Der Berliner Senat zahlt dem Kino Babylon jedes Jahr viel Geld, derzeit sind es 358.000 Euro. Zwar wird ein Großteil dieses Geldes für die Miete verwendet. Trotzdem ist es schwer verständlich, wie die Finanzen des Traditionskinos am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin Mitte ein Fall für das Insolvenzgericht werden konnten.
Tobias Hackel, einer der beiden Babylon-Geschäftsführer, hat vor wenigen Tagen einen Insolvenzantrag wegen Zahlungsunfähigkeit gestellt. Ihm gehören als Gesellschafter 49 Prozent des Unternehmens. Er ist vor allem für das Filmprogramm zuständig und hat bisher Lesungen, Filmreihen und Konzerte organisiert.
„Aufgrund der wirtschaftlichen Lage des Hauses habe ich keine andere Wahl“, sagte Geschäftsführer Tobias Hackel der Berliner Zeitung. Dem Antrag zufolge hat die Neue Babylon Berlin GmbH Verbindlichkeiten in Höhe von mehr als 150.000 Euro. Davon sind mehr als 100 Gläubiger betroffen.
Der zweite Geschäftsführer und 51-prozentiger Gesellschafter ist Timothy Grossman. Dieser agiert seit einigen Jahren alleinvertretungsberechtigt und trifft alle personalpolitischen und wirtschaftlichen Entscheidungen ohne Absprachen.
Seit mehreren Monaten streiken einige Mitarbeiter mit Transparenten der Gewerkschaft ver.di für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen.
Die Anwälte von Geschäftsführer Timothy Grossmann haben Abmahnungen an mehrere Kinomitarbeiter geschickt wegen unwahrer Tatsachenbehauptungen und wegen des Erweckens falscher Eindrücke. Doch das Arbeitsgericht hat vergangene Woche zwei dieser Verfahren zurückgewiesen. Eine weitere Verhandlung findet am 19. November statt.
Timothy Grossman muss den Sachverhalt nun dem Insolvenzgericht zu widerlegen. Dabei muss er auch erklären, wie er 90 Prozent der offenstehenden Verbindlichkeiten innerhalb von drei Wochen begleichen will. Wenn ihm das nicht gelingt, bestimmt das Gericht einen Insolvenzverwalter, der ein tragfähiges Konzept für das Babylon entwickeln könnte.
Im Oktober sprühte Grossman Davidsterne an die Türen des Traditionskinos gegenüber der Volksbühne. Zudem hängte er einen Boykottaufruf in Frakturschrift an die Fassade. Daraufhin sagte der Sänger und Autor Thees Uhlmann seine Lesung ab, ebenso Bela B. von den Ärzten.