Die Bezirksparlamentarier von Friedrichshain sind sich bereits seit einem Jahr darüber einig: „Das Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks (RAW) an der Revaler Straße hat sich zu einem wichtigen und international bekannten Standort für Clubs, Kneipen und Ateliers entwickelt. Außerdem befinden sich auf dem Grundstück eine Kletter- und Skaterhalle, Kulturprojekte, soziale Projekte und Vereine.“
Im Osten und Süden betreibt die Deutsche Bahn beziehungsweise der spanische Schienenfahrzeughersteller Patentes Talgo S.L. aus Las Matas bei Madrid weiterhin Anlagen zur Wartung von Nachtzügen.
Ziel des Bezirks Friedrichshains ist es, „das Areal dauerhaft als Kultur- und Freizeitstandort zu erhalten.“ Dazu liegt ein entsprechender Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Friedrichshain-Kreuzberg von Juli 2014 vor, der sich zudem gegen eine Wohnbebauung am Standort ausspricht.
Dennoch hat die letzte freie Fläche des RAW im Osten um die Halle 13 in der Revaler Straße 99 nun ein Münchener Investor gerkauft, der nichts anderes macht, als Wohnungen zu bauen, nämlich luxuriöse Studentenpartements mit Concierge-Service und vollmöbliert ab 615 Euro monatlich warm.
Wie edel und modern seine Studentenapartments aussehen, hat der Käufer, die International Campus AG aus der Blumenstraße 28 in München, in Berlin Kreuzberg in der Köpenicker Straße 43 bereits vorgemacht.
Das 1. The FIZZ Berlin steht seit einem Jahr in Kreuzberg
Dort hat die International Campus AG vor einem Jahr, am 2. Oktober 2014, gemeinsam mit dem Berliner Familienunternehmen und Investor Gädeke & Sons GmbH aus der Uhlandstraße 181-183 in Charlottenburg unter dem Markennamen The FIZZ Berlin ein siebengeschossiges Haus mit 212 vollmöblierten Apartments auf einer Wohnfläche von 1.600 Quadratmetern errichtet. Nur noch sieben Apartments sind zur Zeit frei.
Die Apartments sind durchschnittlich 21 Quadratmeter groß und kosten monatlich ab 615 Euro warm, Internet eingeschlossen. Das teuerste Apartment mit Terasse und Zugang zum Garten kostet 695 Euro. Ein Concierge sorgt für Komfort und Sicherheit. Jedes Apartement hat einen eigenen Fahradaufbewahrungsraum. Kostenlos nutzbar ist ein Seminarraum, eine Clublounge mit TV, Tischfussball und einer großen Gemeinschaftsküche, obwohl die Apartments ebenfalls eine eingebaute Küchenzeile haben.
In den nächsten fünf Jahren will die International Campus AG in Deutschland
etwa 20 Wohnhäuser unter der Marke „THE FIZZ“ betreiben.
Am 2. Oktober 2015 gab die International Campus AG bekannt, dass sie die Anzahl ihrer Studentenapartments im Management in den letzten Monaten auf rund
1.500 Apartments verdoppelt hat.
Zum Start des Wintersemesters 2015/16 wurden die Studentenwohnhäuser THE FIZZ Hannover und THE FIZZ Frankfurt Gallus eröffnet. Der denkmalgeschützte, erste Gebäudeabschnitt des Studentenwohnhauses THE FIZZ Darmstadt wurde ebenfalls fertiggestellt und eröffnet. Die Objekte in Hannover und Darmstadt sind bereits voll vermietet, das Studentenwohnhaus im Gallus in Frankfurt ist zu fast 95 Prozent ausgebucht.
International Campus setzt die Wachstumsstrategie weiter fort: Neue Studentenwohnhäuser sind unter anderem in Köln, Frankfurt, Aachen und Hamburg in Planung.
Inklusive der in Entwicklung befindlichen Studentenwohnhäuser wird International Campus nach eigenen Angaben künftig etwa 3.500 Apartments betreuen und weiter stark wachsen.
Horst Lieder, Vorstandsvorsitzender der International Campus AG: „Unser Ziel ist es, in den kommenden Jahren 15 bis 20 Studentenwohnhäuser in den deutschen ‚Big Seven‘ sowie wachsenden Universitätsstädten zu betreiben.“
Berlin gehört zweifellos zu den Big Seven.
In Berlin sind im Wintersemester 2014/15 167.400 junge Menschen an vier Universitäten, drei Kunsthochschulen, sieben Fachhochschulen und mehreren Dutzend Privathochschulen immatrikuliert. Drei der vier Berliner Universitäten sind Exzellenz-Universitäten. Rund 16 Prozent der Studierenden kommen aus dem Ausland. In der Hauptstadt gibt es insgesamt aber nur 9.411 Wohnheimplätze.
Aber wie will der Münchener Studentenapartment-Erbauer und -Betreiber an dem Wohnungsbau-Verbots-Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung vom Juli 2014 vorbeikommen?
Dazu seien Gespräche zwischen der Bauaufsicht von Stadtrat Hans Panhoff (Grüne) und dem Unternehmen geplant, ließ Bezirkssprecher Sascha Langenbach wissen.
Und auch die International Campus AG selbst zeigt sich flexibel. „Ziel ist es, auf dem Gelände nicht nur studentisches Wohnen unterzubringen, sondern auch Kultur“, sagte ein Sprecher der International Campus AG am gestrigen Donnerstag.
Die alten Besitzer des Geländes um die Halle 13 in der Revaler Straße 99, die Neue Heimat UG von Danny Faber und Andreas Söcknick (die man als Betreiber der ehemaligen Bar 25 und des Chalet Clubs kennt) hatten sich seit November 2014 vergeblich um eine Baugenehmigung für ihre Neue Heimat bemüht und sind an zu vielen Beschwerden der Anwohner in der Revaler Straße über Lärm und Müll bei der Bauaufsicht gescheitert, die die Partys der Neuen Heimat als illegal eingestuft hat.
Eine Baugenehmigung war aber nötig, um die Neue Heimat UG vor der Insolvenz zu retten. Nun hat die Neue Heimat an die International Campus AG verkauft. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Am 13. September 2015 hatten sich die Betreiber der Neuen Heimat mit ihrem letzten sonntäglichen Village Food Market mit Livemusik vom RAW-Gelände verabschiedet.
NOPE. Gefällt mir nicht. Das ist nicht Berlin. Studenten sollen in Altbau-Wohnungen mit dünnen Wänden, kaputter Dusche und Dachterasse im Hinterhaus wohnen. Sie sollen in Kontakt mit der Wirklichkeit kommen, mit richtigen Menschen, richtigen Berlinern. Das ist doch nicht Berlin; the FIZZ (soll sich das auf Ritz reimen? Das Luxushotel?!) ist für reiche Studenten, die jeden Tag in in ihrer teuren Bude hocken und nichts anderes tun als lernen. Bitte geht nach München, wo ihr hergekommen seid.
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