Spandauer Reporterin: Ich mache einen Bogen um Streitlustige.

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Berlin, deine Schattenseiten sind beklemmend, kommentiert heute Antje Pölsch in der Berliner Zeitung (Ausriss aus Berliner Zeitung)
„Berlin, deine Schattenseiten sind beklemmend“, kommentiert heute Antje Pölsch in der Berliner Zeitung (Ausriss aus Berliner Zeitung)

Die Spandauer Reporterin Antje Trölsch, Jahrgang 1966, kommt aus eigenem Erleben in ihrem heutigen Kommentar in der Berliner Zeitung zu dem Schluss: Ich mache einen Bogen um Streilustige.

In ihrem heutigen sehr persönlichen Kommentar „Berlin, deine Schattenseiten sind beklemmend“ schildert sie, was geschah, als sie mal einen Streit zu schlichten versuchte.

Mein Begleiter am U-Bahnhof Wilmersdorfer Straße (wurde) von einem stark durchtrainierten Mann angerempelt. Während mein Begleiter versucht, eine offene Eskalation zu vermeiden, gerate ich in Wallung und gebe lautstark Contra. Ich bin in die Falle getappt, genau darauf hat der Angreifer gewartet. Er beschimpft mich. „Ey, Alte, biste bekifft oder was?“ und „Verpiss Dich!“ waren nur einige seiner Sätze. Wir brüllen uns quer über den Bahnsteig an, der einfahrende Zug rettet mich vor einer weiteren Eskalation.

Seitdem mache ich einen Bogen um streitlustige Zeitgenossen. Ignoranz scheint mir für diese Menschen die bessere Strategie zu sein. Aber wieder stelle ich mir die Frage nach dem Risiko des Großstadtlebens. Eigentlich reicht ein Blick in die Polizeimeldungen, um dieses ungute Gefühl zu bestätigen.

Gestern Abend wurde in Neukölln versucht, einen Mann vor einen einfahrenden Zug zu stoßen

Am Donnerstagabend, dem 24. September 2015, soll ein Mann in Neukölln versucht haben, einen anderen Mann vor einen einfahrenden Zug zu schubsen. Gegen 17.40 Uhr wartete ein 54-Jähriger zusammen mit einem Begleiter auf dem Bahnsteig des S-Bahnhofs Neukölln. Nach derzeitigem Ermittlungsstand wurden die beiden von einem 31-Jährigen zunächst angepöbelt. Anschließend soll der Pöbler versucht haben, den 54-jährigen Mann vor den in Richtung Südkreuz einfahrenden S-Bahnzug zu schubsen.
Der 30-jährige Begleiter des Mannes konnte den Angriff jedoch abwehren, so dass der Geschubste unverletzt blieb. Weitere Passanten hielten den 31-Jährigen fest, bis die zwischenzeitlich alarmierte Polizei eintraf und den Mann festnahm. Die 5. Mordkommission hat die derzeit noch andauernden Ermittlungen übernommen.

In der Nacht davor kam es zu Massenschlägereien zwischen Familien und Gruppen in Neukölln und Spandau. Eine Vielzahl der Beteiligten fand sich anschließend in Krankenhäusern wieder.

Am Mittwoch, dem 23. September 2015, Kurz nach 19 Uhr gerieten Mitglieder einer Familie, die nach polizeilichen Erkenntnissen bereits länger im Streit sind, in der Silbersteinstraße in Neukölln aneinander.

Die Beteiligten werfen sich gegenseitig vor, angegriffen worden zu sein. Nach den Aussagen eines 55-Jährigen und einer 46-jährigen Frau auf der einen sowie fünf Männern im Alter von 18, 19, 24, 31 und 56 Jahren auf der anderen Seite, soll die größere Gruppe mit Knüppeln, ihre beiden Kontrahenten mit einem Knüppel und Reizgas bewaffnet gewesen sein.

Bei der Auseinandersetzung erlitten der 55-Jährige und die Frau leichte Kopfverletzungen. Die 18-, 31- und 56-jährigen trugen Augenreizungen davon. Alle Verletzungen wurden ambulant im Krankenhaus behandelt. Bei dem 19-Jährigen, der ebenso leicht am Kopf verletzt und auch ambulant behandelt wurde, fanden die Polizisten ein Messer, welches jedoch offensichtlich nicht zum Einsatz kam. Dieses wurde beschlagnahmt. Die Ermittlungen werden wegen gefährlicher Körperverletzung sowie wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz geführt.

In der Neuendorfer Straße in Spandau gerieten am selben Abend nach derzeitigem Ermittlungsstand zwei Gruppen gegen Mitternacht in Streit und schlugen mit Gegenständen aufeinander ein.

In der Folge erlitt ein 32-Jähriger eine Stichverletzung in den Bauch. Er kam in ein Krankenhaus, wo er notoperiert werden musste. Ein 23- und ein 36-Jähriger aus der Gruppe des Schwerverletzten erlitten Schnittverletzungen, konnten das Krankenhaus nach einer ambulanten Behandlung aber wieder verlassen. Zwei Männer im Alter von 21 und 27 Jahren aus der anderen Gruppe mussten wegen Kopfplatzwunden in einer Klinik ambulant behandelt werden.

Die Kriminalpolizei der Direktion 2 hat die Ermittlungen zu den Hintergründen des Streits aufgenommen.

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