Nach der Finanzkrise im Jahr 2008 kamen Deutsche und Schweizer mit Koffern voller Bargeld auf die deutsche Nordsee-Insel Sylt, um ihr Geld in Häuser und Wohnungen anzulegen und schreckten dabei auch nicht vor den höchsten Quadratmeterpreisen Deutschlands, pro Quadratmeter Wohnfläche 20.000 Euro, zurück, wie der Westerländer Makler Stephan Rudloff dem Finanzachrichtendienst GoMoPa.net erzählte. „Ja, die Kunden hinterfragen seit der Krise die Pleitegeschichten der Banken und wollen ihr Geld davor bewahren. Sie wollen es sicher anlegen. Und Sylt war schon immer eine sichere Betonbank. Die schönen Häuser und Wohnungen auf Sylt bieten eine sichere Vermietungsrendite, die durch die Gäste finanziert wird. Das ist schon immer so gewesen.“
Die Erfolgsgeschichte der deutsche Sonneninsel (1.700 Sonnenstunde im Jahr, 200 mehr als Hamburg) begann 1855, als die Inselhauptstadt Westerland (9.000 Eiwohner) im Jahre 1855 Seebad wurde und Männer und Frauen zum ersten Mal zusammen baden durften.
Das Motto des Westerländer Maklers Rudloff, der zu den Top-Fünf der Inselmakler zählt: „Näher am Strand kann man nicht wohnen!“
Aber genau das ist ein Problem: Sylt kämpft mit der Nordsee um den Sand, auf dem die teuren Häuser stehen, und damit ums Überleben.
Stellen Sie sich einmal vor: Deutschlands schönste Ferieninsel geht einfach unter. Ist nicht mehr da. Nie wieder. Horrorszenario oder bald Wirklichkeit, fragte Harald Lesch (55), Professor für Physik an der LMU München und Lehrbeauftragter für Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie München, in seiner Sendung Leschs Kosmos auf ZDFinfo und sagt: „Sylt ist in Gefahr. Die beliebte nordfriesische Insel kämpft ums Überleben. Wie lange hält sie noch durch? Noch scheint alles in bester Ordnung. Strand. Wellen. Sand. Dünen. Alles, was den Urlaub auf der Insel so erholsam macht.“
Doch die Strände seien bedroht
Professor Lesch weiter: „Genau genommen kämpft man auf Sylt seit den 1960er Jahren um Sand und gegen die Fluten. Seit mehr als 50 Jahren betreibt man aktiv Küstenschutz. Mit Tetrapoden.
Vierfüßige Betonblöcke, sechs Tonnen schwer, sollen den Strand vor der starken Brandung schützen. Nichtsdestotrotz geht weiter Sand verloren. Inzwischen wurden die Tetrapoden neu positioniert. Ob sie hier wirksamer sind, wer weiß? Unermüdlich setzt man auch schweres Gerät ein, um den Strand zu schützen. Eine Sisyphusarbeit. Denn wie jedes Jahr finden auch jetzt wieder Sandaufspülungen statt.
In einer Entfernung von zirka 8 Kilometern kreutzen dafür spezielle Baggerschiffe vor der Westküste Sylts. Sie saugen den Sand aus etwa 15 Metern Tiefe nach oben. Nach einer Stunde ist der Laderaum mit Sand gefüllt und das Wasser abgelaufen. In Küstennähe nimmt das Schiff das Ende der installierten Spülleitung auf. Nun braucht es wieder viel Wasser, um den Sand an den Strand zu pumpen. Und das alles sechs Mal am Tag. Sechs Monate lang. Mit dem kräftigen Strom werden auch Krebse und andere kleine Meerestiere durch das Rohr gepresst. Ein Festessen für die Möven. Der neue, aufgespülte Sand unterscheidet sich hier nicht von dem ursprünglichen. Es ist nur ein künstlich aufrecht erhaltener Kreislauf. Der Strand bekommt ein Lifting, ohne dass die Insel tatsächlich bald verschwinden würde. Der effektivste Küstenschutz seit über 40 Jahren.“
Die Sandaufspülungen kosten allein in diesem Jahr insgesamt 7,2 Millionen Euro, bezifferte der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein aus Husum (LKN.SH).
Professor Lesch stellt jedoch fest: „Trotz allem. Sylt wird kleiner.“
Lesch: „Die Südspitze ist in den letzten 60 Jahren erheblich geschrumpft. Obwohl auch hier Küstenschutzmaßnahmen getroffen worden sind, ging durch Sturmfluten massiv Land verloren. Das Meer holt sich unaufhörlich Sand von den Stränden. Und über Strömungen gelangt er an andere Stellen in der Nordsee. Sandbänke entstehen. Oder sogar neue Inseln.“
Professor Lesch entdeckte eine Insel, die schon so hoch geworden ist, dass die Flut sie nicht mehr überspült. Erste Dünen haben sich gebildet. Und Pflanzen besiedeln bereits das neue Land. „Sylt wird allen Anstrengungen zum Trotz irgendwann untergehen“, meint Professor Lesch. „Aber dann gibt es vielleicht schon die neue Insel Sylt 2.0.“
Wir können sie ja mit Steuergeld retten , dann können die Reichen in Ruhe weiter ihr ausschweifenden Partys feiern .
Ist half ein Sandhaufen, die Insel. Wen wundert es?
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