Nach langer Trockenperiode kommt das Unwetter. Berlin im Ausnahmezustand, Konzertausfälle und Überschwemmungen prägen das Wochenende.
Feuerwehr Berlin ruft Ausnahmezustand wegen Unwetter aus
Die Berliner Feuerwehr hat um 16.56 Uhr am Freitagnachmittag der Ausnahmezustand für das Wetter ausgerufen und eine Meldung auf Twitter dazu veröffentlicht. Insgesamt wurden Elf Freiwillige Feuerwehren aus der Umgebung zur Unterstützung gerufen. Bisher waren die meisten Schäden vollgelaufene Keller, größere Unwetterschäden wurden in Berlin bislang nicht gemeldet. Die Feuerwehr musste über 100 Mal aufgrund des Unwetters ausrücken. Dazu kamen einige Autounfälle, unabhängig vom Unwetter.
Die @Berliner_Fw hat den #Ausnahmezustand_Wetter #AZ_Wetter ausgerufen. 11 #Freiwillige_Feuerwehr|en und mehrere Einsatzmittel zur #Erkundung wurden in den Dienst gerufen. Die Einsätze werden mittels Priorisierung abgearbeitet. Danke an alle, die jetzt zusätzlich unterstützen.
— Berliner Feuerwehr (@Berliner_Fw) August 26, 2022
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gab ebenfalls am Freitag eine Unwetterwarnung heraus. Am Nachmittag wurde zeitweise sogar die höchste Warnstufe ausgerufen. „Bis in die Nacht zum Sonntag gebietsweise starke Schauer und Gewitter, lokal eng begrenzt mit Starkregen bis 25 l/qm in kurzer Zeit, Wind- und Sturmböen zwischen 50 und 75 km/h (Bft 7-9) sowie kleinkörnigem Hagel. Sehr kleinräumig auch unwetterartiger, teils extremer Starkregen mit Mengen zwischen 40 und 60 l/qm in kurzer Zeit oder in mehreren Stunden nicht ausgeschlossen.“
Meteorologe Marcel Schmid vom Deutschen Wetterdienst betont jedoch, dass die schweren Gewitter nicht überall herunterkommen werden: „Es wird nicht jeden treffen. Am einen Ort kann es schütten und am anderen Ort bleibt es komplett trocken. Es ist eine lokale Angelegenheit.“
Ärzte Konzert, Schlosspark-Nacht und Bürgerfest fällt aus
Das Konzert der Band „Die Ärzte“ auf dem Tempelhofer Feld am Freitag ist abgesagt worden. Wie der Veranstalter am Freitagnachmittag auf Twitter mitteilte, sei man aufgrund eines aufziehenden Unwetters gezwungen, die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen zu beenden. Die Sorge vor Blitzeinschlägen und Überschwemmungen seien unverhältnismäßig. Am Samstag und Sonntag soll das Konzert wie geplant stattfinden.
1/ Schubidu, die Türen gehen wie geplant auf! Also die Einlässe. Wäre ja albern, wenn’s wirklich "Türen" wären. Naja, ihr wisst schon. (Obacht: wie auch 2013 wird’s für die vorderen Bühnenbereiche Zugangsbändchen geben. First come, first served – until Kapazität
— THFlive (@thflive) August 27, 2022
Das Bürgerfest von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender fiel am Freitag buchstäblich ins Wasser. „Der Deutsche Wetterdienst hat angekündigt, dass es über Berlin kreisende Gewitter gibt“, sagte Steinmeier seinen rund 3000 Gästen im sehenswürdigen Park von Schloss Bellevue. Über 1500 ehrenamtliche engagierte Gäste waren aus ganz Deutschland eingeladen, „In einem Jahr treffen wir uns hier genau wieder – mit guter Laune und besserem Wetter“, vertröstete der Bundespräsident seine Gäste.
Die Stadt Oranienburg (Kreis Oberhavel) hat dennoch wegen der weiter bestehenden Unwetterwarnung die Schlosspark-Nacht am heutigen Samstagabend abgesagt. Wegen der schlechten Wetterbedingungen werde die Veranstaltung nicht stattfinden, teilte die Tourismus und Kultur Oranienburg gGmbH am Samstag mit. Bereits gekaufte Tickets könnten in der Tourist-Information zurückgegeben werden.
Unwetter beeinflusst Flughafen BER
Am neuen Flughafen BER wurden die Arbeiten zur Sicherheit für die Beschäftigten vorübergehend unterbrochen. Knapp zwei Stunden lief die Abfertigung wegen des Unwetters nur noch eingeschränkt, sagte ein Flughafensprecher am Freitagnachmittag. Es wurde mit weiteren Verzögerungen im Flugverkehr aufgrund der gestörten Abläufe gerechnet. Nach Angaben des DWD fielen im Bereich des Flughafens innerhalb einer Stunde über 50 Liter Regen pro Quadratmeter.
Aufgrund des Klimawandels werden solche Ereignisse immer häufiger. In Berlin ereignete sich ein Unwetter der Superlative am 14. April 1902. Die Straßen standen stundenlang unter Wasser mit schlimmen Folgen. Einige enge Gassen wurden zu Kanälen für das abfließende Wasser und riss die Fundamente der angrenzenden Häuser weg. Im Jahr 1959 gab es in der Nähe von Berlin Marzahn, bei Berlin Bernau einen Tornado, der aber nur landwirtschaftliche Schäden verursachte.
(TB)