In Weißensee steht ein Traditionskino. Das bekannte Toni gibt es schon seit 1919. In den nächsten zwei Jahren soll es aber verkauft werden. Der Besitzer möchte sich zur Ruhe setzen und die Verantwortung abgeben. Doch man kann das Kino nur unter einer Bedingung kaufen…
Das Toni steht schon bald zum Verkauf
Stolzer Besitzer des Kinos ist Michael Verhoeven. Mit seinen 77 Jahren entschied er sich, einen Gang runter zu schalten. Sein Name ist den meisten ein Begriff: mit „Die weiße Rose” hat er sich als talentierter Regisseur in Deutschland schon vor langer Zeit etabliert. Er liebt den Film. Seit 50 Jahren führt er mit seiner Ehefrau eine Produktionsfirma in München.
Es ist genug zu tun. Die Arbeit mit dem Kino wird auf Dauer zu viel. Dazu kommt, dass die Produktionsleitern im Toni bald in Rente geht. Mit ihrem Abgang soll auch die Inhaberschaft wechseln, schreibt die Berliner Zeitung.
Weißensee, eine Top Location
Weißensee ist gerade super angesagt. Immer mehr Familien ziehen in die begehrte Gegend im Norden Berlins. Das Komponistenviertel ist zusammen mit dem Weißen See ein wahrer Magnet für Familien mit Geschmack geworden. Man braucht nur eine halbe Stunde mit der Straßenbahn zum Alex.
Die große Nachfrage ließ die Preise in die Höhe schnellen – Immobilien sind begehrt, Wohnungspreise sind so hoch wie nie. Michael Verhoeven hat sich ein gutes Datum für seinen Verkaufstermin ausgesucht.
Vom Wohnhaus zum Kino
1919 wurde ein Wohnhaus mit Lichtspieltheater gebaut. Damals wurden lediglich Stummfilme gezeigt, das Kino bot aber Platz für 700 Kinobesucher. 1929 wurde für Tonfilme umgebaut. Während des Nationalsozialismus hieß das Kino noch UFA-Theater, in der Nachkriegszeit wurde es von so Sowjets betrieben. Es wurde geschlossen, wieder eröffnet und mit viel Liebe zu dem gemacht, was es heute ist. Heute haben 277 Zuschauer im Kino Platz.
Abgesehen von dem Kino bietet die Immobilie noch mehr. Verhoeven hat erst vor kurzem vier Wohnungen renovieren lassen. Das Dach ist auch sehr vielversprechend, müsste allerdings noch ausgebaut werden. Käufer bekommen also das volle Paket.
Einmal Kino, immer Kino!
Das Kino ist gefragt. Eine solche Immobilie in dieser Lage – super attraktiv für Investoren. Potentielle Käufer müssen allerdings eine Bedingung erfüllen, bevor sie in die engere Auswahl kommen.
Michael Verhoeven lebt für den Film. Er könnte sein Toni nicht in die Hände eines Immobilien Tycoons geben. „Ich möchte, dass das Kino Kino bleibt. So kommt es in den Kaufvertrag. Wer kein Kino machen will, bekommt das Toni nicht.“ Das ist wahre Leidenschaft.
Seine enge Beziehung zu dem Kino is verständlich. Schließlich kann er sich schon seit 23 Jahren als stolzen Besitzer des Toni bezeichnen. Er selbst hat viel Liebe und Arbeit das Kino gesteckt. Nachdem Erwerb im Jahr 1992 hat er das Kino ständig umgebaut und verbessert.
Aktuell hat das Toni zwei Säle. Einen großen mit 275 Sitzplätzen und einen kleineren mit 102 Sitzplätzen. Das Kinoprogramm im Toni ist perfekt für Filmfans. Gezeigt werden deutsche und europäische Art-House-Filme. Aber auch alte Klassiker aus der DDR und Kinderfilme finden ihren Weg ins Programm.
Das Publikum war immer schwer für Kinobesuche im Toni zu begeistern. Verhoeven musste das Kino viele Jahre aus eigener Tasche mitfinanzieren. Er hat oft die Hälfte der anfallenden Kosten selbst getragen. Die Zeiten ändern sich, und so auch der Geschmack er Kinogänger. Im Jahr 1997 besuchten noch 120.000 Filmfans das Toni, 2005 waren es nur noch 35.000. Grund dafür sein die vielen großen Kinos, die mit viel Werbung und Geld die aktuellen Blockbuster zeigen. Art-House geht da schnell mal unter.
Das Toni musste für seine Kinogäste kämpfen
Verhoeven wollte den Kampf gegen die Mainstream Streifen aus Hollywood nicht verlieren. Ihm wurden aber immer wieder Steine in den Weg gelegt. Im Jahr 2006 wollte er eine elektronische Anzeigetafel an die Fassade des Kinos anbringen. So sollte für Filme besser geworben werden. Die Stadtverwaltung in Pankow hat das allerdings nicht erlaubt. Die Art der Werbetafel sei nicht ortstypisch genug, und man wolle das Ortsbild am Antonplatz natürlich nicht negativ beeinflussen.
Nachdem Bekanntwerden ihrer Begründung nahm die Behörde sie schnell zurück. Seitdem verbesserte sich die finanzielle Lage des Kinos. Das Toni kommt nun ganz ohne private Mittel aus.