Mithilfe von Gen-Tests an einem kürzlich tot aufgefunden Säugling konnte die Polizei die Herkunft der Mutter ermitteln. Nun müssen rund 1.600 Frauen und Mädchen zur Speichelprobe, die als Täterinnen infrage kommen.
Im Fall eines im März 2016 aufgefundenen toten Säuglings in Berlin-Lichtenberg haben die Ermittlungen inzwischen zu neuen Erkenntnissen geführt. Im Zuge dessen bittet die 7. Mordkommission erneut um Hinweise aus der Bevölkerung.
Am 8. März 2016 gegen 14:40 Uhr hatte ein Passant auf dem ehemaligen Friedhofsgelände in der Ruschestraße 9 in 10367 einen blauen Müllsack im Gebüsch gefunden, in dem sich, in zwei Handtücher eingewickelt, der Leichnam eines Säuglings befand. Die bisherigen Ermittlungen führten nicht zur Namhaftmachung von Tatverdächtigen.
Umfangreiche und zeitaufwändige molekulargenetische Untersuchungen erbrachten inzwischen weitere Erkenntnisse über die noch unbekannte Mutter des Kindes. Demnach dürfte diese die meiste Zeit ihres Lebens nicht in Deutschland verbracht haben. Am ehesten ist davon auszugehen, dass sie aus dem südosteuropäischen Raum stammt und erst einige Jahre vor der Geburt des Säuglings in die Region Berlin kam.
Aufgrund dieser neuen Erkenntnisse wurde durch die Staatsanwaltschaft Berlin ein richterlicher Beschluss zur Durchführung einer DNA-Reihenuntersuchung (sogenannter Massenspeicheltest) bei sämtlichen Frauen und Mädchen erwirkt, die aus Südosteuropa stammten, im Bezirk Lichtenberg wohnen oder wohnten und im gebärfähigen Alter sind.
Hierzu wurden durch die 7. Mordkommission über 1.600 Frauen und Mädchen schriftlich für die Woche vom 3. bis zum 6. April 2017 zur Abgabe einer Speichelprobe, vorgeladen. Der „Massenspeicheltest“ wird in unmittelbarer Nähe vom Fundort des toten Säuglings in der DRK-Notunterkunft, Ruschestraße 104, in 10365 Berlin, durchgeführt.
Weitere kriminaltechnische Untersuchungen haben außerdem ergeben, dass die Mutter des toten Kindes vermutlich in einem Haushalt gewohnt haben dürfte, in dem eine dunkel getigerte Hauskatze gelebt hat. Im Hinblick auf die neuen Erkenntnisse bitten die Ermittler erneut um Hinweise von Zeugen:
- Wer hat in der Zeit vom 6. bis zum 8. März 2016 Beobachtungen im Bereich der genannten Grünanlage gemacht?
- Wer kann Angaben zur Herkunft des getöteten Säuglings machen?
- Wer hat im oben angegebenen Zeitraum Personen in der Grünanlage oder in der näheren Umgebung mit einem blauen Plastikmüllsack gesehen?
- Wer kennt Frauen, die Ende Februar/Anfang März 2016 schwanger waren, danach aber nicht mit einem Baby gesehen wurden oder eine Schwangerschaft kaschiert haben könnten?
- Welche Frau war ab Anfang März 2016 wegen möglicher Beschwerden, die auf eine nicht fachgerechte Geburt hindeuten, in ärztlicher Behandlung?
- Wer kennt Personen, die im Besitz der abgebildeten Handtücher waren und nun nicht mehr sind?
- Wer weiß, wo derartige Handtücher vertrieben werden oder wurden?
- Wer kann sonstige sachdienliche Hinweise geben?
Hinweise bitte an die 7. Mordkommission in der Keithstraße 30 in Berlin–Tiergarten unter der Telefonnummer (030) 4664 – 911 777 oder an eine andere Polizeidienststelle.