Die Savills Fund Management GmbH aus Frankfurt am Main, die seit dem 1. September 2015 den Abverkauf des Offenen Immobilien-Publikumsfonds SEB ImmoInvest mit einem Portfolio von bislang 3,9 Millarden Euro managed, gab gestern bekannt, dass sie nun einen Verkaufsvertrag für 17 von insgesamt 19 Objekten des Potsdamer Platz Quartiers in Berlin abgeschlossen hat. Ausgenommen ist ein bereits verkauftes Hotel und ein noch zu verkaufendes Parkhaus am Gleisdreieck.
Der deutsche Fonds SEB ImmoInvest hatte die insgesamt 19 Immobilienobjekte des Potsdamer Platz Quartiers im Jahr 2008 gekauft und nun ein Paket von 17 Objekten an ein Tochterunternehmen des Immobilieninvestors Brookfield Property Partners aus Kanada mit Gewinn verkauft.
Mit der Vertragsunterzeichnung steht laut Savills „eine der größten Transaktionen auf dem deutschen Immobilienmarkt kurz vor dem Abschluss. Der Eigentumsübergang der Gebäude steht noch unter Vorbehalt der Erfüllung von Closing-Voraussetzungen und wird bis Ende des Jahres 2015 erwartet.“
Zum Käufer und Preis der Transaktion teilte Savills mit:
„Der Verkauf des Potsdamer Platz Quartiers wurde im Rahmen eines strukturierten internationalen Bieterverfahrens durchgeführt, in welchem ein Tochterunternehmen von Brookfield Property Partners das beste Angebot einreichte.
Der Verkaufspreis liegt in Summe weniger als 2 Prozent unter dem im April 2015 auf rund 1,3 Milliarden Euro angehobenen Verkehrswert.
Über die Haltedauer von rund sieben Jahren wurde ein positiver Beitrag für die Anleger des SEB ImmoInvest erwirtschaftet. Das Portfolio wurde 2008 nach einem langanhaltenden Anstieg der Immobilienpreise erworben und konnte nun über dem Kaufpreis in 2008 verkauft werden.“
Zur Erläuterung, warum nur 17 der insgesamt 19 Objekte des Quartiers Potsdamer Platz verkauft wurden, führte Savills aus:
„In 2008 umfasste das für den Fonds erworbene Potsdamer Platz Quartier 19 Objekte. In 2013 konnte eine Hotelimmobilie im Rahmen einer Einzeltransaktion für über 100 Millionen Euro verkauft werden. Das angrenzende Parkhaus Gleisdreieck am Schöneberger Ufer gehört nicht zu dem nun verkauften Portfolio, sondern befindet sich separat in der Vermarktung. Somit beinhaltet das nun veräußerte Portfolio 17 Immobilien. Die Immobilien weisen eine Vermietungsrate von rund 80 Prozent der Gesamtfläche auf. Der Leerstand konzentriert sich dabei größtenteils auf ein in der Repositionierung befindliches Bürogebäude.“
Zum Portfolio des gemischt genutzten Stadtquartiers gehören neben sieben Büro- und fünf Wohngebäuden das Einkaufszentrum Potsdamer Platz Arkaden, diverse Entertainmenteinrichtungen wie das Cinemaxx Kino und Stage Theater, das gerade das Udo-Lindenberg-Musical Hintern Horizent aufführt, das Mandala Hotel sowie rund 30 Restaurants und Cafés und mehr als 2.000 Parkplätze in den Tiefgeschossen des Potsdamer Platzes. Besondere Bekanntheit genießt der vom Berliner Architekten Professor Hans Kollhoff errichtete „Potsdamer Platz 1“. In prominenter Ecklage fungiert der 103 Meter hohe Büroturm als weithin sichtbares Tor zum Quartier.
Der Potsdamer Platz inmitten des Berliner Stadtzentrums gehört zu den prominentesten Stadtquartieren Europas und wurde mehrfach für seine besondere, zukunftsweisende Architektur – unter anderem mit dem DGNB Zertifikat in Gold für nachhaltige Stadtquartiere – ausgezeichnet. Mehr als 480 nationale und internationale Unternehmen – darunter Hubert Burda Media, Toll Collect, Etihad Airways, die größte Bank Chinas ICBC, die Konzernrepräsentanz der Daimler AG, Habitat sowie die Anwaltskanzleien Freshfields und Raue LLP und die Wirtschaftskanzleien Morrison & Foerster LLP und Olswang – haben sich hier angesiedelt
Anlässlich des spektakulären Deals erinnerte die Nachrichtenagentur Reuters an die bewegte Geschichte des Potsdamer Platzes:
Bereits vor 100 Jahren stand der Potsdamer Platz für Tempo, für die Moderne. Der Ort regte Künstler wie Ernst Ludwig Kirchner an, seine 1914 entstandene Straßenszene gehört zu den Ikonen der Malerei. Zehn Jahre später wurde der fünfeckige Verkehrsturm errichtet, die erste Ampel in Europa, die für einen reibungslosen Verkehr sorgen sollte. Der Potsdamer Platz war ein bürgerliches Amüsierviertel und ein Verkehrsknotenpunkt, neben U- und S-Bahn hielten dort etliche Busse und zahlreichen Straßenbahnlinien.
Vor 50 Jahren war der Potsdamer Platz ein Symbol der deutschen Teilung. Die Mauer sorgte dafür, dass das Areal im Zentrum der Stadt verödete. „Das letzte Haus am Potsdamer Platz“, das Weinhaus Huth, ging in die Berliner Nachkriegsgeschichte ein, es stand allein auf weiter Flur.
Größte Baustelle Europas
Vor 25 Jahren rückte der Potsdamer Platz wieder ins Zentrum. Die Daimler-Benz AG erwarb das Weinhaus Huth und bezog es in die Entwicklung ihres Gebäudeensembles an diesem Ort mit ein. Nach der Wiedervereinigung wurde der Potsdamer Platz in den 90er-Jahren zur größten innerstädtischen Baustelle Europas. Berliner und Touristen konnten den Fortschritt der Bauarbeiten von der Infobox aus beobachten. Das knallrote Gebäude bildete von 1995 bis 2001 einen markanten Besuchermagneten am Leipziger Platz mit Blick auf die Großbaustelle. Dort entstanden zwei unterschiedliche Komplexe: der etwa 70.000 Quadratmeter große Potsdamer Platz und das nordwestliche gelegene, rund 27.000 Quadratmeter umfassende Sony Center.
Der Kaisersaal, ein Überbleibsel aus Zeiten der Monarchie, wurde in einer spektakulären Aktion aus dem Ruinenensemble des Hotels „Esplanade“ herausgelöst und in das neu entstehende Sony Center verschoben. Das wurde von dem US-Amerikaner Helmut Jahn gestaltet und beherbergt unter anderem ein Kino, das Filmmuseum, Apartments und Büros sowie die europäische Sony-Zentrale. Richtung Potsdamer Platz endet das Sony-Areal mit dem Hochhaus der Deutschen Bahn.