Hiobsbotschaft für deutsches Bier. Der Bier-Gigant Radeberger schließt Produktionsbetrieb für Schöfferhofer Brauerei nach 150 Jahren wegen steigenden Energiepreisen.
Energiekosten steigen für Schöfferhofer und co.
Wegen des Ukraine-Krieges, der Inflation und den Steigenden Gaspreisen, steigen die Preise in Supermärkten. Im Juli berichtete Ruhr24 von steigenden Bierpreisen um 30 Prozent. Der Preis für Braumalz ist im Vergleich zum Vorjahr um 70 Prozent gestiegen sein, Europaletten um 150 Prozent und der Strom soll gleich 250 Prozent teurer sein. Dazu kommen enorme Heizkosten für die kommenden Wintermonate. Dennoch wurde für Bier nur eine Preissteigerung um 30 % erwartet.
Auf dem kürzlich veranstalteten Oktoberfest 2022 betrug er zwischen 12,60 Euro und 13,80 Euro, das waren durchschnittlich 15,77 Prozent mehr als im Jahr 2019. Dazu gab es dieses Jahr aber heftige Kritik, weil die Maßkrüge nur mit kaltem Wasser gespült werden, um Energie zu sparen. Ein perfekter Nährboden für Bakterien und Viren, nach 2 Jahren bedingter Pause durch Corona.
Der Marktführer Radeberger unter der Muttergesellschaft Dr. Oetker reagiert jetzt auf die Energiekrise und schließt den Produktionsbetrieb am Stammsitz in Frankfurt am Main. Radeberger produziert neben Schöfferhofer noch Jever, Clausthaler, Allgäuer Büble Bier, Guiness, Sion Kölsch, Binding, Dortmunder Kronen, Hövels und weitere. Spätestens im Oktober 2023 soll das letzte Bier in der Binding-Brauerei in Frankfurt am Main gebraut und abgefüllt werden.
Kohlensäure Knappheit setzt Bierproduzenten zu
Kohlensäure gehört zu zahlreichen Getränken, neben Bier findet man es in Wasser, Softdrinks, Energydrinks und Sekt. Umso ärgerlicher ist es, dass die Kohlensäure noch immer Mangelware ist. „Es ist eine harte Zeit“, sagt Walter König vom bayerischen Brauerbund. Der Preiszuschlag für CO2 liegt bei 10 bis 15 Prozent, was für die Industrie eine große Herausforderung darstellt.
Einige Mineralwasserhersteller haben nicht die Mengen an CO2 erhalten, die sie bestellt haben, erklärt der Sprecher der Genossenschaft Deutscher Brunnen. Deshalb müssen einige Unternehmen nun ihre Produktion einstellen. „An einzelnen Stellen wurde die Produktion schon zurückgefahren“, sagt Bielenstein. Der Grund für den Mangel liege in der Düngemittelbranche: „Als die Gaspreise extrem gestiegen sind, haben die Hersteller von Düngemitteln ihre energieintensive Produktion zurückgefahren“, sagt Bielenstein. „Ein Nebenprodukt der Herstellung ist CO2.“
Das europäische Werk eines Kohlensäure-Lieferanten soll mittlerweile sogar geschlossen sein, sagte Brauerei-Chef Gottfried Csauth dem BR. Statt den üblichen 28 Tonnen Kohlensäure, die in die Tanks der Brauerei passen, habe er überraschenderweise Ende August nur 7,5 Tonnen geliefert bekommen.
Radeberger und Schöfferhofer bleiben erhalten
In der Pressemitteilung gibt die Radeberger-Gruppe Zusatzbelastungen in dreistelliger Millionenhöhe an. Die Branche habe sich noch nicht annähernd von den Folgen der Pandemie erholt und ächze nun bereits unter den wohl dramatischsten Kostensteigerungen seit Ende des Zweiten Weltkriegs. „Allein in unserer Unternehmensgruppe belaufen sich diese Belastungen nach derzeitigem Stand bereits auf einen zusätzlichen dreistelligen Millionenbetrag, Tendenz weiter steigend. Eine Summe, die sich nicht mehr allein durch Effizienzsteigerungen abfedern lässt“, so der Brauereichef.
Bis die Preise also auch im Supermarkt ankommen, kann es nicht mehr lange dauern. Obwohl sich der Standort für ein paar Marken ändert, verspricht das Unternehmen, dass alle Marken erhalten bleiben und die Rezeptur sich nicht ändern wird. Die Ressourcen aus dem Frankfurter Standort werden auf die restlichen 13 Brauereien des Unternehmens aufgeteilt, um dort das Produktionsniveau halten zu können.
Mit den Mitarbeitern des Frankfurter Standorts sollen gerechte Lösungen gefunden werden, berichtet der Schöfferhofer Produzent. „Für die betroffenen rund 150 Mitarbeitenden wird die Radeberger Gruppe in den jetzt anlaufenden Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretungen wo immer möglich sozialverträgliche Lösungen suchen. Das können zum Beispiel Angebote für Altersteilzeit oder auch alternative Jobangebote an ihren anderen Standorten sein.“
(TB)
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