Der Privatinvestor kam trotz Einladung nicht, die beiden anderen Eigentümer, das Land Berlin und der Bund, aber schon. Gestern Abend wurde auf einer Bürgerversammlung im Foyer der Berliner Festspiele in der Schaperstraße in Berlin-Wilmersdforf um die Zukunft des Fasanenkiezes gestritten. Der Privatinvestor will Büros, die meisten Bürger und der Senat wollen lieber Kultur und Wohnungen.
Etwa 14 Jahre schon wird gestritten, spekuliert und gemutmaßt über das Stückchen Grün: den Park zwischen der Bundesallee, der Meierottostraße und dem Fasanenplatz in Wilmersdorf. Ein Schock für die Anwohner war die Nachricht: Ein 80 Meter hohes Büro-Haus mit 22 Stockwerken soll hier gebaut werden. Das ist aber inzwischen vom Tisch. Doch es gibt einen neuen Investor. Und der macht nicht alle glücklich.
Bei den Berliner Festspielen standen gestern Planspiele auf dem Programm. Anwohner, Bürgerinitiative und Politiker diskutierten über die Zukunft des Fasanenkiezes. Zur Zeit eine grüne Oase mit Bolzplätzen, Spielplätzen und vor allem Spielstätten. Denn neben dem Festspielhaus steht hier auf einem maroden Betonparkdeck die BAR JEDER VERNUNFT mit Theater, Restaurant und Biergarten. Völlig unvernünftig finden die Bürger, was ein Investor jetzt an dieser Stelle hier plant: nämlich Büros. Die Pläne dafür sind für einige Auserwählte zwar einsehbar, aber nicht öffentlich.
Bärbel Scherhag von der Bürgerinitiative Fasenenplatz sagte gestern rbb-Reporter Ulli Zelle: „Wir haben von ihm nichts. Wir haben aber eine wunderbare Präsentation gekriegt. Und ich kann nur sagen, es wird hier ziemlich dicht mit dem, was er vorhat. Aber wir haben keine Pläne. Wir haben ihn eingeladen. Er hat abgesagt.“ Seit 14 Jahren kämpft Bärbel Scherhag gegen eine zu dichte Bebauung. Der Berliner Architekt Professor Hans Kollhoff aus der Reinhardtstraße 33 in Berlin-Mitte, der den 103 hohen Büroturm Potsdamer Platz 1 errichtete und den Masterplan für zehn Häuser am Alexanderplatz schuf, wovon aber bislang keines gebaut wurde, wie Berlin Journal berichtete, setzte sich vehement für ein Hochhaus ein. Die Bürger waren vehement dagegen. Der Turm ist zwar vom Tisch, der damalige Investor weg. Die Bürgerinitiative feierte mit Sekt den Etappensieg für die Bürger. Aber auch der neue Investor kann mit seinen Plänen nicht überzeugen. Auch nicht die Berliner Festspiele als Anwohner des Fasanenkiezes.
Festspieleintendant: „Jeder Baum zählt“
Thomas Oberender, Intendant der Berliner Festspiele: „Wir wollen hier eine Kulturplaza haben. Wo es Galerien gibt. Wo es Spielplätze gibt. Wo es Bars gibt. Und wo ein öffentliches Leben im öffentlichen Raum stattfinden kann.“ Ulli Zelle: „Keine Büros, wie es der Investor möchte?“ Oberender: „Keine Büros, wie es der Investor möchte. Ich denke, die Stadt verdichtet sich im Moment in einem so rasenden Tempo, dass jeder Baum zählt.“
Der Bezirk stand bisher eher auf der Seite jener, die hier bauen wollen. Das scheint sich geändert zu haben. Partiell. Der Wilmersdorfer Baustadtrat Marc Schulte (SPD): „Für den Bezirk ist ganz klar die Sicherung des Kulturstandortes. Das ist absolute Prämisse für unser Handeln. Und das werden wir auch weiterhin befolgen. Aber wir müssen natürlich versuchen, mit dem privaten Investor eine Lösung zu finden. Wenn der sagt nein, dann können wir relativ wenig erreichen. Und deswegen wird es noch einige Verhandlungen geben.“
Die Bürger haben sich mit allen Anrainern, Architekten und Politikern ein Jahr lang Gedanken gemacht: Sie wollen mehr Parks statt parkende Autos. Das Parkdeck soll daher veschwinden. Die BAR JEDER VERNUNFT bleiben. Und zwar ebenerdig. Und es sollen Wohnhäuser entstehen. Aber bitte mit Berliner Traufhöhe, also 22 Meter, was für 3 Etagen reicht. Stefan Evers, CDU-Fraktionsvize im Berliner Abgeordnetenhaus: „Das ist etwas, was sich lohnt, weiter zu verfolgen.“ Ulli Zelle: „Was der Investor so nicht möchte.“ Evers: „Der Investor ist einer von mehreren Eigentümern. Und die weitaus stärkeren Eigentümer sind selbstverständlich der Bund und das Land Berlin. Und ich glaube, dass wir alles daran setzen müssen, mit diesen drei Eigentümern gemeinsam eine Lösung zu finden. Ich glaube auch, dass das im Endeffekt im Interesse des Investors liegt.“ Anwohner und Kulturschaffende werden sich also noch ein wenig in Geduld üben müssen.