Die Tagebaue in Brandenburg verschmutzen die Spree. Dies könnte schwere Folgen für Berlins Trinkwasser haben. Das größte Wasserwerk der Hauptstadt in Friedrichshagen, bekommt einen Großteil seiner Wasserquellen aus dem Randgebiet des sich im Osten Berlins befindlichen Müggelsees.
In den letzten paar Jahren ist der Sulfatgehalt des Seewassers enorm angestiegen. Laut Trinkwasserverordnung ist ein Grenzwert von 250 Milligramm Sulfat pro Liter geduldet und zieht noch keine schweren Folgen mit sich. Ein zu hoher Sulfatgehalt im Trinkwasser kann zu Erbrechen und Durchfall führen. Zusätzlich beschleunigt Sulfat die Korrosion von Leitungen und Beton.
Sulfat lässt sich nicht mechanisch beseitigen
Dem Tagesspiegel zu Folge, teilte die Umweltverwaltung auf Anfrage der Grünen-Abgeordneten Silke Gebel mit, dass eine weitere Wasseraufbereitung wegen des Sulfatgehalts 20 bis 50 Cent pro Kubikmeter Wasser kosten würde. Bei dem aktuellen Wasserpreis eines Kubikmeters von 1,81 Euro zuzüglich der Mehrwertsteuer müsste man mit einem Gesamtaufschlag von 12 bis 30 Prozent rechnen.
Sulfat lässt sich vergleichsweise mit den berüchtigten „Eisenockern“ nicht mechanisch zurückhalten und aus dem Wasser entfernen. Laut Tagesspiegel, sind die rot-braunen Schlamm-Verursacher weniger belastend und deren Beseitigung benötigt deutlich weniger energieintensive Technik.
Berliner Wasserbetriebe wollen Preiserhöhung umgehen
Ziel der Berliner Wasserbetriebe ist die Umgehung der Preiserhöhung. Die BWB bevorzugt, an der „naturnahen“ Wasseraufbereitung festzuhalten. Hierbei werden nur Mangan und Eisen aus dem Wasser gefiltert. Eine zunächst einfacher klingende Alternative wäre, das Friedrichshagener Wasser mit weniger verschmutztem Wasser zu verdünnen. Laut Umweltverwaltung wäre die Umleitung der Rohre mit einem zu hohen Aufwand verbunden.
Die Frage, ob es aufgrund des hohen Sulfatgehalts der Spree und einer daraus folgenden Korrosion von Betonbauwerken der BWB zu ebenfalls steigenden Abwassertarifen kommt, kann der Senat nicht beantworten. Es sei unklar, ob die bislang aufgekommenen Restaurierungskosten bezüglich Betonkorrosion auf die Sulfatbelastung zurückzuführen sind.
Haftungsfragen könnten sich aus Verträgen zwischen dem Tagebaubetreiber Vattenfall und den Bundesländern Brandenburg und Sachsen ergeben, so der Senat. Dem Wasserhaushaltsgesetz nach könnte eine Haftung auch nach dem Verursacherprinzip einhergehen. Vattenfalls künftiger Rückzug aus dem Braunkohleabbau vereinfacht die Situation ganz und gar nicht.
Dank der eingestandenen Schuld des Landes Sachsen, welches einen Großteil der Sulfatbelastung auf seine Kappe nimmt und deshalb Vattenfalls Notlösung unterstützt, Wasser aus dem Tagebau Nochten in die Neiße zu leiten, konnte der Sulfatgehalt der Spree in geringen Mengen gesenkt werden. Nach dem rasanten Anstieg von 150 auf knapp 200 Milliliter Sulfat pro Liter im Jahr 2014 hat sich der Sulfatgehalt der Spree nun auf etwa 170 Milligramm gesetzt.