. Denn wir sind hier auch langfristig in Projekte gebunden, die erst Stück für Stück Erträge bringen. Man darf auch nicht vergessen, dass es zwischendurch auch eine Pandemie gab, wodurch sowohl hier als auch in Deutschland alles zum Stillstand gekommen ist, wodurch wir nahezu anderthalb Jahre verloren haben.
Die Kunden berücksichtigen das. Aber einige Anwälte sagen, egal, wir ziehen das durch. Und bedauerlicherweise bewerten das einige Richter an den geschriebenen Genussrechtebedingungen vorbei. In einigen Fällen gab es erstaunliche Urteile. Ein weiterer Nachteil für uns war, dass in der Tat einige Formulierungen in unseren Prospekten, die von den Spezialanwälten erarbeitet wurden, nicht zu 100 % eindeutig waren, und damit unterschiedlich ausgelegt werden konnten.
Es gibt keinen Prospekt ohne Fehler. Und manche Anwälte suchen nach diesen Fehlern.“
Business Leaders: „Betrifft das die Genussrechte mit Eigenkapitalcharakter, also die Langläufer ab 5 Jahren Laufzeit oder die Genussrechte mit Fremdkapitalcharakter, also die Kurzläufer unter 5 Jahren Laufzeit?“
„Wir wollen das geordnet und geregelt abwickeln“
Andreas Jelinek: „Das betrifft beide. Das Volumen der Genussrechte von 15 Millionen Euro in der Spitze ging mittlerweile zurück auf etwa 4 Millionen Euro Maximum. Und es nimmt jedes Jahr ab. Ich denke, in zwei, drei Jahren haben wir es ganz aufgelöst. Aber wir wollen das geordnet und geregelt abwickeln. Und jeder wird sein Geld bekommen. Aber wir können eben nur soviel Geld herausgeben, wie wir auch verdienen.“
„Wachstum kostet ja Kapital“
Andreas Jelinek weiter: „Und wir wachsen parallel auch sehr stark weiter. Auch dieses Wachstum kostet ja Kapital. Das heißt, es ist erst einmal gebunden, um viele Dinge dauerhaft mit hoher Qualität erledigen zu können.“
Erlös aus Viva Paraguay-Grundstücksverkauf geht in die Tilgung
Business Leaders: Was raten Sie den Genussrechte-Inhabern?
Andreas Jelinek von Proindex Capital: „Noch etwas Geduld. Wir werden eins nach dem anderen abarbeiten. Das ist auch nicht böse gemeint. Das ist keine Unwilligkeit. Wir sehen jeden und wollen das nach und nach erledigen. Allein der Erlös aus dem Verkauf der Viva Paraguay-Grundstücke, abzüglich der Marketingkosten und der Erschließungskosten, geht im Wesentlichen in die Tilgung.
Das ist ein großes Projekt, das kann ich ja sagen. Wir haben momentan eine Sonderaktion mit 33 Euro pro Quadratmeter Bauland, welches von uns voll erschlossen wird. Das beinhaltet die Versorgung mit Strom, Wasser und Glasfaser-Internet, auch den Bau von Straßen und die Anlage von Grünflächen sowie Freizeiteinrichtungen.“
Business Leaders: Herr Jelinek, wir danken für das Interview.
Lesen Sie im nächsten Teil über Investments in Paraguay: Eine Scholle, wo der „Iwan“ keinen Krieg anzettelt und wo es keine Energiekrise gibt.
(FM)